Ich habe dank Biber Deutsch gelernt.

18. August 2016

Ich bin eine spät dahergekommene Ausländerin. In Österreich bin ich weder geboren noch aufgewachsen und bis zu meinem 19. Lebensjahr hatte ich nichts mit der deutschen Sprache zu tun. Nach der Matura wollte ich eigentlich nach Serbien ziehen, doch einiges ist dazwischen gekommen und jetzt lebe ich zwar im Ausland, wie ich es mir gewünscht habe, nur anderswo. Aber noch einmal von vorne.


Das klingt doch nicht schön

Den ersten Kontakt zur deutschen Sprache hatte ich erst auf der Uni. Ich wollte schon seit langem Fremdsprachen studieren, aber eher BKS, Polnisch oder Türkisch. Alle haben mir davon abgeraten und ans Herz gelegt, ein Stück pragmatischer zu denken. Ich habe eine Weile darüber nachgedacht und eine Kompromisslösung gefunden: Ich werde zwar studieren, was mir Spaß macht, aber ich werde auch die künftigen Jobchancen im Auge behalten. Konkret hieß das Translation mit Deutsch als eine der Arbeitssprachen.

Wir haben im ersten Studienjahr von A0 angefangen und ich genoss diesen Anfang in vollen Zügen. „Noch eine Sprache kann doch nicht schaden“, dachte ich mir. Dennoch verlor ich nach einer Zeit meine Motivation: Die Sprache klang nicht so schön in meinen Ohren und ich konnte auch keinerlei Verbindung zu ihr herstellen, um weiterzukommen.

The Connection

Bald wurde mir klar: Ich muss in ein deutschsprachiges Land gehen. Nach anderthalb Jahren Deutsch an der Uni ließ mein Sprachniveau mehr zu wünschen übrig, als wenn ich die Sprache aus purem Interesse auf eigene Faust gelernt hätte. So landete ich für ein Semester in Wien und stellte voller Enttäuschung fest, dass das Deutsche, das ich bis zu jenem Zeitpunkt nur aus Büchern kannte, von echten Menschen in echten Lebenssituationen anders gesprochen wird.

Ich war in Wien auf der Suche nach der fehlenden Verbindung zur Sprache, also musste ich eine Strategie entwerfen: Ich war stets ganz Ohr, machte die Muttersprachler nach und verfolgte die Devise „Wenn du auf Englisch zurückgreifst, hast du das Spiel verloren.“

„Weißt du, ich bin ganz gescheit in meiner Muttersprache“

Was am Anfang ein mutiger Sprung ins kalte Wasser war, erwies sich später als eine andauernde Herausforderung. Ich wollte ein Niveau erreichen, auf dem entweder Muttersprachler oder Menschen mit Deutsch als Bildungssprache waren. Bei mir war Deutsch nicht einmal eine der Fremdsprachen in der Schule gewesen und ich fühlte mich bald von der Menge an Sprachkenntnissen überwältigt, die ich in so einer kurzen Zeit nachholen musste.

Menschen, die diese Sprache 20 Jahre lang jeden Tag gesprochen haben, drücken sich anders aus als Neuankömmlinge. Um weiterzukommen, braucht man viel Zeit, Geduld, Durchhaltevermögen und, vor allem, ein Leben in dieser Sprache. Das habe ich aber viel später realisiert.

Deutschkurs mal anders

Mir hat Deutschlernen nicht wirklich Spaß gemacht, bis ich das biber vor zwei Jahren in einer Spar-Filiale entdeckt habe. Ok, jetzt, wenn ich für das biber schreibe, klingt es, als ob ich jemandem Honig ums Maul schmieren möchte. Ich sage aber nur die Wahrheit. Ich erinnere mich noch haargenau an die erste Begegnung: Es war die Biberica-Ausgabe vom März 2014, die ich in ein paar Stunden verschlungen habe. Die Themen waren so vielfältig und die Geschichten so ansprechend, dass ich seitdem nie aufgehört habe, das biber sowohl online als auch im Heft zu lesen.

Mit jeder Story bekam ich das Gefühl, dieses ganze Leben, das ich hier nie gelebt habe, einen Schritt weiter nachzuholen. Mit jedem Artikel oder Blog fand ich wertvolle Tipps und Insiderinformationen, wozu ich vorher keinen Zugang hatte. Als positiver Nebeneffekt haben sich im Laufe der Zeit nach dem ganzen Lesen auch meine Sprachkenntnisse verbessert.

 

Ich war froh, dank biber „das Scharfe“, das ich davor in anderen Sprachen selber gefunden habe, auch im Deutschen zu entdecken. Ohne „scharf“ geht es ab einem Punkt schlicht und einfach nicht weiter.

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