Buchvorstellung: Ändert sich nichts – ändert sich alles!

28. Juli 2021

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Klimaaktivistin Katharina Rogenhofer im Gespräch mit ORF-Moderator Marcus Wadsak (Foto: Sven Beck)
Klimaaktivistin Katharina Rogenhofer im Gespräch mit ORF-Moderator Marcus Wadsak (Foto: Sven Beck)

Die tödlichen Folgen des Klimawandels sind bekannt, wir sehen sie bereits. Das neue Buch der Fridays-For-Future-Aktivistin Katharina Rogenhofer „Ändert sich nichts, ändert sich alles!“ ist aber mehr als eine Warnung. Es ist eine Hoffnung auf Veränderung, die jede und jeden einschließt.

Glauben Sie, dass es Ihrer Generation besser geht als der Generation vor Ihnen? Fast alle Gäste, die am Dienstagabend im Saal des Museums für Angewandte Kunst waren, stimmten dieser Frage zu. Und wer hier glaubt, dass es der kommenden Generation wiederum besser gehen wird als uns? Schlagartig gingen die Hände runter. Die Verzweiflung des Klimawandels ist so präsent wie nie. Dank der Pandemie war das Thema lange unsichtbar in Medien, öffentlichen Debatten und Politik. Scheint Österreich, was Corona angeht, auf dem Weg der Besserung, kommen wir aus der Klimakrise nicht so leicht heraus. Die zeigt in den diesjährigen Wetterberichten auf der ganzen Welt bereits ihre drastischen Auswirkungen und Opfer. Florian Schlederer, Physiker und Co-Autor des Buches versucht das Beschreiben der Ausgangslage in einem selbst erstellten Gleichnis:

Wir sitzen in einem Boot. Menschen aus aller Welt, auch Kinder, und wir rudern. Auf einmal kommen ein paar Amerikaner auf die Idee, Motoren zu bauen, damit wir noch schneller werden. Die Kinder fragen wozu, eine Antwort bleibt aus. Ein Mann im Anzug schlägt vor, einen noch größeren Motor zu bauen, dazu brauchen wir Materialien, die in unserem Boot verbaut sind. Wir wickeln eine Wasserschutzfolie vom Deck ab, um sie an unseren Antrieb zu schrauben. Eine besorgte Frau sieht einen Wasserfall, auf den wir zusteuern, und wir werden schneller. Du und ich, wir beide sind in diesem Boot. Wir spüren schon Wasser an den Knöcheln. Jetzt wollen auch die Brasilianer Motoren bauen, die Chinesen, die Russen, sie alle. Die Materialien des Bootes bröckeln. Wir werden sinken. Was tun?

Ändert sich nichts, ändert sich alles! (Foto: Sven Beck)
Ändert sich nichts, ändert sich alles! (Foto: Sven Beck)

Keine Schwarzmalerei, sondern Hoffnung

„Ich will keine Prophetin des Untergangs sein.“ wehrt sich die Autorin Rogenhofer gegen den Vorwurf von Schwarzmalerei. Die Folgen, die auf die Welt zukommen, sollten die Pariser Klimaziele nicht eingehalten werden seien drastisch, Punkt. Trotzdem will sie eine positive Zukunftsvision aufzeigen. „Die Wissenschaft sagt klar: Es ist noch nicht zu spät.“, so Florian Schlederer. Autofreie Städte, Umstellung auf klimagerechte Energien, Umschulungen, es gebe eine Menge zu tun. In Österreich wird stattdessen eine neue Autobahn gebaut und neue Wohnungen werden noch immer mit Gas- und Ölheizsystemen geplant. Der Wandel wird mit jedem Tag, der vergeht unbequemer. Wenn wir allerdings doch noch rechtzeitig umsteuern, und das ist noch möglich (!), ist die Zukunft gar nicht so schwarz wie manch einer sie sich vorstellt. Wer möchte nicht in einer grüneren Stadt oder einem saubereren Dorf leben, das funktionierende öffentliche Verkehrsmittel und eine sich selbst wiederherstellende Kreislaufwirtschaft betreibt. Lieber Utopie als Dystopie, ist Rogenhofers Devise. Sie selbst träumt von Kindern und bringt so ihren persönlichen Bezug hinein.

„Das Thema kommt zurück – und keiner kommt mehr dran vorbei.“

Am 24. September ist globaler Klimastreik. Bewegungen in aller Welt setzen darauf, dass das Thema Umwelt größer zurückkehren wird, denn je. Auf die Frage „wie es denn mit Fridays-For-Future weitergehen wird“, hebt Rogenhofer zuerst einmal den Mythos auf, dass die Bewegung nichts erreicht habe: „Ich schaue da auf eine EU-Kommissionspräsidentin, die zumindest einmal den Anspruch erhebt, das Klima in den Mittelpunkt zu stellen. Oder auf die Elefantenrunden im Fernsehen vor unseren Nationalratswahlen, bei denen kein Kandidat mehr an der Klimafrage vorbeikommt.“ Dann gibt sie sich zuversichtlich: „Das Thema kommt wieder. Und keiner kommt mehr dran vorbei.“

Der Applaus im Saal ist frenetisch, die Gäste stehen alle. Das mag daran liegen, dass viele von ihnen selbst aus der Klimabewegung kommen, einige die Autoren persönlich kennen, aber es zeigt vor allem welche Kraft in diesen Aktivisten steckt, wie sehr sie noch an Wandel glauben. Und das gibt Mut – und Hoffnung.

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