Den Wind in den Haaren spüren

29. Juni 2015

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Teheran, Iran, Frauen, Kopftuch, Hijab
VON SPRETI, ALEXANDER / Action Press / picturedesk.com

Könnt ihr euch vorstellen, dass ihr für die Wahl eurer Kleidung oder eures Make-Ups bestraft werden könnt? Für mich ist es ehrlich gesagt kaum vorstellbar. Ich glaube die meisten beschäftigen sich gar nicht mit dem Gedanken - im Iran ist das aber anders.

In Iran verdecken die Frauen ihren Kopf nicht nur aus religiösen Gründen, das iranische Gesetz schreibt es ihnen vor. Oft wird Touristen deswegen empfohlen, den Dress-Code auch im Urlaub einzuhalten.

Iranische Frauen haben wegen dieser Vorschreibung den aktiven Kampf in sozialen Medien gestartet. „Meine latente Freiheit“ ist derzeit eine der aktivsten Gruppen auf Facebook. Die iranische Journalistin Masih Alinejad, die jetzt in Brooklyn wohnt, hat die Gruppe gegründet, um die Entscheidungsfreiheit der iranischen Frauen zu unterstützen. „Ich kämpfe nicht gegen den Hijab sondern gegen die Zensur“, stellt Alinejad klar.

„Ich hasse den vom Gesetz vorgeschriebenen Hijab"

Die FB-Gruppe ist sehr schnell sehr populär geworden. Tausende Frauen erzählen ihre Geschichte und posten Fotos ohne Kopftuch. Auf manchen Fotos sind die Frauen von hinten zu sehen, damit man das Gesicht nicht erkennen kann. „Ich glaube an das Hijab, aber ich hasse den vom Gesetz vorgeschriebenen Hijab."

Andere schreiben: „Ich wollte den Wind in den Haaren spüren." Sie posten ihre Geschichten, zum allgemeinen Zweck: Sie wünschen sich, dass Frauen im Iran selber entscheiden können, ob sie ihre Haare bedecken wollen oder nicht. Vielleicht würden die Frauen ohnehin ein Hijab tragen, auch wenn es nicht verpflichtend wäre. Aber die Entscheidung ein Kopftuch zu tragen, sollte jede Frau für sich fällen dürfen - ohne ein Gesetz, das sie dazu zwingt. Denn nur so wird die Wichtigkeit und die persönliche Verantwortung der Entscheidung wertgeschätzt. Ob solche Aktivitäten einen Dialog in der iranischen Gesellschaft aufbauen werden, wird sich mit der Zeit zeigen. Aber einen kleinen Erfolg gibt es: Anfang dieses Jahres hat die Regierung ein Gesetz abgelehnt, dass die Kontrolle an Frauen, besonders Kleidungsvorschriften, verstärken sollte.  

 

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Lidiia Akryshora ist derzeit Stipendiatin der biber-Akademie. Sie ist ukrainische Journalistin, die seit zwei Jahren in Österreich lebt. Deswegen einfach ein Auge zu drücken, falls ihr den ein oder anderen Fehler in ihren Blogs entdeckt. Aller Anfang ist schwer und ihr seid bestimmt auch keine Profis in Ukrainisch, Russisch und ein bisschen Polnisch oder?

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