Biker-Motorradtreff in Bosnien: Pivo, Tschick & grillende Mamas

05. Mai 2017

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Suzana Milic
Suzana Milic

Es erwarten euch um die 6 Grilleinladungen pro Tag, hunderte Selfies, kistenweise Bier in der Ecke gelagert, volle Aschenbecher und Jugo-Mamas stehend vorm Griller. Die bezaubernden Go-Go-Tänzerinnen dürfen natürlich nicht fehlen.

Von Suzana Milic

Wirklich viel konnte ich mit den Riesendingern ja eigentlich nicht anfangen. Als fucking crazy empfand ich sie auch nicht. Seit nun über 12 Jahren lebt mein Freund seine Leidenschaft für Bikes aus. Lange musste er darum kämpfen, sich ein neues Motorrad zuzulegen. Letztlich schaffte er es dann auch. Im Nu standen wir vor unserer Ducati Monster 821. Es war Liebe auf den ersten Blick: Ich schloss die blubbernde „bella italiana“ sofort ins Herz.

„Du meinst, da treffen sich mehr als 1000 Biker unterschiedlichster Länder? In Bosnien? Auf der Hauptstraße und machen Lärm?“, fragte ich meinen Freund. Verdutzt sah er mich an und konterte:  „Was heißt Lärmmachen? Da gibt’s ein Programm.“ Das musste ich mir mal genauer ansehen.

Auf zur „Motorijada“

Wir fuhren also „runter“. Und wie das Schicksal es so wollte, gerieten wir um 8.00 Uhr Samstagfrüh am ungarisch-kroatischen Grenzübergang in den Stau. Auch das trübe und verregnete Wetter verfolgte uns, sodass wir eigentlich sehr wenig vom Treffen hatten. Und das gerade jetzt, wenn ich das erste Mal dabei bin. Nachdem wir eine 10-stündige Fahrt hinter uns hatten und erst am Auspacken waren, bekamen wir auch schon den ersten Anruf: „Hey, kommt doch vorbei!“

Sofort setzten wir uns bei nur 5 Grad Außentemperatur auf’s Bike und machten uns auf den Weg. Auch einige lebensmüde Motorradfahrer fuhren uns entgegen – ist natürlich nichts Neues unten. Den Polizisten am Rande der Straße hat’s auch nicht sonderlich gestört, der verschlang lieber genüsslich seinen Burek. Weggeschaut wird auch sehr gerne bei 5-jährigen Kindern, die als Beifahrer auf Papas coolem Bike sitzen.

Bei unserer Ankunft wurden wir herzlich mit Bier & Nikotin begrüßt. Da saßen dann die „harten“ Jungs mit ihren Bikes und schossen Selfies, während die Mama vorm Griller stand und das Fleisch zum Brutzeln brachte. Der Bierkonsum unter den Männern stieg im Halbstundentakt. Trinkfestigkeit ist Voraussetzung, um in der Biker-Szene aufgenommen zu werden.

Am Abend bestätigte sich mir dieses Bild. Denn wie jedes Jahr gab es auch heuer ein Camp, das vom Veranstalter, einem Moto-Club, eingerichtet worden ist. Das Lager bestand aus einem Riesenzelt, worin sich unzählige Bierbänke und -tische befanden. Gleich danchach standen einige Campingzelte aufgeschlagen, wo man die „wahren“ Biker antreffen konnte, die sich nicht zu schade waren, ihren Schlafplatz auf einer verschlammten Wiese einzurichten. Das Riesenzelt begann sich in den Abendstunden mit trinkbegeisterten Motorradfahrern und -fans zu füllen. Neben den eingeladenen Go-Go-Tänzerinnen, die ihre einstudierten Tanzeinlagen auf den Tischen ausleben konnten, sorgten Rockbands ebenfalls für ausgelassene Stimmung, u. a. trat die Band „Zabranjeno Pusenje“ (Übers.: „Rauchen Verboten“) auf.

„Sex, Drugs & Rock 'n' Roll?!“ – Letzteres trifft auf jeden Fall zu und ein großes Lob an den Veranstalter. Heuer war das Fest leider nicht so gut besucht. Einheimische und Bekannte führten als Gründe die langen Wartezeiten an den Grenzübergängen und das schlappe Programm der Organisatoren an, das kaum was zu bieten hatte. Das Wetter wollte auch nicht so richtig mitspielen.

Es sind nicht unbedingt Gespräche über Gott & die Welt zu erwarten. Viele der anwesenden Gäste schienen über einen ziemlich scharfen Humor zu verfügen. Witze, die teils schon unter die Gürtellinie gingen, sind bei der heiteren Stimmung gang und gäbe.  Abgesehen davon sind vom 2-jährigen Kind bis zum 80-jährigen Mann, der auf Krücken läuft, alle herzlich willkommen. Es wird kein großes Geheimnis daraus gemacht, dass viel Alkohol bei so einer Versammlung fließen kann. Was soll’s, leisten kann man es sich ja: Ein Bekannter lud die ganze Nacht über seine Freunde ein und zahlte einen Preis von insgesamt 40 Mark, umgerechnet 20 Euro.

Wer weiß, vielleicht hab‘ ich ja bis zum nächsten Treffen den A-Schein. Bis dahin erwarte ich mir dann auch einen höheren Frauenanteil auf dem ja doch eher männerdominierenden Gebiet. Also, auf geht’s Mädls!

 

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