Braucht man jetzt ein Visum für Hogwarts?

24. Juni 2016

Die Briten haben knapp für den Brexit entschieden. Jetzt machen sich vor allem junge Leute Gedanken darüber, wie es weitergeht. Zerbricht die EU? Wird Österreich dem Beispiel folgen, wenn die FPÖ an der Macht ist? Braucht man nun ein Visum für das Land, in dem Hogwarts zu Hause ist? Die wichtigsten Fragen im Überblick.

Das war nicht die feine englische Art. Am Vorabend sah es noch danach aus, dass Großbritannien für den Verbleib in der EU stimmen würde. Denn die Bewohner des britischen Überseegebiets Gibraltar hatten mit einer 96 prozentigen Mehrheit ja zur EU gesagt. Am heutigen Morgen zur Breakfast time fand dann das Erdbeben statt. The United Kingdom will leave the EU.

Die erste Konsequenz daraus wurde bereits gezogen. Premierminister David Cameron, der zähneknirschend für den Verbleib gestimmt hatte, tritt zurück. Zweifelsohne stehen dem Vereinigten Königreich turbulente Wochen bevor. Denn die Insel ist gespalten. Während die Engländer und die Waliser für den Austritt votiert haben, sprachen sich die Schotten und die Nordiren klar für den Verbleib aus und werden somit ihrer Rolle als Bravehearts der Insel gerecht.

Schockiert, wenn nicht sogar paralysiert, reagiert die übrige EU. Viele fürchten nun den Untergang des Gemeinschaftsprojekts. Andere wiederum machen sich Sorgen um die Reisefreiheit. Denn ein Wochenendtrip nach London war vor allem unter jungen Leuten beliebt. Um halbwegs Klarheit zu schaffen, hier die wichtigsten Fragen nach dem Brexit.

Wann tritt das Vereinigte Königreich aus der EU aus?
Obwohl die Gründerväter der EU nie mit einem Austritt eines Mitgliedslandes gerechnet haben, gibt es dafür tatsächlich eine Regelung, wie der Prozess eines Austritts stattfindet. Eine Austrittsverhandlung dauert zwei Jahre. 2018 heißt es demnach: Goodbye UK!

Was passiert nun mit Schottland und Nordirland, die sich für den Verbleib entschieden haben?
Das könnte nun ein Ende für das Vereinigte Königreich bedeuten. Für die „Bravehearts“ aus Schottland und Nordirland gibt es nun einen erneuten Antrieb für die Unabhängigkeitsbewegung. 2014 verloren die Separatisten beim Schottland-Referendum nur ganz knapp gegen die UK-Befürworter. Da die Schotten und Nordiren als EU-freundlich gelten und weiterhin ein Teil der Union bleiben möchten, werden sie aller Voraussicht nach eine neue Unabhängigkeitskampagne ins Leben rufen. Schottland könnte zu einem eigenständigen Staat werden und so wieder in die EU eintreten. Nordirland würde gar eine Wiedervereinigung mit Irland anstreben, das bereits EU-Mitglied ist.

Braucht man jetzt ein Visum für „Hogwarts“?
Nein. Denn in den nächsten zwei Jahren ändert sich für Einreisende nichts, da nach wie vor die Freizügigkeitsregelungen gelten. Auch nach dem Austritt ist es unwahrscheinlich, dass Großbritannien eine Visumspflicht für Touristen einführen wird. Harry-Potter-Fans können daher erst einmal aufatmen. Der bürokratische Aufwand wäre viel zu groß. Zudem ist der Tourismus ein sehr wichtiger Wirtschaftszweig für Großbritannien. Ob sich für Arbeits-Migranten etwas ändern wird, ist ungewiss. Allerdings war das wichtigste Argument der EU-Gegner, die Immigration zu beschränken.

Ist das der Anfang vom Ende der Europäischen Union?
Viele Stimmen aus der EU warnten vor einem Zerbrechen der EU. Die Regierungen aus Deutschland, Österreich, Frankreich etc. haben an die Briten einen dramatischen Appell gerichtet, sich doch für den Verbleib zu entscheiden. Ansonsten wären der politische und auch der wirtschaftliche Schaden enorm. Vergebens. Das Ergebnis des Brexits wird den Rechtsaußenparteien etwa in Dänemark, Frankreich, in den Niederlanden und auch Österreich neuen Wind unter den Flügeln verleihen und ihren Austrittsbestrebungen entgegenkommen. Das könnte in der Tat die EU auseinanderreißen.

Könnten die Briten wieder zurück in die EU?
Ja. Im Artikel 49 des Lissabon-Vertrags ist ein solcher Schritt geregelt. Allerdings würde so ein Prozess viele Jahre dauern, da die Verträge und die Rahmenbedingungen neu ausgehandelt werden müssten.

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Kommentare

 

Nach dem Brexit wird Österreich noch mehr Flüchtlinge aufnehmen und in den Sozialsystemen integrieren müssen. Es bleibt daher gesellschaftspolitisch weiterhin äusserst spannend.

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