Giftige SHEIN Kleidung – Die Konsequenzen des Fast Fashion-Paradebeispiels

24. November 2022

Gefährliche Substanzen in Kleidungsprodukten, unmenschliche Arbeitsbedingungen für Mitarbeitende und billige Herstellung in China – das Ultra-Fast-Fashion Unternehmen SHEIN steht erneut mit großer Kritik im Fokus der Öffentlichkeit. Dieses Mal mit Untersuchungen von Greenpeace, die ergaben, dass die Mehrheit der produzierten Kleidungsstücke giftige Chemikalien enthalten. Aber wird diese Aufdeckung dieses Mal etwas bewirken oder aus den Köpfen von KonsumentInnen genauso schnell verschwinden wie die letzten Skandale?

Enorme gesundheitliche Schäden

Das chinesische Fast-Fashion-Label produziert vor allem für den internationalen Markt und fungiert hauptsächlich als Onlineshop. Greenpeace untersuchte im Labor insgesamt 47 Kleidungsstücke für Erwachsene sowie Kinder und fand dabei heraus, dass 96% der getesteten Produkte des Unternehmens Spuren von giftigen Chemikalien aufwiesen. Sieben der getesteten Produkte konnte außerdem nachgewiesen werden, dass die Grenzwerte für giftige Chemikalien, die die EU festlegt, überschritten worden. Gefunden wurden vor allem Weichmacher, Beschichtungen und Schwermetalle – Substanzen, die bei Menschen zu Hormonstörungen oder zu Hautirritationen führen, und sogar Leberkrankheiten auslösen können. Dadurch sind nicht nur EndkonsumentInnen gefährdet, sondern auch jene ArbeiterInnen, die diese Produkte herstellen.

Etliche Skandale seit Jahren

Mit rund 26 Millionen FollowerInnen auf Instagram und mehr als 5 Millionen FollowerInnen auf TikTok zieht das Ultra-Fast-Fashion Label vor allem junge Menschen an. Über 6000 neue Produkte werden laut Greenpeace täglich hochgeladen – die den Vorwürfen zufolge unter unmenschlichen Bedingungen hergestellt werden. So fanden schon einige KonsumentInnen in den vergangenen Jahren „Help me“, also „Hilf mir“ Aufschriften in den Etiketten der Produkte von SHEIN. Die Kleidung wird im asiatischen Raum produziert und stand schon öfter vor der Kritik, die Kleidung von Kindern zum Hungerlohn herstellen zu lassen, da die Produkte meist so billig sind, dass hinterfragt wird, wie faire Arbeitsbedingungen überhaupt möglich sind. Dies lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, da das Unternehmen weder Lieferketten noch Produktionsbedingungen transparent macht. Auf der Website kommuniziert SHEIN jedoch Grundsätze wie Nachhaltigkeit und strenge Standards für faire Arbeitsbedingungen. Dabei konnte die Schweizer Organisation Public Eye jedoch 17 Betriebe ausfindig machen, die für das Unternehmen produzieren. Ihre Recherchen zeigten, dass Angestellte über 75 Stunden die Woche arbeiten und dabei weder Arbeitsverträge noch Sozialleistungen haben – und das zu Stücklöhnen. Zum Teil kosten T-Shirts für Damen nur zwei Euro. Die billige Produktion von Kleidung besteht vor allem aus der Nutzung von Polyester, die nachweislich enorm schädlich für die Umwelt ist. SHEIN betreibt also mit ihrer Online-Kommunikation nicht nur Greenwashing auf höchstem Niveau, indem auf der Website immer wieder Schutz des Planeten und Nachhaltigkeit kommuniziert wird, sondern beutet auf Grundlage dieser Fakten ArbeiterInnen aus – und das mit einer katastrophalen Ökobilanz. Zudem hat das milliardenschwere Unternehmen bereits etliche Klagen wegen Plagiatsvorwürfen am Hals, da sie hemmungslos bei bekannten DesignerInnen kopieren.

Warum ändert sich nichts?

Die Kritik an SHEIN zieht sich schon über Jahre von allen möglichen Seiten – aus diesem Grund sind die Ergebnisse, die Greenpeace bei ihren Untersuchungen herausfand nicht überraschend. Das Unternehmen hat nicht nur enorm schlechte Onlinebewertungen, sondern wird als Fake-Shop von VerbraucherschützerInnen bezeichnet. Warum funktionieren die Politik und das Kaufgeschäft trotzdem noch? Ganz einfach: Sie haben ein unwiderstehliches Angebot von Tausenden Kleidungsstücken in allen möglichen Farben zu Spottpreisen. Zudem bietet das Unternehmen zum Teil kostenlose Retouren an. Der Konzern hat sich über die letzten Jahre eine riesige Community von KäuferInnen aufgebaut und rangiert in Deutschland laut Exciting Commerce seit 2020 auf Platz fünf der beliebtesten Online-Shops. Es ist zwar von enormer Wichtigkeit, weiterhin über die Skandale von SHEIN aufzuklären und zu sprechen, aber die letzten Jahre haben gezeigt, dass dies nicht ausreichend ist. Neue Gesetze müssen auf Bundesebene her, die national bewirken, dass Kleidungsstücke unter diesen Umständen nicht mehr verkauft werden dürfen – also eine strengere Kontrolle der Einhaltung von Chemikalienverordnungen und ein Vernichtungsverbot von Neuware, sowie ein Lieferkettengesetz, fordert auch Greenpeace.

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