Jugo-Wien

Ich erzähle euch wie es ist, in Wien als Jugo aufzuwachsen, was wir in unserer Freizeit machen, was wahrscheinlich jedem von uns mal geschehen ist und wie ich die ganze Sache finde.

Ich bin in Wien geboren aber besitze die serbische Staatsbürgerschaft. Weil ich hier aufgewachsen bin, kann ich besser Deutsch als Serbisch. Meine Eltern lebten auch schon seit Jahren vor meiner Geburt in Wien. Mein Vater hat mich immer so erzogen, dass ich Österreich selber auch als mein Heimatland ansehe aber trotzdem nie vergessen sollte woher ich komme und woher meine Vorfahren sind. Ich selber sehe es auch so an, es ist meine Heimat, aber mein Herz gehört Serbien.

Ich selber bin in einem schönen Bezirk aufgewachsen wenn man es so sehen will. Ich wohnte 11 Jahre meines Lebens im 7ten Bezirk und wuchs relativ freundlich auf. Ich hatte was meine Freunde betrifft, ein schönes und ruhiges Umfeld, wir haben nie Probleme gemacht. Es macht viel aus wo man aufwächst. Ich ging in eine Volkschule im 7ten. Bezirk die zu 90% aus Österreichern bestand, und nur weil ich Ausländer war, musste ich in den Deutschkurs besuchen, aber konnte damals besser Deutsch reden, als die meisten aus meiner Klasse. Das verstehe ich bis heute nicht.

Umzug nach Ottakring

Als ich 11 Jahre alt war, sind wir umgezogen in den 16ten. Bezirk. Ich habe sofort gemerkt, dass dort ein anderes Umfeld herrscht, da hauptsächlich hier Jugos leben, aber trotzdem hat mich der 7te geprägt und ich bin nach wie vor meistens dort gewesen mit meinen Freunden.

Mit der Zeit wurde mir dieses Rausgehen mit diesen Freunden langweilig und ich hab halt begonnen Jugoslawische Cafés zu besuchen und hatte auch hauptsächlich jugoslawischsprachige Freunde. Ich bin halt so jemand der zwar in Wien lebt aber meistens nur in unseren Kreisen abhängt. Ich sage immer, ich lebe im „Jugo-Wien“. Mit Österreichern hatte ich bisher wenig am Hut. Ich selber konnte schwer gefallen an österreichischer oder englischer Musik finden, deshalb höre ich nur Musik aus den Jugoslawischsprachigen Staaten. Wenn es heißt, dass wir essen gehen dann geht es nicht ohne „rostilj“, das ist ein Muss bei uns Jugos. Österreichisches Essen schmeckt zwar gut aber trotzdem lieben wir unser Essen am meisten.

Mein Freundeskreis besteht nur aus Serben und wir bewegen uns nur in diesen Kreisen. Für uns gibt es kein Rausgehen ohne in den 16ten gehen oder ins Viva. Ich glaube da finden sich viele von euch wieder. Unsere Locations sind Scotch Club, Club Viva, Insomnia, Café Space, Café City Vienna. Was ein Klischee ist aber trotzdem stimmt, fast jeder Jugo Vater hat eine Bau Firma, und das wiederspiegelt sich bei meinen besten Freunden. Von 5 besten Freunden haben 4 davon einen Vater der eine Baufirma besitzt. Weil bei uns das Ideal viel Geld hat und einen fetten Schlitten.

 

Nenad ist 16 Jahre alt und besucht die HAK Margareten

Instagram: nenad.ilic_

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