Eigentlich wollte ich das Interview mit Jürgen Czernohorszky, seines Zeichens Bildungsstadtrat von Wien, in der Biber Refugee Edition nur kurz überfliegen, dann bin ich aber über etwas gestolpert, was ich jetzt einfach kurz loswerden muss. Nämlich, dass er auf die Frage welche Schulen besonders schlecht seien, erwiderte, dass es in manchen Schulen große Sprachdefizite gäbe und viele Kinder dort anfangs nicht einmal Schere oder Stift halten könnten. Ob er jetzt über Volksschulen, Neue Mittelschulen oder Gymnasien redete, ging nicht ganz hervor. Nichtsdestotrotz präsentierte er die Lösung für dieses Problem gleich mit. Sage und schreibe 14 neue Schulpsychologinnen und Psychologen sollen ab diesem Herbst die „tollen Lehrerteams“ an den betroffenen Schulen unterstützen. Die Frage ist nur „Wie?“.

Die Schulpsychologin, in seltenen Fällen auch der Schulpsychologe, kommt meiner Erfahrung meistens nur alle heiligen Zeiten in Kontakt mit Schülerinnen oder Schülern. Je nachdem, wie stressig das Schuljahr ist, gehen normalerweise ein bis zwei Leute pro Klasse zur Schulpsychologin, kaum für mehr als eine oder, wenn’s hochkommt, zwei Sitzungen. Zumindest ist das bei mir in der AHS der Fall und in der NMS wird die Situation kaum anders sein. Sofern in der Volksschule eine Schulpsychologin oder ein Schulpsychologe existiert, fällt es normalerweise auch nicht in deren Aufgabenbereich, den Kindern den richtigen Umgang mit einer Schere oder einem Stift beizubringen. Ausgenommen natürlich die Möglichkeit, dass das Kind versucht haben könnte andere mit einer Schere oder einem Stift zu verletzen.

Naja, man darf jedenfalls gespannt sein und wer weiß, vielleicht lösen dieses 14 Frauen und Männer alle Probleme unseres Schulsystems, wenigstens fast. Oder fehlt dafür noch Psychologe/in Nummer 15?