Wenn die Ferien rufen

02. März 2017

 

Dass wir Lehrer die Schüler hin und wieder ein klein wenig anschwindeln und ihnen sagen, dass ihre Noten noch nicht fest stehen, obwohl diese schon fixiert sind, machen wir nur aus gutem Grund: Die Kleinen sollen noch brav ihre Hausaufgaben machen, Dinge wiederholen, Sachen festigen, und das Ein oder Andere mitnehmen, was sie für die nächsten Schulschritte in Sachen Stoff brauchen werden.

Und was meinen die Eltern dazu? Nicht viel. Die denken oftmals nur ans Budget. Ans Familienurlaubs-Budget. Finden wir LehrerInnen eigentlich weniger prickelnd. Denn man sitzt schon öfter in einer Klasse, in welcher ein Viertel der Schüler und Schülerinnen in der letzten Schulwoche vor den Ferien bereits fehlt. Wichtige Dinge erarbeiten, wenn so viele Kinder fehlen? Nicht empfehlenswert! Bedeutet somit: Viel schmerzhafter Zeitverlust. Schulnachricht/Zeugnis? Offensichtlich nicht das Wichtigste für die Teilnehmer auf der anderen Seite.

So kommt es immer wieder vor, dass die Eltern bereits im September, am Schulanfang, fragen, ob es denn notwendig sei, dass ihr Kind bis zum aller letzten Schultag im Dezember vor den Winterferien, oder im Jänner vor den Semesterferien, in die Schule kommt. Früh bedacht ist gut gespart, oder so. Umso näher die Zeit rückt, umso gewagter werden die Fragen und Aussagen der Erziehungsberechtigten. Ein „Nein, Ihr Kind darf sicher nicht fast zwei Wochen früher mit der Schule aufhören und Ferien machen. Stellen Sie sich vor, das würden alle so machen!“, hören diese weniger gern. Man wird gefragt ob „…das Zeugnis denn wichtig ist? Ist ja nur das Semesterzeugnis.“ Oder bekommt gesagt: „Wissen Sie, wenn wir ab Mitte Dezember schon fliegen, ist es viel günstiger!“

Danke, aber das weiß ich als Lehrerin auch.

schulklasse

Den Vogel abschießen tun aber noch immer jene Eltern mit folgender, verdächtiger Frage: „Und wenn mein Kind aber krank ist?“, so wie mich das letztes Jahr ein Vater Anfang Dezember am Telefon fragte. Ich weiß natürlich immer, worauf das hinaus läuft, und fange solche Diskussionen erst gar nicht an. „Ich hoffe, dass Ihr Kind so knapp vor den Winterferien nicht krank wird.“ Ich konnte es selbst nicht glauben als ich, eine Woche später, tatsächlich einen Eintrag im Mittelungsheft hatte mit den Worten: „Liebe Frau Lehrerin! Mein Sohn, ist ab 16.12. krank und kann nicht mehr in die Schule kommen. Er kommt wieder nach den Ferien.“

Immerhin hatte er mich darüber in Kenntnis gesetzt und sein Kind - sowas von im Vorhinein - bereits entschuldigt. Aus dem Ausland kann er ja wohl schlecht anrufen, das gibt Roaming-Gebühren.

Woran ich dann tatsächlich merke, dass für Eltern und Kindern das Zeugnis oft nicht relevant ist?

Wenn ich in den Schultaschen der Kinder im März, wenn das neue Semester schon längst begonnen hat, die Beurteilungen vom Jänner finde…

Und wo die Kinder überall in den verlängerten Ferien waren?

Wenn ich sie frage welches Land sie besucht haben, kommen Antworten wie: „BurgenLAND.“

Wenn ich frage, welche Städte sie besichtigt haben, bekam ich einmal sogar: „LeopoldSTADT“ genannt. „Wieso ist das keine Stadt? Da wohnt ja meine Oma!“

In dem Sinne: Freue ich mich schon auf die Osterferien!

 

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