Kulturschock: 5 Unterschiede zwischen Syrien und Österreich

09. August 2016

Von Zakarya Ibrahem und Volina Șerban (Mitarbeit)

Ich komme aus Damaskus, der Hauptstadt Syriens. Ich wohne seit anderthalb Jahren in Österreich und muss gestehen, dass mich das neue Land am Anfang mit einem Kulturschock begrüßt hat. Von Hunden als Haustieren bis hin zur Begrüßung per Handschlag: Hier eine Liste mit fünf Unterschieden zwischen Syrien und Österreich, mit denen ich immer noch zurechtkommen muss:

 

1. Die Begrüßung

In Syrien sind drei Küsschen auf die Wange als Begrüßungsform gang und gäbe. Immer zwischen zwei Männern oder zwei Frauen, selten aber zwischen einem Mann und einer Frau, was hier ganz normal ist. Mehrmals ist mir Folgendes passiert: Ich küsse meine Freunde auf die Wange und einige Menschen in meiner Umgebung missverstehen meine sexuelle Orientierung. Seitdem pflege ich, andere Männer per Handschlag zu begrüßen. So tanze ich nicht mehr aus der Reihe.

2. Das Essen

Damaskus ist nicht so multikulturell wie Wien. Aus diesem Grund isst man in den Restaurants in 95 Prozent der Fälle nur syrisch. Wien ist aber anders: Hier kann ich am Montag spanische Speisen genießen, mir am Donnerstag Pizza und Pasta gönnen und am Wochenende griechische Leckereien probieren. Das ist das Beste an dieser Stadt: Man kann jederzeit eine kulinarische Reise um die Welt machen, ohne weiter als bis zum 23. Bezirk zu fahren.

3. Die Hunde

In Syrien ist der Hund nur ein einfacher Wohnungsschützer und nicht der beste Freund des Menschen. Katzen dagegen erfreuen sich derselben Beliebtheit wie hier.

Ich habe am Anfang die Liebe der Österreicher für ihre Hunde sehr bestaunt. Einmal habe ich einen Bekannten gefragt, ob er alleine wohnt. Seine Antwort hat mich ein bisschen verwirrt: „Nein, ich wohne mit meiner Freundin und meinem Hund zusammen.“

4. Der Verkehr

Damaskus ist eine Großstadt, die im Moment mehr Einwohner hat als Wien. Nichtsdestotrotz ist das einzige Verkehrsmittel in der syrischen Hauptstadt der Bus. Die syrischen Busse haben keine Klimaanlage. Man sagt bei uns nicht umsonst, dass man im Sommer wie ein Schwein schwitzt und im Winter friert wie ein Schneider. In Wien sind die öffentlichen Verkehrsmittel ein Privileg, die die Wiener mehr schätzen sollten. Ich bewundere es immer noch, dass keine Fahrt mit den Öffis, egal wie weit weg das Ziel ist, mehr als 40 Minuten dauert.

5. Das Wetter

Egal was im Geografie-Lehrbuch steht: Österreich hat meiner Meinung nach nur zwei Jahreszeiten – den Sommer und den Winter. In Syrien gibt es zum Glück immer noch Übergänge. Die syrischen Sommer und Winter verhalten sich aber, wie es sich gehört: 50 Grad im Juli und eine meterhohe Schneeschicht im Jänner sind nichts Außergewöhnliches. Ich finde den Sommer in Wien ganz gemütlich. 30 – 35 Grad sind für mich die perfekte Temperatur und keine Sahara-Hitze wie die Wiener glauben.

 

Die österreichische und die syrische Kultur sind natürlich unterschiedlich, was aber nicht bedeutet, dass die eine besser als die andere ist. Andere Länder, andere Sitten, wie man so schön sagt. Wenn man in Wien ist, tut man, was die Wiener tun und versucht, das mit seinen alten Gepflogenheiten zu vereinbaren.

 

 

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