A little Party never killed nobody

“Kommst du mit ins ZwideMu später?“, fragt meine Freundin am Ende des Schultages. Es ist das zweite Wochenende in Folge, an dem ich auf die Wiese zwischen dem Naturhistorischen- und dem Kunsthistorischen Museum eingeladen werde. Ich nicke zustimmend und denke mir nichts dabei, dass wir jede Woche hingehen und noch viel weniger mache ich mir Gedanken darüber, dass wir erst fünfzehn Jahre alt sind.

Von Betrunkenen, die von der Rettung abgeholt werden, bis zu einem widerlichen Geruchsgemisch aus Joints und Kotze, zwielichtigen Personen, die mir bunte Pillen andrehen wollen, und vor allem lallende Jugendliche, die feiern - das ZwideMu hat einiges zu bieten.

Ich sitze in einem geschlossenem Kreis meiner Freundesgruppe, als sich ein Mädchen zu mir setzt. Sie ist zwei Jahre älter als ich und bietet mir die Hälfte ihrer Ecstasy-Pille an. Ich verneine, weil mir das Bild des sechzehnjährigen Mädchens nicht aus dem Kopf geht, dass laut meiner Freundin letzte Woche auf einer Home-Party an einer Überdosis gestorben sein soll.

„Ich kann ohne die nicht“, erzählt das Mädchen neben mir gelassen. Sie spült die Droge mit einem Schluck Wasser runter als wäre es eine Schmerztablette. Für sie scheint es das auch zu sein. Sie erzählt mir, dass sie seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr Alkohol trinkt, danach kamen die Drogen. Ihre Mutter hat es nie bemerkt, weil sie sich nicht für ihr Leben interessiert.

So wie viele andere in meinem Alter nimmt sie Drogen, um ihren Problemen zu entkommen. Woche um Woche, im Sommer sogar Tag für Tag.

Wenn ich jetzt zurückdenke an diese Zeit, jetzt als Achtzehnjährige, wird mir unwohl. Da ich aus einem fürsorglichen, kommunikativen Elternhaus komme, hatte ich nie die Sorge, dass es meine Eltern nicht interessiert, was ich mache und sie es nicht merken würden. Das ist aber nur meine Realität.

Als Fünfzehnjährige*r wird man allem ausgesetzt, was es aus dem Drogenmarkt gibt, von Ecstasy bis Ketamin über LSD und Kokain. Man wird praktisch ins kalte Wasser geworfen, ohne je schwimmen gelernt zu haben. Aber wie orientiert man sich in so einer Szene, vor allem als Neuankömmling, ohne je abhängig zu werden?

Was macht schon eine Line Koks? Wird Mama nicht merken. Alle prahlen und protzen mit dem jüngst möglichen Alter, in dem sie begonnen haben zu trinken, zu rauchen, zu schnupfen. Sich in diesem Milieu zu bewegen ist ein gefährliches Gleichgewicht zwischen einem scheinend vergnügendem Rausch und einer sich anbahnenden Sucht.

Wenn ich jetzt auf den Wiesen des ZwideMu sitze, als Achtzehnjährige, fühle ich mich alt. Ich beobachte Mitschüler*innen aus der Unterstufe und ich stelle beängstigt fest, dass die Drogenkonsument*innen in Wien immer jünger werden.

Maria Todorovic ist 18 Jahre alt und hat dieses Jahr auf einer AHS maturiert.

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