Fünf Gründe warum die "Liste Sebastian Kurz" Erfolg haben wird

15. Mai 2017

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Sebastian Kurz
Marko Mestrovic

Man kann den Außenminister mögen oder nicht. Was der 30-Jährige aber am Wochenende geboten hat, war mehr als eine bloße Show ohne große Folgen. Kurz ist nicht nur - wie erwartet - der neue Parteichef der ÖVP. Nein, er wird bei der Wahl im Herbst 2017 auch als "Liste Sebastian Kurz" antreten und hat bei der Auswahl der Kandidaten völlig freie Hand. Das gab es so in Österreich noch nie. Je nach Standpunkt wird dies auch jeder/jede inhaltlich gut oder furchtbar finden. Es sprechen aber fünf Gründe dafür, dass Sebastian Kurz damit bei den Wahlen Erfolg haben wird.

1. Kurz wirkt frischer als Kern

Christian Kern ist in seinem Jahr als Kanzler sichtbar müde geworden. Kein Wunder. Es war von Anfang an die Strategie der ÖVP, den charismatischen SPÖ-Chefs zu zermürben - auch wenn das ganze Land darunter leiden muss, weil nichts weiter geht. Offenbar geht der Plan auf. Kurz strahlt jetzt im Vergleich umso mehr. Er inszeniert sich als Führer einer neuen politische Bewegung - einer neuen Volkspartei - und viele Menschen werden dieser Idee etwas abgewinnen können.

2. Kurz wird Quereinsteiger bringen

Neos-Chef Matthias Strolz twitterte gestern: "Sebastian, hör endlich auf unsere Leute duchzutelefonieren". Demnach versucht Kurz intensiv, NEOS-PolitikerInnen abzuwerben. Zu recht kann Strolz sauer auf Kurz sein. Aber werden alle dem Lockruf der Macht widerstehen? Zudem wäre Kurz nicht Kurz hätte er nicht bereits eine Liste mit attraktiven KandidatInnen in der Tasche (50% davon sollen Frauen sein): ManagerInnen, SportlerInnen, ja sicher auch Migranten. Damit sind Headlines garantiert. 

3. Kurz wird Heinz-Christrian Strache weh tun

Seit Jahren bereits findet Kurz laut Umfragen Anklang bei einer Mehrheit der Bevölkerung - insbesondere auch bei den freiheitlichen Wählern. In der Flüchtlingspolitik gibt es ähnliche Positionen mit der FPÖ. Nur hat Kurz die Gabe auch eine restriktive Migrationspolitik salonfähig zu formulieren. Endlich könnten viele frühere FPÖ-Wähler das Gefühl haben raus aus der blauen Schmuddel-Ecke zu kommen, um bei Kurz ihr Kreuz zu machen.

4. Kurz hat eine junge-Fan-Group

Seit Jahren hat sich Kurz in der ÖVP eine Fan-Gruppe in Form der Jungen Volkspartei (JVP) aufgebaut - mit angeblich rund 100.000 Mitgliedern. Die jungen Schwarzen stehen voll hinter ihrem Idol. Anders die Jung-Funktionäre bei SPÖ und Grünen. Die Jung-Sozialisten pfeifen am liebsten ihre eigenen Parteichefs aus oder protestieren vor dem eigenen Parteitag. Die Jung-Grünen wiederum würden am liebsten gegen die eigene Partei kandidieren. 

5. Kurz weiß: speed kills

Auch in der Politik zählen Planung, Kondition und Tempo. Während sich seine Gegner in der Regel noch mit den Themen von gestern plagen, plant Kurz mit seinem Team bereits den nächsten Coup. Oder glaubt irgendjemand, Kurz hätte sich seine Idee von der eigenen Liste erst letzte Woche überlegt? Die Strategie war lange überlegt und wurde dann schnell und mit Druck gespielt. Speed kills, hieß es bereits unter Wolfgang Schüssel treffend.

Wie gesagt, es geht hier nicht um eine inhaltliche Bewertung der Politik von Sebastian Kurz. Er wird aber mit seiner Politik viel Zustimmung finden: Seine Gegner werden viel Glück brauchen. Vor allem Christian Kern. Vielleicht wäre es an der Zeit, wenn die SPÖ dem Bundeskanzler mal beflügelt und nicht wie bisher umgekehrt. Jetzt wäre Chef-Motivation nötig.  Das hätte sich Kern nach dem Jahr mit der ÖVP in der Regierung auch verdient.

 

 

 

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