„Ich nehme kein Blatt vor den Mund“ – Katia Wagner im Interview

05. Mai 2017

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Katia Wagner
Katia Wagner

Als „Waxing Lady“ bekannt geworden und mittlerweile in der PR tätig, erzählt Katia Wagner wie sie vom Beauty-Bereich in die Social-Media Beratung wechselte – übrigens ohne eine PR-Agentur im Rücken, wie ihr so oft nachgesagt wurde.  Dass sie in den Sozialen Medien polarisiert und Aufmerksamkeit erregt, hat sie zuletzt mit ihrem Tweet zum 1. Mai gezeigt. Wir haben mit der Geschäftsfrau über Twitter & Co., das Unternehmerdasein und das Frauenbild innerhalb der österreichischen Gesellschaft gesprochen.

Von Johanna Gudella und Suzana Milic

Sie sind vor allem durch die Waxing Affäre bekannt geworden. Kurz danach verpasste Ihnen die Öffentlichkeit den Namen „Waxing Lady“ – wie gehen Sie damit um?

Mich persönlich hat es nicht gekränkt, „Waxing Lady“ genannt zu werden, aber ich habe es interessiert wahrgenommen, dass man, wenn man als Frau den Mund aufmacht, sich öffentlich für etwas stark macht, sofort einen Kosenamen bekommt. Das ist ein bedenkliches Sittenbild, es muss gleich ein degradierender Name her, damit es in der Öffentlichkeit besser ankommt.

Sind sich die öffentliche und private Katia denn ähnlich?

Natürlich ist der ein oder andere Bericht über mich schon sehr überspitzt geschrieben. Aber jeder, der mich kennt, weiß, dass ich zu 100 % so bin, wie ich bin. Verstellen tue ich mich nicht.

 

 

Screenshot: Twitter
Screenshot: Twitter

 

Sie haben unsere Aufmerksamkeit durch Ihren Tweet am 1. Mai erweckt. Wie lange haben Sie am 1. Mai zur Arbeit gebraucht? Haben Sie das Auto benützt? Wenn ja, wieso?

Ich nehme das Auto nur dann, wenn ich muss. Ich bin ein großer Verfechter von öffentlichen Verkehrsmitteln. Ich habe eine halbe Stunde länger gebraucht. Mich hat das Drama um diesen Tweet auch überrascht und ich habe belustigt beobachtet, wie sich Menschen über so etwas aufregen können. Man muss nicht alles so dramatisch sehen.

Ich habe auch schon am Sonntag gearbeitet – als Selbständige bin ich daran gewöhnt, auch an Feiertagen zu arbeiten. Die Kunden erwarten, dass alles tipptopp läuft und glänzt. Wir haben groß renoviert und umgebaut.

Sie hatten in den letzten Monaten viel Unterstützung von der ÖVP. Ist das ein Grund, weshalb Sie dieser Maikundgebung kritisch gegenüber standen?

Ich stehe keiner Demo kritisch gegenüber – im Gegenteil. Ich finde es gut, wenn Menschen ihre Meinung öffentlich machen. Wie gesagt, in dieses Posting kann man irrsinnig viel reininterpretieren. Ich bin froh drüber, dass ich posten darf, was ich möchte und keine Partei dafür fragen muss. Ich kriege auch kein Geld dafür, was ich zu welchen Themen poste. Es war ein tolles Zeichen, dass der Herr Mitterlehner bei uns war. Obwohl ich damals den Kanzler eingeladen habe. Ich habe mich auch nicht für eine politische Position entschieden.

Im Grunde gesagt: Jede Demo wäre erlaubt für Sie. Die Aufregung war jetzt nur situationsbedingt?

Heutzutage ist es nicht mehr so, dass die Arbeitgeber gegen die Arbeitnehmer sind. Jeder soll seine Meinung kundtun und das halte ich vor allem für eine Demokratie für sehr wichtig. Ich nehme auch kein Blatt vor den Mund. Ich halte nur nichts von großen Parteiveranstaltungen, von Klassenkampf und von Parteifesten, die zweckentfremdet werden als Klassenkampfpropaganda.

Was hat Sie dazu geleitet, ein eigenes Unternehmen zu führen? War das schon immer Ihr Traum?

Nein, ich war auch lange Jahre angestellt. Ich kenne beide Seiten. Es war nie mein Traum, mich selbständig zu machen. Ich hatte damals eine gute Geschäftsidee und so ist das Ganze im Wesentlichen gekommen. Ich habe es mir anfangs so vorgestellt, wie es einem in den Medien und von gewissen Parteien immer gesagt wird, dass man als Selbständiger auf einem Geldsack sitzt und gar nichts mehr arbeiten muss – so war es dann nicht. Ich arbeite auch dafür, dass man am Ende des Monats die Miete zahlen kann.

Empfinden Sie im Nachhinein den Weg, den Sie gegangen sind, also den öffentlichen Kampf, als richtig oder bereuen Sie es bereits?

Ich glaube, man sollte es nie bereuen, wenn man zu seiner Meinung steht und den Mund aufmacht. Für mich war es ein befreiendes Gefühl, zu sagen, was mich seit vier Jahren beschäftigt hat. Es hat mich sehr geärgert, dass ich mir Mühe gegeben habe, Arbeitsplätze geschaffen habe, Geld investiert habe und trotzdem eine Watsch’n von einer Beamtin bekommen habe, die noch nie in einem Kosmetikstudio war und mir erklären wollte, wie so etwas funktioniert.

In der virtuellen Welt machte die Runde, Sie wollten nur PR – wie gehen Sie damit um?

Was bringt einem die PR, wenn man das Geschäftslokal am Ende doch abgibt. Es wird nach Ausreden gesucht, warum man das macht.

Warum haben Sie sich zur Übergabe des Studios entschieden und wie sind Sie mit dem Insolvenzgerücht fertig geworden?

Das Insolvenzgerücht ist sehr degradierend – ich kann mir vorstellen und habe auch aus einigen Ecken gehört, dass das Versuche der Arbeiterkammer und des Arbeitsinspektorats sind, Unternehmer zu degradieren. Wenn man solche Gerüchte in die Welt setzt, sollte man zumindest recherchieren, was tatsächlich Sache ist. Ich werde dagegen rechtlich vorgehen. Ich habe alle meine Mitarbeiter ausbezahlt, was zwar ein finanzieller Kraftakt war, aber da es dem Unternehmen immer gut ging, für mich möglich. Ich habe einen Käufer gefunden, der das Unternehmen weiterführt. Er möchte noch nicht namentlich in den Medien erwähnt werden.

Der Vorwurf der Arbeiterkammer lautet, dass Sie mit den Angestellten schlecht umgegangen sind – was steckt dahinter?

Ich habe dieses Gerücht schon wiederlegt, indem ich alle meine Akten bei der Arbeiterkammer offengelegt habe. Die Arbeiterkammer hat das dann auch nicht mehr weiter kommentiert. Insgesamt sechs Gerichtsverfahren hatten wir innerhalb der vier Jahre mit ehemaligen Mitarbeitern – damit liegen wir im absoluten Durchschnitt, zumal sich bei drei Verfahren außergerichtlich geeinigt wurde. So wie es schwarze Schafe bei den Unternehmern und Arbeitgebern gibt, so gibt es auch welche bei den Arbeitnehmern.

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