Filiz, wir brauchen eine Entscheidung!

03. April 2015

Filiz, wir brauchen eine Entscheidung2
Foto: Marko Mestrovic

Sie ist Herrin über 100 Bohrungen. Filiz Aktas managt die Ölfelder der OMV in Gänserndorf. Die 32-Jährige aus Istanbul ist "Senior Reservoir" Ingenieurin, mag den Girly-Look und sucht in Wien noch nach dem besten Döner.

von Delna Antia 


Filiz, wie reagieren Männer auf deinen Job?

Sie laufen weg! (lacht) Nein, aber es braucht schon Männer mit Selbstbewusstsein, um nicht von den Aspekten Öl-Branche, Technik und Verdient eingeschüchtert zu werden. Aber grundsätzlich lautet die erste Frage immer: Was ist denn eine Reservoir Ingenieurin?

Wolltest du immer schon Ingenieurin werden?
Ja, wie mein Vater! Schon mit 11 Jahren war ich so sehr an Mathematik, Physik und Englisch interessiert, dass ich meine Eltern um Extrakurse nach der Schule bat. Beim Öl bin ich dann mit 21 gelandet: Nach meinem Ingenieur-Bachelor in der Türkei wollte ich ins Ausland gehen und entschied mich wegen ihres guten Rufs für die Uni im österreichischen Leoben. (Sie lacht und fügt hinzu:) Man hatte mir allerdings gesagt, dass Leoben eine Stadt ist!


Du bist in Istanbul geboren und aufgewachsen. Dann hast du lange in Hamburg gearbeitet. Wie bist du jetzt in Gänserndorf gelandet?
Nach meinem Studium in Leoben und in Stanford/Kalifornien bekam ich meinen ersten Job bei der RWE Dea in Hamburg. Dort habe ich als Junior ein Off-Shore-Reservoir an der Nordsee betreut. Das war eine tolle Challenge! Aber nach 4 Jahren im Ausland bekam ich Heimweh nach Istanbul und meiner Familie und kehrte zurück. – Hab ich aber auch nicht ausgehalten. Kein Scherz, ohne Petroleum-Engineering kann ich nicht leben!


Anscheinend kann die Branche auch nicht ohne Petroleum-Ingenieure leben – du bekamst auf jede Bewerbung eine Zusage.
Ja, 4 Bewerbungsgespräche, 4 Jobangebote! Ich bekomme immer noch Headhunter- Anfragen. Das Angebot der OMV hat mir am meisten zugesagt, auch weil Frauen stark gefördert werden. Letzten November habe ich hier in Gänserndorf begonnen. Ich kann nur jeden motivieren – gerade Frauen - auch dieses Studium einzuschlagen. Es war die Chance meines Lebens!


Wie ist das denn mit den Frauen in der Branche?
In meinem Team – wir sind zu dritt – sind wir gerade sogar in der Überzahl: „Meine“ Produktionsingenieurin, „mein“ Geologe und ich. Aber generell ist das Öl-Business immer noch eine Männerdomäne – als Frau hier ernst genommen zu werden ist schwer. Das war für mich allerdings auch der Reiz.


Wie hast du das geschafft?
Ich bin heute nicht mehr die gleiche Frau wie vor sieben Jahren. Am Anfang wurde ich von Männern oft nicht ernst genommen. Ich war zu nett. Heute bin ich natürlich freundlich, aber viel selbstbewusster. Das bringt die Erfahrung. Man muss sich einfach sehr gut auskennen und sehr kompetent sein.


Und wie hältst du es mit der Weiblichkeit, machst du dir am Ölfeld nicht die roten Fingernägel dreckig?
Wir „Reservoir Ingenieurinnen“ sind meistens „schickimicki“! Ich mag bei Outts gern den „Girly“-Look, habe lackierte Fingernägel und bestimme eben so, wie das Öl-Feld bespielt wird.


Als wäre das Stichwort gefallen, tritt ihr ungarischer Geologe ein. „Filiz, wir bräuchten jetzt dringend eine Entscheidung von dir.“ Das Interview unterbrechen wir kurz. Die Frau muss eine Entscheidung fällen.


Du bist Türkin und hast Kollegen aus aller Welt, von Ungarn bis Argentinien. Wie klappt die Zusammenarbeit?
Mit anderen Mentalitäten zu tun zu haben liebe ich an meinem Job. In Deutschland ging es immer um Disziplin und Regeln. Da wird nichts persönlich genommen. Bei den Türken ist das nicht so! Wir sind viel emotionaler.


Ist dein Arbeitsstil eher türkisch, deutsch oder österreichisch?
Eine Mischung aus deutsch und türkisch würde ich sagen. In Österreich bin ich erst viel zu kurz. Aber mir gefällt es hier gerade deswegen gut, weil es hier so viele Ausländer gibt und einen Mix der Mentalitäten.


Bist du in Wien in der türkischen Community unterwegs, gehst zum Beispiel in Shisha-Bars?
(Lacht) Nein, in Wien habe ich eher nicht so viele türkische Freunde, sondern mehr deutsche. Shisha-Bars besuche ich gern in Istanbul. In Wien war ich noch in keiner. Außerdem suche ich in Wien immer noch den besten Döner!


Was steht bei dir am Wochenende an?
Schifahren! Ich nehme den ersten Schi-Unterricht meines Lebens! Ach ja und ein Dirndl will ich mir auch bald kaufen!

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