Ein klares Bild - eine ewige Diskussion

02. September 2015

Israeli, soldier
Bilal Tamini, via Youtube (Screenshot)

Ein Bild erzählt mehr als tausend Worte, sagt man. Das obige Bild, auf dem ein israelischer Soldat unverhältnismäßige Gewalt auf ein palästinensisches Kind ausübt, scheint allerdings je nach Interesse Unterschiedliches zu erzählen.

Nicht lange ist es her. Vor einer Woche erst verewigten Kameras in Westjordanland eine verstörende Szene: Ein maskierter Soldat hält ein Kind im Würgegriff. Das Kind hat einen Gips auf dem linken Arm. Zwei Frauen und ein Mädchen versuchen mit all ihrer Kraft den Soldaten vom Kind wegzuzerren. Das Mädchen beißt dem Soldaten in die Hand. während einer der Frauen die Maske des Soldaten entfernt. Erst nachdem ein weiterer Soldat auftaucht, lässt er das Kind los.

Genau diese Szene löste tausende von Diskussionen in sozialen Medien aus. Das Ergebnis war eine intensive Debatte darüber, was sie über die israelische Militärbesatzung des Gebietes vermittelt.

Für Israel-Kritiker ist diese Szene ein weiterer Beweis für das brutale Vorgehen von israelischen Soldaten gegenüber Palästinensern.

Viele Israelis - darunter auch einige hochrangige Beamte - fassen es allerdings ganz anders auf. Für sie stellt der Soldat das Opfer eines Gewaltangriffes weiblicher Demonstranten dar. Sie machen sich Sorgen um die Sicherheit ihrer Soldaten. Israels Kulturministerin Miri Regev forderte sogar ein neues Gesetz, das den Soldaten erlauben soll, in solchen Situationen zu schießen.

Israeli Kolumnist Anshel Pfeffer, der auf der anderen Seite des politischen Spektrums steht, sieht die Sache etwas anders. Für ihn ist die zunehmende Online-Berichterstattung der Grund, warum Soldaten Masken tragen. „Was auch immer diese Männer und ihre Kommandeure sagen, der eigentliche Grund warum sie Masken tragen, ist Scham. Sie wissen, dass unsere Politiker sie in eine unmögliche Situation verwickelt haben, in der sie nie gewinnen können. Kein anständiger Mensch will für Shabbat nach Hause gehen und sich selbst online zuschauen, wie er Frauen und Kinder misshandelt“, sagt er.

 

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Weiterführender Link:

http://mobile.nytimes.com/2015/09/02/world/middleeast/rashomon-on-the-we...

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