Durchgeboxt

Wieso mache ich alles falsch? Jede Woche eine Aussage bei der Polizei, mit einem Bein im Häfen.

Kennt ihr das Sprichwort: "Zeig mir deine Freunde und ich sag dir wer du bist!" Das trifft zu 100% auf mein damaliges 15-jähriges Ich zu.

Ich freundete mich damals mit jedem an, kannte sehr viele Leute, gute aber auch schlechte - wie es eigentlich so üblich ist. Ich war überall, hab alles mitgemacht - von Raubüberfällen, Drogenhandel bis Körperverletzungen und das ganze Zeug. Am Anfang habe ich alles mitgemacht um eine Führungsposition zu bekommen, jeder respektierte mich und ich bekam einen großen Namen. Ich ging in die Schule und jeder grüßte mich, auf der Straße nickten mir alle zu. Alle machten, was ich gesagt habe. Ich baute so viel Scheiße, dass die Polizei jede Woche in die Schule kam, mir jeden Monat irgendwelche Briefe schickte, bei Gesprächen jedes Mal die gleichen Fragen, immer derselbe Scheiß.

Straßenkämpfe

Ein Junge aus meiner Schule gründete eine Gang namens "Liberté" und fragte mich ob ich da rein will und da ich öfter mit ihm draußen war, habe ich zugestimmt. Wir sammelten über 50 Leute zusammen. Wir änderten unseren Namen zu „VDK“, hatten Streit mit andere Gangs in Wien wie auch mit den Goldenbergs. Wir gewannen alle Kämpfe und jeder redete über uns.

Nach einem schweren Raub auf einer Trafik, an dem ich nicht beteiligt war, aber die Älteren aus der Gang, gab es sehr viel Streit und viele Leute kamen ins Häfen. Damit nicht alle so enden haben wir uns dazu entschieden, die Gruppe aufzulösen. Da ich nichts außer Enttäuschung in die Familie brachte, wollte ich endgültig mit dem Ganzen aufhören dann kam mir eine Idee und zwar dachte ich mir, auf der Straße illegal um Geld zu kämpfen. Ich ging zu einen Jungen aus meiner Schule, der mir neulich im Pausenhof erzählt hatte, dass er Leute kennt die solche ‘‘Straßenkämpfe‘‘ organisieren.

Boxen

Alles klappte, ich fing an zu trainieren. Schon nach zwei Wochen kämpfte ich gegen ein Jungen aus der Ukraine, ich schlug so lange auf ihn ein, bis meine Hand wehgetan hat. Als wir getrennt wurden, bekam ich meine versprochenen 50€, jeder feierte mich und ich wurde nun zu anderen Kämpfen eingeladen. Ich brachte Geld nachhause, alles war gut, bis die Polizei drauf gekommen ist. Nach der Gerichtsverhandlung musste ich dann für 14 Monate zu einer Psychologin. Ich redete mit ihr über das alles und sie lud meine Eltern zu sich ein. Sie sagte, es wäre eine gute Idee mich in ein Boxgym zu schicken. Da meine Eltern anfangs dagegen waren, weil sie befürchtetetn, ich würde das dann auf der Straße weitermachen,musste die Psychologin sie überreden. Schließlich hat es geklappt und ich ging in einen Box-Verein in Floridsdorf.

Nach einiger Zeit wurde ein Promoter aus der USA der in Wien lebt, auf mich aufmerksam. Er holte mich zu sich. Daraufhin trainierte ich ein Jahr lang im Holmes Place. Mein Promoter hat mir alles gezahlt, ich trainierte jeden Tag. Nach zwei Jahren hartem Training habe ich es geschafft, ich durfte in die USA ins Trainingslager fliegen.

Mittlerweile habe ich ein eigenen Sponsor, eine eigene Managerin und einen eigenen Promoter. Meine Vergangenheit habe ich hinter mir gelassen, ich fokussiere mich nur noch auf die Zukunft. Ich werde so hart trainieren bis ich die Olympischen Spiele 2020 gewinne und dann zum Profi werde.

Ist 17 Jahre alt.

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