Falsche Freunde

Ich war nie eines der wirklich beliebten Mädchen in der Schule. Komischerweise habe ich mich aber immer mit den „coolen“ Leuten angefreundet. Man muss dazusagen, dass ich früher sehr beeinflussbar war und auch sehr gutmütig.

Vielleicht war das der Grund, warum sie sich mit mir angefreundet haben. Sie dachten wahrscheinlich, dass sie mit mir machen können was sie wollen und mich auch jederzeit ersetzen können, was sie auch getan haben. Meine Mutter hat mir schon früher immer gesagt, dass ich mich von Leuten nicht so ausnutzten lassen soll. Damals hab ich nicht auf sie gehört, heute wünsche ich mir, ich hätte es getan.

Diese Mädchen haben sich zuerst mit mir angefreundet und alles mit mir gemacht. Ich war ihre beste Freundin und sie meine. Zumindest dachte ich das. Irgendwann hat es begonnen für mich komisch zu werden, weil sie sich immer weniger mit mir unterhalten haben oder mich für Dinge beschuldigt haben, die ich nicht getan habe. Aber mir hat keiner geglaubt. Ich hatte wirklich keine Ahnung, wieso sie auf einmal nichts mehr mit mir zu tun haben wollten. Dazu kam auch noch, dass ich nicht so gut in der Schule war und die dritte Klasse wiederholen musste.

Als dann das Ende des Schuljahres da war, war ich ziemlich traurig, da ich wusste, ich muss die Klasse nochmal machen und das hat mich somit auch von meinen Träumen zu studieren weiter entfernt. Es war auch schwer mit anzusehen, wie alle weiter gekommen sind und ich nicht.

Überraschenderweise hab ich mich in der neuen Klasse recht wohlgefühlt und dachte auch, dass die viel besser ist als die alte. Unglücklicherweise hat sich nur alles wiederholt, wenn auch nicht so schnell. Die Leute waren sehr lange sehr nett zu mir und ich hatte auch meine Gruppe an Freunden. Ich habe sogar meine jetzige beste Freundin dort gefunden. Sie ist wirklich eine tolle Freundin und ohne sie wären die dritte und vierte Klasse wahrscheinlich auch nicht so verlaufen wie sie sind.

Leider wechselte sie nach der vierten Klasse die Schule. Ich musste also neue Freunde finden mit denen ich in der Schule alles mache. Ich habe mich dann mit drei Mädchen angefreundet mit denen ich zwar schon vorher befreundet war aber nicht so gut wie in dem Moment. Nach einem halben Jahr hat es dann begonnen. Sie haben mich immer mehr aus der Gruppe ausgeschlossen. Anfangs hab ich noch probiert mich einzubringen und mitzureden aber irgendwann hab ich schließlich auch damit aufgehört, weil ich gemerkt habe, dass es sinnlos war. In Turnen mussten wir Gruppen bilden, keine meiner „Freundinnen“ wollte mit mir in die Gruppe. Damals hatte ich nicht genug Selbstbewusstsein um sie zu fragen, was mit ihnen nicht stimmt. Ich habe die Schuld bei mir gesucht, vielleicht war ich einfach nicht nett genug zu ihnen? In der Zwischenzeit wurde ich immer trauriger. Ich wusste einfach nicht, was ich falsch gemacht habe. Wenn ich zurück gedacht habe, habe ich auch gemerkt, dass ich früher schon leichte Depressionen hatte und es immer schlimmer wurde. Ich bin jede Nacht weinend eingeschlafen und war ständig traurig. Ich war zweimal bei einer Therapeutin, die meinte, ich wäre in eine Depression reingerutscht. Ich hoffte insgeheim meine Probleme würden sich in der nächsten Schule von selbst lösen und ging nicht mehr zur Therapeutin.

Schließlich war ich auch in diesem Jahr nicht gut und ich hätte auch die Fünfte wiederholen müssen. Das kam für mich gar nicht in Frage, da ich die Schule einfach nur gehasst habe. Also habe ich Schule gewechselt und zwar nach Wien in eine Maturaschule. Erst da ist mir klar geworden, dass sie mich gemobbt haben, weil sie mich nicht so cool fanden. Leute haben mir dann die Gründe erzählt. Also im Prinzip einfach weil ich keine Markenkleidung getragen habe und nicht immer jeden Blödsinn mitgemacht habe.

Seit ich in der neuen Schule bin, hat sich für mich alles zum Besseren gewendet. Mir sind die Meinungen von Leuten über mich egal und auch die Depressionen haben aufgehört. Wenn ich irgendwen von den Leuten die mich gemobbt haben auf der Straße sehe, dann ignoriere ich sie einfach. Mittlerweile denke ich mir, dass sie irgendwann in ihrem Leben auch mal eine schlechte Zeit durchmachen werden und dann hoffentlich begreifen dass man einem Menschen so etwas nicht antut.

Annabell ist 16 Jahre alt und besucht die Dr. Roland Maturaschule.

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