Zwischen zwei Welten

02. März 2016

- Ihr Name?

- Sonia Iris Boboc. Sonia mit „i”, „Boboc” buchstabiere ich Ihnen, Berta-Otto-Berta-Otto-Cäsar, aber nennen Sie mich doch einfach Iris.

Mittlerweile kann ich diesen Satz auswendig und in einem Atemzug aufsagen. Zum Schluss noch ein Standard-Lächeln und der Blick in ein überfordertes Gesicht.

- Eeehm, Iris, ok. Könnten Sie Ihren Nachnamen noch einmal buchstabieren?

 

Ich darf also klassisch davon ausgehen, dass ich meinen Namen buchstabieren muss und er dann oft trotzdem falsch geschrieben ist. Ich war schon vieles, mein persönlicher Favorit ist aber Soniaris Babic.

 

Der Migrationshintergrund und die Schule

Auch in der Schule gingen meine beste Freundin, mit slowakischen Wurzeln, und ich recht locker mit dem Thema Migrationshintergrund um: Wir durchforsteten die Heute-Zeitung und spielten folgendes Spiel: Wer hat diesmal mehr (Raub-)Überfälle begangen, Rumänen oder Slowaken? Pro festgenommenem „Ausländer” gab es zwei Punkte, wenn der Räuber noch gesucht wurde, nur einen und bei einem Koalitionsüberfall von Rumänen und Slowaken den Jackpot: fünf Punkte für beide!

 

Relativ wenig Bezug zur „Heimat“

Leider habe ich jedoch relativ wenig Bezug zu meinen rumänischen Wurzeln. Ich liebe das sonnengereifte Bio-Gemüse, die selbstgemachten Marmeladen und, ja, den selbstgebrannten Schnaps meiner Großeltern, bei dem man nie genau weiß, wie viel Prozent der jetzt wirklich hat. Aber genau „nur“ das ist für mich Rumänien: Der riesige Garten meiner Großeltern, in dem ich jahrelang meine Sommerferien verbracht habe. Die Reihen von angebautem Gemüse, durch welche ich als Kind spazierte und das Wachsen des Gemüses inspizierte. Die ein-Kilo-großen sonnengereiften Tomaten, die fast so groß waren wie mein Kopf damals. Das Meiner-Oma-beim-Backen-Zuschauen und sich dabei denken, dass das jetzt doch recht viel Butter im Teig ist.

 

Weder ganz das Eine noch das Andere

Ich fühle mich aber trotzdem weder ganz als Rumänin, noch als echte Österreicherin. Wobei, was ist schon ein „echter Österreicher”? Ich bin einfach beides und fühle mich manchmal mehr österreichisch und manchmal mehr rumänisch. Ist ein bisschen so, als würde man zwischen zwei Welten leben. Und ich glaube, dass ich nicht die Einzige bin, die so fühlt.

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