Menschenhasser, aber Tierschützer?

04. Januar 2016

Ich mag Tiere. Sehr sogar. Wenn ich einen Film sehe, in dem ein Hund, eine Katze, ein Pferd oder ein anderes Tier stirbt, muss ich immer weinen. Ja, das ist auch ein bisschen peinlich. Aber ich kann irgendwie nichts dagegen tun. Ich fühle nun einmal mit diesen Wesen. Genau so – man möge mir diesen Vergleich verzeihen - und umso mehr fühle ich, naiver Gutmensch, der ich bin, auch mit Menschen, die Leid ertragen müssen. Irgendwie logisch, oder etwa nicht?

Ich glaub‘ mich laust der Affe

Das erste Mal habe ich es bemerkt, als das Bild eines 14 Jahre alten Hundes auf meiner Facebook-Startseite erschien, der offensichtlich ein Zuhause suchte. Sofort wollte ich mehr Informationen haben, da ich finde, dass gerade alte Hunde ein liebevolles Zuhause brauchen. Auf der Facebookseite der betreffenden Dame angekommen war ich zunächst mal total irritiert, weil die Seite derart mit notleidenden Hunden zugespamt war, dass es unmöglich war, den Eintrag des betreffenden Hundes zu finden. Ich scrollte und scrollte, aber im Minutentakt wurden Beiträge von (vermeintlich?) notleidenden Hunden gepostet. Und dann, auf einmal, inmitten all der Tierpostings mit Tränendrüsengarantie, einer dieser klassischen Hetzbeiträge gegen Flüchtlinge. Noch irritierter scrollte ich noch ein bisschen weiter und stieß auf immer mehr derartige Beiträge.

Ein paar Tage darauf machte eine FPÖ-Ortsgruppe einmal wieder Schlagzeilen damit, dass sie einen nachweislich erfundenen Hetzartikel auf ihrer Seite gepostet hatte. Auf der betreffenden Seite dasselbe Bild nur umgekehrt: Ein menschenverachtender Beitrag nach dem anderen und zwischendrin immer wieder Geschichten von grausamen Tierquälereien. Interessant dabei die Kommentare, denn dieselben Menschen, die einerseits aufs Heftigste ihren Hass gegenüber Flüchtlingen zum Ausdruck bringen, prangern andererseits die Tierquälerei als „unmenschlich“ an und fordern massive Strafen für die Täter. Und wieder stehe ich vor einem Rätsel. Wie zur Hölle passt das zusammen?

Der Wolf im Schafspelz

Bereits eine kleine Internetrecherche klärt mich darüber auf, dass ich scheinbar wirklich nur ein naiver Gutmensch bin, denn in Wahrheit hat das Ganze System und stellt sich ganz anders dar als gedacht: Es geht hier nicht um Tierschützer, die zu Menschenhassern werden, sondern um Menschenhasser, die ganz plötzlich zu Tierschützern werden. Über den Tierschutz erhält man natürlich zahlreiche Sympathien und erreicht mehr Menschen. Die eigentlichen Inhalte werden dann durchs Hintertürchen hereingelassen, beispielsweise in versteckter Hetze gegen Juden und Muslime bezugnehmend auf das Schächten von Tieren. Mit "Speck" fängt man Mäuse. Diese Taktik ist übrigens keineswegs neu, sondern erwies sich bereits im Nationalsozialismus als wirksam.

Den Stier bei den Hörnern packen

Tierschutzorganisationen sind zunehmend gefordert, sich von solchen Machenschaften zu distanzieren. Auch das ist ein schmaler Grat, denn ist es nicht eigentlich wünschenswert, wenn sich jemand für Tiere einsetzt?

Für mich persönlich steht fest, dass jemand, der die Würde von Menschen mit Füßen tritt, sich nicht glaubhaft für Tierrechte einsetzen kann. Für mich gibt es hier keine halben Sachen. Alles andere ist für mich „unter aller Sau“.

Vielleicht nutze ich das Jahr 2016, um mich aktiv für den Tierschutz zu engagieren. Wenn ich dadurch auch ein Statement gegen rechte Hetze setzen kann, hätte ich quasi zwei Fliegen mit einer Klappe geschl….. na, ihr wisst schon, was ich meine.

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