Hamed Abdel-Samad macht mir das Leben schwer

05. Oktober 2015

Hamed Abdel-Samad ist ein deutschägyptischer Autor, in den Medien ist er als islamkritischer Publizist bekannt. Letzten Donnerstag erschien sein neues Buch, „Mohammed – Eine Abrechnung“. In dem Buch wird der Prophet der Muslime als Massenmörder und Tyrann bezeichnet. Seine Publikationen regen in der islamischen Welt viel Empörung auf und es wurde sogar eine Fatwa gegen ihn aufgerufen. Er steht unter polizeilichem Schutz und musste untertauchen.

 

Ja, er darf das. Es besteht Meinungsfreiheit in Europa, Hamed darf selbstverständlich seine Meinung frei äußern. Kritik darf geäußert werden, theoretisch dürften in einem Staat mit Redefreiheit Aussagen wie „adipöse Menschen überfüllen die Krankenhäuser“ und „ältere Frauen schaden der Wirtschaft“ gemacht werden. Ob solche Aussagen den Prinzipien eines Sozialstaates entsprechen, ist eine andere Frage.

Paradox, wäre das geeignete Wort

Auch wenn Prinzipien verstoßen werden, eine vielseitige Diskussion ist viel spannender als eine unilaterale. In einer Diskussion mit Abdel-Samad würde ich ihn Fragen, warum und was er denn mit dem Propheten Mohammed abrechnen wolle. In einem Interview für Die Zeit meinte er, Mohammed sei zwar bereits vor 1400 Jahren gestorben aber wirklich begraben wurde er nie und er verdiene die Verehrung nicht. Eine starke Aussage, die 1.4 Milliarden Menschen betrifft. Auch eine sehr gefährliche, Charlie Hebdo kann das bezeugen. Daher ist es sehr mutig von Hamad, dennoch kritische Bücher über den Propheten herauszubringen. Die Entfaltung seiner Botschaft muss sehr wichtig sein.

"Die Reform des Denkens beginnt, wenn Muslime es wagen, Mohamed aus dem Käfig der Unantastbarkeit entlassen und ihn Mensch werden lassen" Es stimmt, dass der Prophet für die Muslime eine wichtige Rolle spielt und sakrosankt ist. Nichtsdestotrotz sind die einzigen Quellen auf die sich Hamed beruht muslimische, denn es gibt keine anderen Überlieferungen von Mohamed. Das heißt der Islam selbst zeigt Mohamed mit menschlichen Eigenschaften. Im Grunde kritisiert er die Ressource von der er seine Informationen hat. Paradox, wäre das geeignete Wort.

Weiterhin schreibt Hamed direkt am Anfang seines Buches, „dass wir keine eindeutigen historischen Belege haben für das, was er (Mohamed) tatsächlich getan oder gesagt hat“. Trotzdem ist Abdel-Samad überzeugt davon, dass Mohamed ein Tyran und Massenmörder war.

Hamed hat keine festen Beweise

Ich war schon immer der Meinung, eine vielseitige Diskussion ist immer eine Bereicherung. Allerdings macht eine Diskussion keinen Sinn, wenn unzureichend argumentiert wird. Außerdem ist das Thema um den Islam zur gegebenen Stunde ein brennender Ofen - sehr heiß und gefährlich. Beschränkte Sichtweisen mit Schlagwörtern wie Tyrann oder Massenmörder weiter zu beeinflussen, führt nicht zu einer Entschärfung. Ein Buch sollte gewöhnlich einen Nutzen für die Gemeinschaft haben.

Für mich als Muslim macht das Buch das Leben schwer, jetzt muss ich mich noch einer weiteren Islamkritik entgegensetzen. Das lässt mich und meine Religion schlecht dastehen, auch wenn Hameds Aussagen keine festen Beweise haben.

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