Treffen sich ein Jude und ein Muslim in einer Bar…

09. Mai 2017

Dialog zwischen den Religionen

Zwei Rabbiner, Iman und Priester
Copyright ERNST M. STERN

… dann kann das zu regen Dialogen führen, dem Projekt Dibur/Sochba, das vor über einem halben Jahr von „der Jüdischen“ in Zusammenarbeit mit der Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen, des Wiener Rabbinats und der Islamischen Glaubensgemeinschaft gegründet wurde.

Aufgebaut in der Tradition des Wiener Salons in einer kleinen Gruppe, wurde die Initiative größer und  genau darum geht es den Juden und Muslimen in dem spannenden Projekt.  Als kleines Experiment, bewusst die Öffentlichkeit ausschließend, angefangen, nimmt die Idee Dimensionen an, die sich  Initiator Samuel Laster, nicht hätte vorstellen können. Die immer größer werdende Gruppe setze sich durch „wunderbare Zufälle“ zusammen, erzählt er,  mal wird jemand im Restaurant angesprochen, mal in der Pause im Theater noch spontan zum nachfolgenden Gespräch eingeladen. Es geht dabei darum, miteinander zu reden und nicht übereinander.

Gestern Abend fand im Volkstheater ein neuer Dialog dieses Projekts statt – erst wurde gemeinsam das Stück „Nathan der Weise“ im Volkstheater angeschaut und im Anschluss gemeinsam unter Moderation von Samuel Laster von „der Jüdischen“, Tarafa Baghajati, dem Obmann der Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen und der Dramaturgin des Stücks, Heike Müller-Merten diskutiert. Ein nettes und fröhliches Zusammenkommen nach der Aufführung des weltbekannten Stücks von Gottfried Ephraim Lessing, das heute noch genauso aktuell ist wie vor 250 Jahren und zum Denken anregt.

Es wird sich unterhalten, es wird koscherer Geburtstagskuchen verteilt – schließlich ist der 8. Mai nicht nur der Tag der Befreiung, das Ende des zweiten Weltkriegs, sondern auch der Geburtstag von einem der Initiatoren des Projekts, Omar Al-Rawi. Es stehen keine Grüppchen vereinzelt zusammen, alle unterhalten sich miteinander. Zwei Schauspieler des Stücks kamen direkt von der Bühne in den Weißen Salon des Wiener Volkstheaters und beteiligen sich an dem Gespräch. Man hätte die Aufmerksamkeit des Publikums gespürt, erzählt Günter Franzmaier, der im Theaterstück Nathan verkörpert, es sei mehr Intensität da gewesen – Schauspieler spüren das Publikum. Es wird über die Ringparabel diskutiert, über die Inszenierung des Stücks und um die Frage, warum wir nach so langer Zeit immer noch Stereotype bekämpfen müssen.

Zwischendurch muss von der Moderation immer wieder gebremst werden, man schweift von hundertsten ins tausenste ab, es wird offen geredet, jeder kann sich aktiv beteiligen. Es gehe nicht nur um Toleranz, sondern um Respekt, betont Samuel Laster, man müsse sich auf Augenhöhe begegnen.

Beendet wird der rege Dialog von der Moderation mit einem frei übersetzten Zitat von Barack Obama „Was uns verbindet ist stärker, als was uns trennt“. Der Satz beschreibt den Abend in seiner ganzen Fülle. 

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