Die Straße gehört der Kunst

14. August 2020

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Welmuseum, Lichtshow, Calle libre
Jolly Schwarz / Calle Libre

Die siebte Auflage des Calle Libre Festival for Urban Aesthetics fand heuer von 01. bis 08. August in mehreren Locations in Wien statt.

Dabei wurden kahle und graue Wohnwände mit Streetart verschönert. Es soll zeigen, dass Graffiti kein Vandalismus, sondern Kunst ist. „Calle Libre“ – was übersetzt soviel bedeutet wie „freie Straße“ – will einen Dialog starten zwischen der Öffentlichkeit und den Künstlern. Mit diesem jährlichen Festival soll genau das erreicht werden.

 

Ein vielseitiges Programm

Das Thema 2020 war „Future Perfect – What will we have become?“. Die Künstler*innen projizierten ihre Vorstellungen einer perfekten Zukunft auf die Wände der schmucklosen Gebäude. Was ihnen mit wunderschönen und vielseitigen Kunstwerken sehr gut gelang. Man konnte nicht nur den Künstler*innen bei der Arbeit über die Schultern schauen, sondern beispielsweise auch bei einer geführten „Urban Art“ Tour mitmachen, sowie an diversen Partys oder Workshops teilnehmen.

 

Mitten im Dschungel

In der Paltaufgasse 2, im 16. Bezirk kann man grünes Blätterwerk bewundern, durch das die Sonne bricht. Auf dem Foto unten sieht man, wie es aus der trüben Umgebung herausstrahlt und die triste Straße aufhellt. Es wurde von Fabio Petani gestaltet und trägt den Namen „Cadmiae Promethium“. Der Titel verweist auf eine Regenwaldpflanze, die vom Aussterben bedroht und auf dem Bild dargestellt ist. Auch das Kunstwerk selbst soll auf die Wichtigkeit von Nachhaltigkeit für die Fortbestehung des Regenwalds aufmerksam machen. „Cadmiae Promethium“ gelingt es sehr gut, die Schönheit und Anmut des Urwalds zu übermitteln. Steht man vor dem unteren Bildrand, so hat man das Gefühl, mitten im Dschungel zu sein.

Cadmiae Promethium
Jolly Schwarz / Calle Libre

 

Der Vogel, der nie rastet

Im Karl-Farkas-Park, im 7. Bezirk ziert das Kunstwerk namens „Apus urbana“ die Wand. Der Titel ist gleichzeitig der Name der abgebildeten Vögel, die man auch „Mauersegler“ nennt. Der Künstler namens „Crazy Mister Sketch“ stammt aus Innsbruck und wollte auf die Bedrohung dieser Vögel durch Einschränkung ihrer Nistplätze aufmerksam machen. Das bemerkenswerte an ihnen ist, dass diese Tiere immer in der Luft sind und nur zum Brüten landen. In das Bild wurden auch Brutkästen integriert, um deren Lebensraum zu erweitern.

Der einheitliche Farbton und die verblassende Stadt im Hintergrund geben dem Ganzen einen intensiven und durchdringenden Ausdruck. Die Vögel scheinen sich jeden Moment auf die vorbeifahrenden Autos zu stürzen.

Apus urbana von Crazy Mister Sketch
Jolly Schwarz / Calle Libre

 

VIDEO.SCKRE: „Celsus“
Liniengasse 29, 1060 Wien
Zu sehen ist ein Pegasus-Phönix Mischwesen, im Hintergrund ein Tempel, welcher der Architektur des Hauses neuen Glanz verleihen soll. VIDEO.SCKRE sind ein Künstlerduo, VIDEO kommt aus Linz und SCKRE aus Ludwigsburg in Deutschland.

Celsus von VIDEO.SCKRE
Jolly Schwarz / Calle Libre

 

NDZW: „Operator“
Penzinger Straße 98, 1140 Wien
Der Bock, der Wasser spendet ist ein Symbol der Zuneigung und eine Erinnerung gut zueinander zu sein. Er steht für positive Veränderungen im persönlichen Leben der Menschen. NDZW ist ein gebürtiger Pole, der in Wien lebt.

Operator von NDZW
Jolly Schwarz / Calle Libre

 

David Leitner: „ohne Titel“
Kirchengasse 44, 1070 Wien
Die Mutter hält ihr neu geborenes Baby in den Armen, was darauf hinweisen soll, dass die nächste Generation unsere Zukunft ist.

ohne Titel von David Leitner
Jolly Schwarz / Calle Libre

 

Jana & JS: „Espoir d’un futur fleurissant“
Währinger Straße 43, 1090 Wien
Der Titel bedeutet übersetzt: „Hoffe auf eine blühende Zukunft“. Das Bild soll die Freundschaft zweier Mädchen darstellen – eines der Mädchen hat einen Migrationshintergrund, laut Creative Director der Agentur WARDA NETWORK, Jakob Kattner.  Den Kindern ist die Herkunft egal, sie konzentrieren sich auf die verbindenden Elemente und beweisen, dass Rassismus angelernt ist. Das Künstlerduo kommt aus Österreich beziehungsweise Frankreich.

Espoir d’un futur fleurissant von Jana & JS
Jolly Schwarz / Calle Libre

 

Fassadenkunstwerke als Lichtershow

Zum Ende des Festivals fand eine Closing Party am Heldenplatz statt. Mit einer Lichtershow auf der Fassade des Weltmuseums, die nicht nur Elemente der Street-Art-Kunstwerke aufgriff, sondern auch mit der Architektur des Gebäudes und verschiedener Lichtinstallationen spielte.

Unter https://www.callelibre.at/ könnt ihr euch weitere prachtvolle Wandmalereien anschauen - oder einfach beim nächsten Spaziergang die Augen offenhalten!

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