Die Heuchelei mit dem Tierschutz zum Opferfest

03. Juli 2023

 

„Auf einmal sorgen sich alle um das Tierwohl – aber erst, wenn es um den Islam geht.“ Schülerin Nadin Khalil hat die Heuchelei zum Opferfest satt.

 

Von Nadin Khalil

Vergangenen Mittwoch hat das viertägige Opferfest (Eid-al Adha) begonnen. Es ist eines der größten Feste im Islam. Anlässlich dieses Festes werden nach muslimischem Brauch Ziegen, Schafe und Rinder geopfert. Aber warum eigentlich? Mit der Opferschlachtung gedenken Muslim:innen dem Propheten Ibrahim. Ibrahim hatte laut muslimischer Überlieferung den Befehl von Allah bekommen, seinen Sohn Ismail zu opfern, doch Allah schickte stattdessen ein Schaf, das geschlachtet werden sollte und wurde.

 „Die armen Tiere, das ist ja außerdem voll die Umweltverschmutzung, das ist so brutal“. Solche Aussagen bekam ich die Jahre zuvor schon auf Social-Media mit, aber als ich vor ein paar Tagen eine Diskussion mit einer Schulkollegin hatte, wurde ich richtig wütend.

Ich habe Möchtegern-Tierschutz schon so satt

Ja, es werden Tiere geschlachtet, das wird zum Opferfest immer so sein. Aber das Fleisch wird, zumindest in meinem Umfeld, an bedürftige Menschen verteilt und nicht zum Eigenverzehr verwendet. Aber wenn wir schon über den Fleischkonsum reden möchten, dann lasst uns doch darüber reden, dass in Österreich pro Person 90kg Fleisch jährlich verzerrt wird. Wir konsumieren europaweit am meisten Fleisch.

Tier-und Umweltschutz sind richtig und wichtig, aber bitte nicht nur sobald es um den Islam geht, diese Heuchelei habe ich satt. Und wenn wir schon dabei sind, warum gibt es zu Weihnachten keine Möchtegern Tierschützer: innen? Da wird doch auch ein Gänsebraten gegessen, dafür müssen jährlich auch tausend Tiere sterben.  Beim Opferfest geht es nicht darum, so viel Fleisch wie möglich zu verzerren, sondern wie bereits erwähnt den Bedürftigen zu helfen. Ich möchte daran erinnern, dass Fleisch in sehr vielen Ländern immer noch ein Luxusgut und für viele nicht selbstverständlich ist. Wir sind hier in dieser Hinsicht sehr privilegiert und könnten jederzeit Fleisch essen. Ich halte das zwar nicht für richtig, aber so ist es mal eben. Abgesehen davon: wie viele in Österreich lebende Muslim:innen schlachten wirklich eigenhändig Tiere?

Wir spenden Geld an Organisationen, die garantieren mit diesem Geld Tiere zu schlachten, dessen Fleisch an arme Leute gegeben wird, um ihnen eine gute Mahlzeit zu ermöglichen. Was gibt es dagegen auszusetzen, dass armen Menschen geholfen wird?

Voriges Jahr haben wir das Opferfest in Ägypten verbracht und ich durfte einige Schlachten miterleben und auch mithelfen das Fleisch zu verpacken und an die Bewohner: innen des Dorfes zu verteilen. Es gibt so viele Menschen bei uns im Dorf, die jedes Jahr auf das Fleisch, dass sie zu Eid- al Adha bekommen angewiesen sind, weil sie es sich nicht leisten können. Das Fleisch wird übrigens auch nur zu besonderen Anlässen gegessen. Wenn ihr Tierschützer und Tierschützerinnen sein wollt, dann setzt euch bitte das ganze Jahr dafür ein und nicht nur zum Opferfest und informiert euch, bevor ihr abwertende Kommentare über das Fest oder den Muslim: innen macht.

Bereich: 

Das könnte dich auch interessieren

Foto: Zoe Opratko
Das Ende von biber ist auch das Ende...
Foto: Moritz Schell
Kein Geld, keine Redaktion, aber eine...
Screenshot: Stadt Wien
Die Stadt Wien und der Bezirk Neubau...

Anmelden & Mitreden

12 + 1 =
Bitte löse die Rechnung