Mein Opa hat Krebs

Ich muss miterleben wie mein Opa der 62 ist, die Qualen von Krebs ununterbrochen erleidet. Erfahren habe ich das abrupt nach der Schule durch meine Mutter. Ob ich mir das vorstellen könnte? Nein. Ganz und gar nicht, denn eine Woche davor war ich noch bei ihm, er total gesund und Lebensmunter. Letztens besuchte ich ihn, er saß abgemagert und total lustlos auf dem Bett. Meine Familie weinend und ihn anschauend. Am meisten tut mir meine Oma Leid. Unterbewusst ist sie sich bewusst, dass er es nicht mehr lange schaffen kann. Ihre Ersparnisse, alles was sie hat und das ist nicht wenig, sag ich euch, gibt sie für ihn aus. „Warum?“ fragt ihr euch jetzt wahrscheinlich. Würdet ihr mit dem Gedanken leben wollen, für euren Liebsten nicht alles gegeben zu haben? Ich denke nicht.

Das ständige Hin und Her

Deswegen gibt’s ein ständiges Hin und Her, in der Hoffnung eine anschlagende Therapie zu finden. Denn wenn jemand nicht aufgeben wird, dann wird das meine Oma sein. Von Österreich in die Türkei und zurück, das wiederholend. Seine letzten Monate die er hat, sollte er damit verbringen, alles zu sehen was geht. Traurig, wenn man dann hören muss, dass er sich schämt mit einer Glatze abgemagert und blass rauszugehen. Auf einem Auge halb blind und keine Kraft mehr zu gehen, prägen momentan sein ganzes Leben. Eine Sache gibt es aber, die mich zum Lächeln bringt. Das ist die Tatsache, dass immer, wenn er Besuch bekommt, lacht. Therapien in Österreich und in der Türkei, keine angeschlagen. Nicht einmal bei den besten Doktoren ein Anzeichen von Erfolg. Ironisch, sein Bruder hatte nämlich auch Krebs, den selben wie er, Lungenkrebs. Ob das am Rauchen lag ? Beide waren Kettenraucher. Momentan befinden sich meine Oma und mein Opa in der Türkei. Voraussichtlich auch nicht wiederkehrend. Ich hoffe einfach, dass er seine letzten Tage lachend verbringt und sein Leben gut enden kann. Inshallah.

Mertcan ist 16 und besucht das BORG Henriettenplatz

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