Anxiety in der Schule
„Anxiety“, viele Jugendliche verwenden dieses Wort, aber Erwachsene wissen meist nicht, was wir damit meinen. Anxiety können zum Beispiel Bauchschmerzen sein, die du vor einem Gespräch hast, oder der Druck auf deiner Brust, wenn du durch eine Straße mit vielen Menschen durchgehen musst. Leute denken immer, dass Anxiety nicht so ein großes Ding ist, ein Modebegriff, jedoch sagt die Statistik (National Institutes of Health), dass einer von drei Jugendlichen Anxiety hat, das bedeutet, wenn in einer Klasse 30 Schüler*innen sitzen, zehn davon betroffen sind.
Als ich vor fünf Jahren nach Österreich gezogen bin, hat das Ganze begonnen. In Syrien war ich immer ein Einserschülerin, ich kam nach Österreich und plötzlich war es anders. Ich konnte die Sprache nicht, ich hatte keine Freund*innen, meine Noten waren schlecht, deswegen würde ich auch von meinen Mitschüler*innen verurteilt, so hat es mit mir und meiner Anxiety begonnen.
Allein der Gedanke, in die Schule zu gehen, löst in mir Nervosität aus. Vielleicht denken Erwachsene, dass man faul ist und einfach nicht in die Schule will, es ist aber nicht so, wir zerdenken nur den Gedanken, in die Schule zu gehen, so sehr: „Was ist, wenn ich was Dummes mache, oder etwas Dummes sage? Was ist, wenn ich nicht so gut wie die anderen bin? Was ist, wenn die anderen mich nicht mögen?“ Das „Overthinking“ nimmt kein Ende. Man hat das Gefühl, sich selber von Außen beim Sprechen zuzusehen und sich die ganze Zeit zuzurufen: „Versau es nicht!“ Man redet und redet, innerlich wird es immer schlimmer und wenn das Gespräch beendet ist, beginnt das eigentliche Drama: „Was denkt sie über mich, war ich zu ‚awkward‘? Hilfe!“
Das macht es schwierig im Schulalltag mitzuarbeiten und sogar Hausübungen abzugeben. Ich habe immer die Deutsch-Hausübungen gemacht, aber nur zweimal abgegeben, weil ich mir immer Sorgen gemacht habe, was wäre, wenn die Lehrerin mich dumm findet, weil ich zu viele Fehler habe. Es ist dasselbe mit Mitarbeit, man denkt zu viel, bevor man sich meldet, sodass man am Ende vergisst, was man überhaupt sagen wollte oder die Stimme plötzlich weg ist.
Auch wenn man es mir nicht ansieht, weil ich ganz ruhig dasitze, bin ich innerlich panisch. Das Einzige, was hilft, ist mich abzulenken, an etwas anderes zu denken, an eine Serie, die ich mag, aber dadurch kann ich dem Unterricht nicht folgen. Ich würde mir wünschen, dass Lehrer*innen sich mehr mit diesem Thema befassen würden und nicht glauben, ich wäre faul oder eine schlechte Schülerin.
Leen ist 19 Jahre alt und besucht das Gymnasium am Augarten.