Sprechen Sie Deutsch ? Nein, heute mal nicht ...

16. November 2010

jedes Migrantenkind kennt das, wichtige Telefonate auf Deutsch für die Eltern tätigen, amtliche Schreiben für die Mama verfassen, eine Handyvetragskündigung für den Papa zusammenstellen, und das zeitaufwendigste, einen Behördegang für die liebe Familie übernehmen. Und genau das stand heute bei mir am Programm!

So, normalerweise ja nichts Spannendes, heute jedoch, wollte ich ein bisschen Abwechslung reinbringen und sehen, wieso meine Eltern diese Besuche so mieden. Immerhin können sie e ganz gut Deutsch, verstehen tun sie, wenn man deutlich spricht, fast alles und SIE verstehen kann man, wenn man ein bisschen Fantasie hat, auch ganz gut ;-) .

Da betrat ich also in das Zimmer 1Million AB-2e irgendwas, ließ mich zum Hinsetzen auffordern und wartete geduldig 20min. bis der Herr sein "wichtiges" Telefonat beendete und sich an mich, mit den Worten: "Ojso,Sie san die Frau A...IC, sprechns Deitsch, ojso verstengans mi man i?"  Haaa! Und hier fängt mein Abenteuer an!! Mit einem Kopfschütteln, signalisierte ich meinem Gegenüber, das, was er von Anfang an angenommen hatte, dass ich kein Deutsch könne. Gut, bisschen genervt erzählte er mir also was Sache sei, das Ganze aber so schnell und in so einem ausgeprägten Dialekt, dass ich ihn am liebsten gefragt hätte: ENTSCHULDIGUNG, ABER SPRECHEN SIE Deutsch?? Ich ließ es dann sein, kam mir für meine Rolle als "nixdeutsch"- sprechender Ausländer nicht realistisch genug vor, lediglich ein: "Bitte langsamer sprechen!" (meinen vom Papa adaptierten Akzent müsst euch jetzt dazudenken :-)) brachte ich heraus. UUUh, das war ein Fehler, er schaute mich an, als hätte ich ihn grad aufs Ärgste beschimpft und ring sich gerade noch ein: "Hejt kumman ova a andre, da konn i ma ned für jedan so vü Zeit nehmen Frau A...IC !" Überhaupt, wiederholte er während des Gesprächs bei jedem Satz meinen Namen, so dass ich mir irgendwie voll dumm und für irgendetwas schuldig vorkam. Naja, es gibt auch nicht mehr viel zu erzählen, der Mann speiste mich gekonnt ab, manövrierte mich aus dem Zimmer und für mich war klar, wieso meine Eltern mich stets den Boten spielen ließen! Nicht nur, dass es sehr demütigend ist, ertragen zu müssen, wie man mit einem umgeht, es bringt auch nichts, verstanden hätten sie ihn nämlich Null,denn er hatte sich ja nicht einmal bemüht deutlich zu sprechen... Hmm.. naja meiner Erkenntnis ist bestimmt nicht neu für euch, aber es am eigenen Leibe zu erleben, ist schon ein ganz seltsames, mulmiges Gefühl. Denn Menschen zweiter Klasse, so wird man behandelt, sind meine Eltern garantiert nicht!!

Kommentare

 

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guter Blog!

und wenn ich du wäre, hätte ich vielleicht so zum Abschied irgendwas schön protzig österreichisch gesagt, haha :)

 

i hätt erm gfrogat ob a mi verstengat wenn ia so deppad redat wie er. was sollat des werdn wenns fertig is?

wirklich cooler blog.

 

hahahahhahahahahahaha kalimero for president

 

do werma wieda beim deitschn. i tat so richtig sche fuatsetz, wie er onfongt is :))

 

bald kömma ein buch herausgeben mit unseren erzählungen...migranten bei den ämtern...

 

boa, das denk ich mir bei meinen eltern auch immer. was die sich teilweise anhören müssen. echte erniedrigung nenn ich das. ich mein, da warens ja noch nett. aber wenns dann mit beschimpfungen losgeht...

unsere eltern sind schon ziemlich tapfer

 

die problematik betrifft auch uns "einheimische" - nur in einer anderen art.

präpotente beamte lassen auch uns ihr kleines bisschen macht gerne spüren. bei euch ist es die sprache, bei uns sind es dann andere dinge mit denen man uns schikaniert und kleinkriegen möchte.

dass kundenservice bei beamten in österreich ein fremdwort ist war schon immer so. das ist nix neues.

warum solls euch bei unseren "netten" beamten besser gehen als uns selbst? ;-)

bitte net so verbissen sein, die knackwurschtfressenden öffentlichen diener sind zumeist nicht besonders hell in der birne. von so was darf man sich nicht beleidigen lassen, das sollte einem am arsch vorbei gehen.

lg
fred

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