Burek Royal in Hernals
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Die Reise des außergewöhnlich schmackhaften Teiggebäcks hat beim Jugoslawischen Königshaus begonnen und führt nun in die Wattgasse. Ich habe Sašas Burek probiert.
Ich esse Burek seitdem ich denken kann. Damals in Serbien gehörte er genauso zu meinem morgendlichen Schulweg, wie die Todesangst beim Überqueren einer der ampellosen Straßen. Als ich eines Sonntagmorgens an Sašas Shop vorbeiging, musste ich hinein, denn der Duft war unwiderstehlich.
Wie mir Saša erzählt, hat er mit Hilfe seiner Töchter den kleinen Laden nach dem ersten Lockdown eröffnet. Davor hat er lange als Hilfsarbeiter in der Metallverarbeitung gearbeitet und davon geträumt, seiner wahren Berufung nachzugehen: Burek zubereiten! “Meine Kinder haben mich letztendlich überzeugt den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Sie haben auch kräftig mitinvestiert. Das macht mich stolz.”, sagt Saša mit einem Schmunzeln.
Sasa der Bäckermeister vor dem Shop (Credit: © Matthias Nemmert)
Royale Familientradition
“Welchen Burek bietest du an, Meister?” frage ich und bekomme prompt eine Antwort: ”Ich mache den Burek traditionell mit Käse oder Fleisch, biete aber auch Kartoffeln, Spinat-Käse, Sauerkraut und Pizza-Burek an. Mein Favorit ist mit Spinat-Käse und mit Fleisch.“ Gut, ich bestelle also den Fleisch-Burek und will mich gerade hinsetzen, da fragt Saša, ob's mit Joghurt sein darf. Ich bedanke mich, muss aber wegen meiner Unverträglichkeit ablehnen. Da sagt die Tochter des Besitzers, Aleksandra: “Der Burek schmeckt eh viel besser mit einer frischen Tomate anstatt mit Joghurt. Boban, magst du ein Paradajz?
Sašas Großonkel hatte in den Zwischenkriegsjahren das Burekbacken von einem damals bekannten albanisch-mazedonischen Meister in einer der traditionsreichsten Bäckereien in Belgrad gelernt. In der besagten Bäckerei hat das Jugoslawische Königshaus angeblich jeden Morgen seinen Burek gekauft. In den 90er Jahren fing Saša an, die in Ex-Jugoslawien gewöhnlich in der Früh konsumierten und gefüllten Blätterteigrollen zuzubereiten. “Wir haben einfach einen großen Backofen auf die Terrasse vor dem Haus gestellt, dort gebacken und den Burek auch von dort aus verkauft. Die Menschen sind Schlange gestanden. Und diese Schlange hat hinaus bis auf die Straße gereicht”, erinnert sich der stolze Besitzer eines Ladengeschäfts. Und fügt hinzu: “Das war noch vor Instagram und Google-Bewertungen, alleine durch Hörensagen. Wenn ich so zurückdenke, habe ich in Pozarevac mehr verkauft als heute in Wien.”
Ein knusprig frischer Käse-Burek (Credit: © Matthias Nemmert)
Der Burek ist ein Traum, außen knusprig, innen weich und das Verhältnis zwischen der Füllung und dem Teig ist perfekt abgestimmt. Während des Essens frage ich, was denn den Unterschied ausmacht. “Ich mache Burek aus Leidenschaft. Burek zu backen bedeutet für mich, meinen Perfektionismus auszuleben. Ich habe sehr viel Zeit investiert, um zum Beispiel das perfekte Mehl zu finden. Dafür fahre ich auch gerne mal raus aufs Land.”, sagt Saša.
Zum Ende meines Besuches erzählt er mir noch, dass das Benutzen von Messer und Gabel ein absolutes No-Go beim Burekessen darstellt. Und dass wir Ihn nie frisch aus dem Ofen essen sollten, er müsse erstmal 20 Minuten abkühlen.
Ich kann es kaum erwarten, freue mich jetzt schon auf meinen nächsten Burek und die baldige Wiederkehr in Sašas königlichem Burek-Palast.
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