Proteste in Rot

02. Juni 2013

Auch in Wien gingen Menschen auf die Straße, um gegen die Polizeigewalt in Istanbul und für die Erhaltung des Gezi-Parks zu demonstrieren. Biber war dabei.

 

16 Uhr, Karlsplatz: schon von weitem hört man die türkische Nationalhymne. Langsam finden sich die Demonstranten zusammen. 

 

 

 

Was wie eine heitere Fußballveranstaltung aussieht, ist eigentlich eine politische Kundgebung. Auf Facebook wurde zum Protest aufgerufen, rund 2000 Menschen (laut heute.at) sind gekommen. 

 

 

Die Umgestaltung eines Parks in Istanbul war die Ursache für die Demos…

 

 

Die Bäume des Gezi-Parks   sollen einem großen Bauprojekt weichen. Was genau gebaut werden soll ist unklar. Von einem Einkaufszentrum ist die Rede, aber auch von einem Museum oder einem Operngebäude.

 

 

Facebook und Twitter spielten eine große Rolle in der Protestbewegung. Die berühmten Occupy-Slogans waren auch am Karlsplatz zu sehen.

 

 

Seit Montag ist der Gezi-Park in Istanbul von Demonstranten besetzt. Während die türkische Polizei mit Wasserwerfern und Tränengas gegen die Protestierenden vorging… 

 

…hatte die Polizei in Wien wenig zu tun.

Verschiedene Gruppen sind gekommen, um sich mit dem Demonstranten in Istanbul zu solidarisieren. 

Der Resselpark wurde zu einem Meer an roten Flaggen. Damit konnte sich nicht jeder identifizieren. „Ich bin wieder gegangen, als ich diese Nationalisten gesehen habe“, erzählt eine Studentin. 

 

Und nicht alle wollten die türkische Nationalhymne mitsingen….

 

 

….eine kurdische Demonstrantin erzählte uns: „Die Nationalhymne ärgert mich weil ich Kurdin bin.“ 

Ein anderer kurdischer Teilnehmer fügt hinzu: „Es reicht nicht nur die Regierung zu kritisieren. Das Problem sind die undemokratischen staatlichen Strukturen, die es schon immer in der türkischen Republik gab. Es sind die Gesetze, die der Polizei erlauben gewaltsam vorzugehen.“

 

„Wir sind Jung, wir sind stark, wir sind Atatürkistisch.“ Neben vielen Atatürk-Anhängern, die ihre Verbundenheit zum Staatsgründer offensichtlich bekundeten…

„Wir sind Atatürks Soldaten“ steht auf dem T-Shirt dieser jungen Dame geschrieben.

Neben den Atatürk-Anhängern schlossen sich viele andere Gruppen den Protesten in Wien an…

Vereint im Kampf für die Bäume im Gezi-Park marschieren Nationalisten mit linken Gruppen.

„Die Straßen gehören uns. Unternehmer verzieht euch“ hallt durch die Wiener Innenstadt.

Nicht der einzige graue Wolf auf der Kundgebung…

Ein Anonymous-Typ war auch da.

 

Der Grund warum so viele verschiedene Gruppen gemeinsam protestieren: Es geht nicht nur um die Bäume im Park, sondern um die Politik der Regierung. Die Demonstranten beklagen die Einschränkung der Meinungsfreiheit und das gewaltsame Vorgehen der türkischen Polizei.

 

Ein österreichischer Passant versteht die Welt nicht mehr. „Wieso rufen die ganze Zeit „Taxi Taxi“?“ fragt ein junger Mann verwirrt. Er scheint nicht zu verstehen, dass sich die Sprechchöre um den Taksim Platz drehen, wo sich der Gezi-Park befindet. Eine weitere Passantin hat noch weniger Verständnis: „Redts deitsch!“, fordert sie. 

„Wir sind das Volk, wir haben Recht und wir werden gewinnen“ steht auf dem Plakat dieser Demonstrantin. 

 

Der Protest wird zum Familienausflug…

 

 

… und endet im Stadtpark.

 

Während die Demo in Wien zu Ende ging, verbreiteten sich die ersten Nachrichten, dass sich die türkische Polizei aus dem Gezi-Park zurückzieht. Vielleicht hat der Protest in Wien doch was bewirkt.

 

(Bericht: Ayper Cetin, Ali Cem Deniz. Fotos: Marian Smetana)

Kommentare

 

War auch dort, in der Hoffnung dass es mehr politischen Charakter haben würde. Es war für mich leider das falsche rote Fahnenmeer. 
Wo bleibt der Fortschritt? Mich regen die Leute auf die hier in 3. oder 4. Generation leben, weder recht gut Türkisch noch Deutsch reden, aber immer genug Selbstvertrauen haben um nationalistische und religiöse Scheiße groß zu skandieren. Ich verstehe einfach nicht wie man als Migrant_In, als Arbeiter_In, als Opfer aller Unterdrückungsmechanismen, genau dieses System verteidigen kann. Während die Leute in der Türkei Schulter an Schulter politisch richtige Forderungen aufstellen, gegen den unterdrückerischen Staat auf der Straße den bestehenden Klassenkampf austragen, kann man hier nur auf Facebook Posts lesen wie "Huhrensöhne die die protestieren" oder ganz tolle Profilbilder zur Verteidigung des islamistisch-faschistischen Erdoganregimes und dessen Polizeiapparat.
Wenn die Menschen in der Türkei fortschrittlicher sind als die türkischen Migrant_Innen hier, dann weiß ich nicht was für einen Schluss man daraus ziehen kann. Beeinträchtigt Migration die politische Wahrnehmung?  

 

Liebe Kollegen!

 

1. Es ist sehrwohl klar was statt dem Gezi-Park gebaut wird: ein Einkaufszentrum und zwar das 99. in Istanbul.

 

2. Der Park wird fast zu Gänze zerstört.

 

3. Ja es gab gestern auch rote Flaggen, aber das spielte keine große Rolle. Wir waren Anfangs auch dagegen, haben jeden den wir erreichen darum gebeten jegliche Flaggen etc zu untersagen. Fakt ist, dass alle nur für einen Zweck dort waren: für Menschenrechte! Jeder sollte es auch so akzeptieren, denn wenn wir auch noch mit solchen Auseinandersetzungen anfagen, können wir unseren Freunden in der Türkei nicht helfen. Diese Studentin hat meiner Meinung nach, keine Solidarität gezeigt sondern Egoismus. Denn wie gesagt, es ging nicht darum wer für wen steht, gestern waren wir alle solidär!

 

4.  Als einer der Organisatoren dieser Demonstration muss ich sagen, dass wir einen Lob von den Polizisten bekommen haben. "Wenn nur alle Demonstrationen in Wien zo friedlich und so toll ablaufen würden.. Gratulation, tolle Arbeit geleistet!"

 

 

 

Falsch.

 

Die Linken,Arbeiter,Nationalisten nennen sie es wie sie wollen. Wenn es um den Park gehen würde, dann würden nicht so viele Kommunissmus Flaggen und Atatürk Porträts in den Massen zu sehen sein. Jedenfalls hat Erdogan die Nationalisten einfach taktisch ausgespielt, er hat das Millitär ausgespielt und es abgesetzt, sie hatten konstant das Interesse ihn weg zu putschen. Ging damals bei Erbakan, aber sein Schüler lernt draus. Jedenfalls, zum Alkohol hat er sich im TV geäußert und das Gesetz das er so gegen Alkohol verschärfen will ist einfach ein Witz im Vergleich zu einigen europäischen Ländern, die haben sogar ein schärferes Gesetz als es Erdogan vorschlägt bzw durchsetzen will.

 

Wenn sie die Baupläne des "neuen" Parks gesehen hätten wüssten sie wie schön dieser Park wäre, wahrscheinlich haben sie nicht mal einen Blick darauf geworfen...Die die heute demonstrieren haben vor 30 Jahren den Park schon mal abgerissen und einen neuen aufgebaut. Wie widersprüchlich stimmts? Damals hat niemand protestiert gell? Jetzt aufeinmal ist der Park so viel wert xD. So ein Schwachsinn.

 

Da das Millitär weg ist, versuchen die Nationalisten EINFACH ALLES um Erdogan und seine erfolgreiche Regierung loszuwerden.

 

 

Für die gewaltätige Polizei hat sich auch Erdogan geäußert das da einiges nicht mit rechten dingen zu ging.

 

 

Faktum bleibt, Erdogan hat das Kurdenproblem gelöst und widmet sich neuen Problemen. Der Einfluss der Türkei ist groß geworden und wird größer, dies passt einigen Mächten nicht obs sie es glauben oder nicht.

 

 

Jetzt wird aktiv versucht ihn und seine Regierung zu neutralisieren, was nie passieren wird. Es ist zu spät, bei einer 2/3 Mehrheit im Land kannste nix machen außer konstant Chaos stiften, der letzte Hilfeschrei halt. Der Typ ist einfach ein Genie.

 

 

Und diese Masse an Demonstranten ist im Vergleich zur Bevölkerung Türkeis ein NICHTS. Wenn da 100.000 demonstrieren gegen Erdogan, ihn aber dann wieder 30-40 Millionen wählen dann hast eben selber Schuld. DAS IST DEMOKRATIE, mal ein WAHLERGEBNISS ZU AKZEPTIEREN.

 

 

lg

 

 

 

WEIßT DU.. ICH LEIDE INNERLICH. MENTAL BIN ICH IN DER TÜRKEI BEI DER DEMONSTRATION. 

 

JETZT WERDE ICH DIR NICHT ANTWORTEN. MEINE ZEIT IST MIR DAFÜR ZU KOSTBAR. ABER ICH WERDE DIR EINE ANTWORT GEBEN.

 

 

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