Auf Messers Schneide

30. Juni 2016

Mirror Edge: Catalyst ist der lang erwartete Nachfolger von Mirrors Edge. Es ist eine Mischung aus Jump’n‘Run und Ego-Shooter – und ein Höllenritt durch die Stadt aus Glas.

Willkommen in der City of Glass, der Hauptstadt von Cascadia. Hier herrscht das Konglomerat, eine Oligarchie aus 13 großen Unternehmen, die für das Wohl der Bewohner der Stadt sorgt. Die stärkste Corporation, die Kurger Holding, sorgt mit eiserner Hand für Ruhe und Frieden.

Faith Connor ist allerdings für die K-Sec, der Privatarmee und Polizei der Kruger Holding, kein unbeschriebenes Blatt. Die Protagonistin des ersten Mirrors Edge-Spiels hat ein Jahr in Haft verbracht, nachdem sie wegen Diebstahls eingebuchtet wurde. Jetzt wird sie entlassen und es ist an der Zeit, alte Rechnungen zu begleichen.

Optisch erinnert die Stadt an einen iPod: wunderschön designte, weiße Wolkenkratzer mit riesigen Glasflächen stehen unter einem blitzblauen Himmel.  Selbst die Tauben auf den Dächern sind weiß und haben die Gebäude noch nicht zugekackt. Dennoch: Unter der sterilen Oberfläche brodelt es, denn subversive Elemente kommunizieren miteinander mit Hilfe von „Läufern“, die sich über den Dächern der Großstadt entlanghanteln und so das staatliche Überwachungssystem austricksen.

cat1
EA

 

Kruger Holding toleriert dieses Herumgeturne der Läufer, solange sie sich nicht offen gegen die Machthaber stellen. Die Rolle von Faith wird schnell klar: Sie muss ihre verschollene Schwester suchen und gleichzeitig die Kruger Holding unschädlich machen. Das Spiel erinnert ein bisschen an eine geupdatete Variante von Equilibrium (mit Christian Bale in der Hauptrolle). Wer den Vorgänger von Mirrors Edge nicht gespielt hat, wird von der Story nicht unbedingt mitgerissen und sollte unbedingt im Internet die Geschichte nachlesen.

Speed kills .. not

Parcour, also athletisch über Hindernisse zu hüpfen, ist spätestens seit Dying Light im erste-Person-Blickwinkel angekommen. Faith kann an Mauervorsprüngen entlangklettern, sich an Rohren entlanghanteln und mit einem elektromagnetischen Wurfhaken wie Batman weiterschwingen.

Anders als im Parcor-Zombiespiel sind aber die Laufjobs über die Dächer von Glass ein wenig eintönig. Der Wow-Effekt bei Matrix-ähnlichen Wandläufen setzt relativ rasch aus – vor allem, wenn man gewisse Spielstellen mehrmals probieren muss – denn ein Absturz bedeutet sehr wahrscheinlich den Tod und den Ladebildschirm im Spiel.

cat2
EA

Friedfertig

Da wir uns ja in der schönen friedlichen Zukunft befinden, benötigt Faith auch keine Waffen. Selbst, wenn K-Sec Mitarbeiter Sturmgewehre fallen lassen, kann sie Faith nicht nutzen – immerhin sind diese biometrisch gesichert. Hier stellt sich die Frage: Wenn die Untergrundbewegung das allgegenwärtige, ständig online verbundene Sicherheitsnetz hacken kann, wieso kann sie einen popeligen biometrischen Zugang nicht knacken?

cat3
EA

Also müssen wir mit Faust und Fußtritten kämpfen. Das gelingt nach kurzer Eingewöhnungsphase auch recht gut – Faith kann mit allen möglichen Special Moves den bösen Soldaten zu Leibe rücken. Allerdings wirkt das Spiel nur dann super, wenn wir in Bewegung bleiben: Stillstand hingegen lässt nicht nur gegnerische Sicherheitsleute sondern auch Faith stolpern. Kämpfe wirken dann sehr hölzern.

cat4
EA

Fazit

Mirrors Edge könnte so viel mehr sein, doch Parcour reicht als intelligente Rebellion gegen das Konglomerat nicht aus. Wir können zwar Armeen von K-Sec Soldaten niederhauen, doch nur solange wir auf Speed sind. Grafisch eine Wucht, spielspaßtechnisch nur für Hardcore-Mirrors-Edge-Fans zu empfehlen.

 

Blogkategorie: 

Das könnte dich auch interessieren

Foto: Zoe Opratko
Zum Abschied gibt es kein Trompeten­...
Foto: Marko Mestrović
Ob Hijabi-Style, koschere Perücken oder...
Foto: Marko Mestrović
Nicht über die Communitys zu sprechen,...

Anmelden & Mitreden

1 + 2 =
Bitte löse die Rechnung