„Netflix and Chill?“ muss wohl reichen

28. Oktober 2016

Keine Ahnung, ob hier auch die Globalisierung schuld ist, aber nicht nur in Bezug auf Essen sind wir Konsum-Schmarotzer geworden.
Goodbye Dates. Hello Drive-In-Fast-Love-Filialen.

In den Kreisen von Generation Y Single zu sein, ist eine Zumutung. Wenn man nicht gerade 100% damit zufrieden ist, erst mal einige Zeit auf Dates und Sex zu verzichten, dann hat man es heutzutage nicht leicht. Die Erfahrungen, die ich in meiner Zeit als Single und als Freundin einiger anderer Singles meiner Generation machen durfte,  sprechen leider nur für die vermehrte Beziehungsunfähigkeit von jungen Menschen. Sowohl Männer als auch Frauen jeglicher sexueller Präferenz scheinen alle Logik abgelegt und das Daten zu einem reinen Machtspiel gemacht zu haben. Mann/Frau will nicht mehr interessante Menschen treffen, Sympathie aufbauen und sich wenn möglich verlieben. NEIN, Mann/Frau will konsumieren!

Die Fließbandarbeit der Liebeswelt

Konsumieren trifft es meiner Meinung nach sehr gut. Die Singles unserer Generation legen nicht nur bei ihrem Essen Wert auf verlesene Fließbandarbeit. Wäre es nur möglich, so würden sie auch ihre Flirts gerne ohne Anstrengung wie bei Running-Sushi zum Tisch geliefert bekommen – wenn möglich schon mariniert und verzehrbereit. Der Grundsatz lautet hier „Je mehr, für je weniger“. Hat man nicht mindestens drei Bier und 4 Vodka-Shots intus, so ist man sich auch des Ansprechens in der freien Wildbahn zu schade geworden. Mann/Frau begibt sich lieber auf die Bequemlich- und Behutsamkeit der Couch zurück, von wo aus man heutzutage ja auch schon den einen oder anderen Flirt starten kann. Ein getipptes „Netflix and Chill?“ muss wohl reichen.

Kann ich die Blonde auch umtauschen, wenn sie nicht passt?

Mir scheint, als könnte man sich von niemandem noch mehr als das Nötigste erwarten. In der Date-Welt wird man behandelt wie jedes andere Produkt. Erst mal gemustert, dann wird die Ware etwas genauer gecheckt, man liest sich die Beschreibung durch und – ups, was steht da? Hat kein Auto? Hat geschiedene Eltern? Zu viele Ballaststoffe? Doch wieder zurück ins Regal. Der Gedankengang „Vielleicht kommt noch was Besseres“ wird elementar. Man nimmt sich nicht mehr die Zeit, um jemanden wirklich kennenzulernen und zu schauen, was sich ergibt. Man will lieber rational abwiegen, wie viel Warenwert jemand hat und ob es sich lohnt diesen riskanten Kauf zu tätigen. Gerade, dass sie keine Quittung verlangen.

Warum unsere Generation beziehungsunfähig wird, könnte aber auch hier dran liegen!

Bros with benefits – fürn Arsch

Ich benutze nicht nur aus Spaß so viele schreckliche Metaphern. Die Menschen behandeln die Date-Welt leider tatsächlich wie eine Marktwirtschaft. Die Menschen wollen Qualität und Quantität aber ohne den angemessenen Preis dafür zu zahlen.
Man will viele Dates und Benefits ohne die Fronten zu klären und nennt es „sich Zeit lassen“. Man will Sex ohne Verpflichtungen oder Schuldbewusstsein und nennt es „offene Beziehung“. Man will alle Vorteile einer Beziehung minus der vermeintlichen „Nachteile“ und nennt es „Freundschaft Plus“.
Die Menschen denken, nur weil sie diesem Irrsinn einen Namen verpassen, macht es plötzlich Sinn und funktioniert. Für manche seltene Fälle mag es vielleicht auch funktionieren und ich möchte auch wirklich keinem abschlagen, einen Eigenversuch zu wagen. Aus meiner ganz persönlichen Sicht, wie auch aus der vieler Leute mit denen ich über dieses Thema diskutieren durfte, macht das Ganze aber einfach keinen Sinn.


Um es kurz zu machen – Generation Y ist zum Scheißen, wenn es um Dates geht. Ich habe wirklich versucht, mich mit dem Konzept Flirt-Apps, Freundschaft+ und etc. anzufreunden. Aber für mich sind diese nur ein Ausdruck für den Drang der Menschen nach Massenkonsum und die Unfähigkeit der Leute, sich bewusst und voll und ganz für etwas zu entscheiden. Allerdings muss ich sagen, zu behaupten, ich hätte so einen Irrsinn nie mitgemacht, wäre gelogen. Aber mittlerweile ist mir einfach bewusst geworden, wie paradox das alles ist.

Ich hab keine Lust mehr auf „Generation B wie beziehungsunfähig“. 

 

 

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