Körperwelten Teil 3 – Die Reise zu unserem Körper

15. Oktober 2017

Körpergefühl

Von überall blicken bearbeitete Photoshop-Frauen auf uns herab.

Und jetzt, wenn es eigentlich schon ziemlich spät ist, wissen und sehen wir, dass man gar nicht früh genug damit anfangen kann bereits unseren kleinsten Mädchen zu vermitteln, dass es absoluter Unsinn ist ‚hübsch, rosa und süß‘ sein zu wollen.

Lange genug standen nur diese Kriterien für das weibliche Geschlecht im Vordergrund und galten als das Wichtigste. Wir wissen nun: Wir wollen es anders machen.

Aber wie steht es denn eigentlich um unseren eigenen Körper, wenn wir schon behaupten an den Punkt gekommen zu sein ihn so zu akzeptieren und zu lieben, wie er ist?

Wann waren wir unserem Körper das letzte Mal dankbar? Dafür, dass er funktioniert, dass er uns am Leben hält.

Wann haben wir das letzte Mal mit ihm gesprochen? Ja, ernsthaft.

Wann haben wir das letzte Mal auf ihn gehört – z.B. nicht über den Hunger hinaus gegessen, oder überhaupt das gegessen, worauf er Lust und Verlangen hatte und nicht das, was man essen ‚sollte‘?

Auf den Bauch hören nennt sich das – Intuition.

Was will er eigentlich, unser Körper - ihn schon mal gefragt?

Körperreisen

So oft spricht unser Körper zu uns. Und so oft ignorieren wir ihn. Sei es, wenn es um Schlaf geht, um Flüssigkeitszufuhr, Bewegung, Sex, Bekleidung oder einfach nur Ruhe.

Vielleicht will der Körper heute doch kein Abendessen, das man meist nur aus Gewohnheit isst.

Möglicherweise sollten wir wirklich nicht essen, gerade weil wir im Stress sind, und erst dann eine Mahlzeit genießen, wenn wir uns ein wenig entspannen können.

Schmeckt ihr eigentlich das, was ihr im Stress hinunter schlingt? Ich nicht.

Möglicherweise möchte unser Körper tatsächlich nur faul auf der Couch liegen, auch wenn das Gewissen im Nacken sitzt.

Unter Umständen hat er High Heels satt, und liebt sogar bequeme Baumwollshirts.

Auch setzen wir ihn ständig einem bitteren Kampf mit der nächtlichen Ruhe aus. To-Do-Liste abarbeiten oder lieber ein, zwei Stunden mehr Schlaf? Spätestens wenn er nicht mehr kann, wird er krank, der tapfere Freund. Meist, wenn wir frei haben, weil sich unsere Rüstung das nur dann leisten und erlauben darf. Wer kennt es nicht?!

Und - wie sieht es darin aus – in unserer Hülle? Schon mal meditativ reingeschaut um zu sehen, was drinnen passiert – was sie uns so mitteilt, diese starke Mauer?

Ich bin mir sicher, dass ihr nicht wisst, welche Farben darin leuchten.

Innerlich ist äußerlich

Viel zu lange brauchen wir alle um unsere Körper als Freunde und nicht als Feinde zu betrachten. Sie arbeiten nicht gegen uns. Sie tun einfach nur. Und wir hören nicht zu.

Und dann gibt es auch eine Zeit im Leben der meisten Menschen, in der wir uns einreden wollen, dass es doch eigentlich egal ist, wie wir aussehen. Aber das ist so nicht ganz wahr.

Unser Körper ist wichtig weil er nun mal der Beweis unserer Anwesenheit ist. Durch ihn wird das Innere erst begründet.

Im Grunde wissen wir doch alle, dass es nur auf das Innere ankommt. Warum also machen wir es uns so schwer – kasteien und stählen uns, schminken und frisieren uns, bekleiden die Schultern und Beine modisch, und parfümieren die Haut? Weil es so nicht ganz stimmt, mit dem Aussehen.

Das, was manche Menschen körperlich so anziehend macht, ist oft nichts Äußerliches, aber es ist nur über das Äußere wahrnehmbar.

Wir brauchen unseren Körper genauso sehr, wie unseren Geist. Die zwei sind ein Team und müssen gesund bleiben und gepflegt werden. Ist der eine krank, geht es dem anderen auch miserabel.

Rein aus diesem Motiv heraus, sollten wir uns gut um ihn kümmern.

Körperinvestition

Ich weiß, dass es sich viele Frauen nicht leisten können, was für andere wesentlich leichter ist - sei es aus Zeit- oder anderen, diversen Mängeln. Neben Beruf, Kindern, Beziehung und vielfältigen, alltäglichen  Verpflichtungen, bleibt wenig Zeit sich um seinen ‚Tempel‘ zu kümmern. Daher sollten all jene besonders dankbar sein, denen es möglich ist ausreichend Sport zu betreiben, sich fast nur gesund zu ernähren und sich nahezu täglich um ihren Körper zu kümmern.

Es stimmt schon, dass Aussehen nicht zählt, wenn es um das Wesen der Schönheit geht. Trotzdem ist diese oftmals nur über das Äußerliche greifbar. Ein Mensch der sich um seinen Körper kümmert und zu ihm steht, kümmert sich um sich selbst. Es ist ihm/ihr wichtig, dass es ihm/ihr gut geht, dass er/sie gesund ist, und das macht wiederum anziehend.

Ich rede hier nicht von Übertreibungen, sondern von Pflege und Achtsamkeit, Verbundenheit, Akzeptanz und Sorgfalt – sich selbst gegenüber! Alles in Balance, und dann strahlt die Schönheit oft alleine von innen heraus. Wirklich.

model, körper

Oberflächlich

Eines ist klar: Es wird nicht gleich funktionieren, dass Frauen nicht mehr auf ihr Äußeres reduziert werden, sondern nur noch für ihre Leistungen Anerkennung bekommen. Sicher ist aber auch, dass jede Frau ein Kompliment für ihr Können als weitaus wertvoller empfindet als eines darüber, wie hübsch sie ist.

Im Endeffekt ist es lächerlich was wir betreiben – weit und breit Personen zu bewundern die gut aussehen und sonst rein gar nichts können. Wir bewundern Hinterteile, Brüste und Muskeln, gebleichte Zähne und sonnengebräunte Haut, und es ist schon längst überfällig den jungen Damen zu vermitteln, dass Make-up und Figur nicht alles im Leben ist. Body Positivity zu einem großen und sehr wichtigen Thema zu machen, kann dabei sicherlich hilfreich sein.

Gleichzeitig den Blick weg von utopischen Modelmaßen, hin zur wahren Schönheit und der Realität zu lenken, sollte uns allen ein Anliegen sein. Dabei sollte das Bewusstsein für den eigenen, individuellen Körper im Vordergrund stehen. Denn auch ein cleverer Geist, für den man in Zukunft hoffentlich Komplimente bekommen wird, fühlt sich ausschließlich in einem gesunden Körper mit einer starken Psyche gut.

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