Ramadan: Hijab, aber nur für sexy Selfies ?

09. Juni 2016

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Khloe Kardashian im Hijab
Screenshot: https://www.youtube.com/watch?v=VtETHBLnXjs

Wisst ihr, was seltsam ist? Wenn eigentlich sehr freizügige Musliminnen plötzlich „Hijab-Selfies“ posten. Noch seltsamer wird es, wenn sie sich dabei auf die Lippe beißen, ihre Brust ganz weit rausstrecken und die Front-Kamera mit ihren Blicken verführen wollen. #wellitmustberamadan #awkward

 

Passend zum Zeitalter von Social Media ist mit dem Beginn des Ramadans auch der Startschuss für die #ramadanposts gefallen. Einige dieser Beiträge sind wirklich motivierend oder auch lustig, andere eher weniger.

 

Ramadan Mubarak“ und #ramadan everywhere

Instagram und Facebook sind seit Montag voll mit „Ramadan Mubarak“-Posts und Ramadan-Hashtags. (Also, natürlich nur, wenn man muslimische Freunde hat.) Sogar auf Snapchat konnte man sich „Live-Stories“ über den Fastenbeginn ansehen. Die Social-Media-Beiträge sind sicherlich motivierend, da man so sieht, dass man beim Fasten „nicht alleine ist“. Auch lustige Memes über das Fasten versüßen einigen bestimmt die harten Stunden. Hier ist eine kleine Kostprobe, bevor wir mit den „bad news“ beginnen. #hohowortspielemitessen

 

 

So, jetzt kommen wir zu den weniger lustigen Posts und zum eigentlichen Kernthema dieses Blogs.

 

Sexy Ramadan-Seflies im #hijabstyle ?

In den letzten Tagen wurden auf sozialen Netzwerken anlässlich des Ramadans leider auch einige Fotos gepostet, die geschmackloser und sinnfreier nicht sein könnten: Versuche, im Hijab sexy und verführerisch auszusehen. Natürlich nur von Musliminnen, die normalerweise keinen Hijab tragen. (Für alle, die es nicht wissen: „Hijab“ nennt man die islamische Verschleierung von Kopf und Körper)

 

Musliminnen in Hotpants und Co.

Jeder hat in seiner Freundesliste sicher Musliminnen, die sich gerne knapp bekleidet fotografieren lassen und diese Bilder auf ihren Social-Media-Accounts teilen. Die meisten von ihnen sind, meiner Erfahrung nach, aus den Balkanstaaten, da man hier sicher toleranter mit Nacktheit umgeht.

 

In den Fällen, die ich kenne, werden die Brüste von Push-Up-BHs fast bis zum Kinn hochgepresst und das Oberteil weit nach unten gezogen. Sonst posieren viele auch gerne in Hotpants, die den Hintern nicht mehr überdecken. Dabei lassen sie sich oft von hinten fotografieren und schreiben darunter Sätze wie „Ich liebe meine langen Haare“. #jajaesgehtumdiehaare

 

Einige verwenden ihre sexy Fotos auch nur als Whatsapp-Anzeigebild, damit die Verwandten auf Facebook sie ja nicht zu Gesicht bekommen. But it's all good. Wer will, kann sich auch als Muslimin freizügig kleiden und verführerische Fotos von sich schießen lassen. Jeder soll das für sich selbst entscheiden. Ich finde, man sollte dabei einfach nur dazu stehen, dass man nicht wirklich sehr religiös ist und sich nicht an islamische Kleiderordnungen halten will. 

 

Brüste und Arsch rausstrecken, oh und den Hijab nicht vergessen

Was ich persönlich aber absolut nicht verstehen kann, ist, wenn dieselben Frauen aus heiterem Himmel einen Hijab tragen, natürlich nur zu Ramadan und auch nur bis man ein gutes Foto zum Hochladen gefunden hat. Mit eigentlich inkorrekten „Gratulationswünschen“ wie „happy ramadan“ unter den Fotos geht dieses Theater noch einen Schritt weiter. Wie wär's mit „Ramadan Mubarak“ oder „Ramadan Kareem“ ?

 

Was das Fass der Toleranz eigentlich zum Überlaufen bringt, ist, dass man es sich auch bei Ramadan-Fotos nicht verkneifen kann „sexy“ und „verführerisch“ auszusehen. Sich auf die Lippe zu beißen, die Brust und den Hintern weit rauszustrecken oder den „Sex“-Blick sollte man sich hier einfach nur sparen. Masha'Allah“ darunter zu kommentieren, bitte auch. Die Körpersprache spricht Bände. Eine derartige Selbstdarstellung als „Muslima“ ist unfassbar respektlos allen tatsächlich religiösen Menschen gegenüber.

 

Classy Hijabis

Das soll auch nicht heißen, dass ich der Meinung bin, dass „Hijabis“ keine Selfies oder Ganzkörperfotos machen sollten. Im Gegenteil. Ich finde die Fotos von „richtigen Hijabträgerinnen“ unfassbar classy und folge auf Instagram sogar einigen Hijab-Modebloggerinnen, wie „Habiba Da Silva“ oder „Muslima Apparel Things“. Und nein, ich selbst trage kein Kopftuch und stamme aus einer Familie, in der Themen wie Religion und Islam sehr sehr locker genommen werden.

 

Was in den Köpfen der Frauen vorgeht, die allerdings denken, dass sie während des Ramadans zur „Super-Muslima“ werden, weil sie ein „Hijab-Selfie“ hochladen, weiß ich wirklich nicht. Will man damit Verwandte oder männliche Moslems beeindrucken? Will man einfach nur mehr Likes als sonst? Will man religiöser wirken, als man ist? Natürlich ohne eine Stufe auf der Sexy-Skala zu verlieren? Ich habe echt keine Ahnung. Ich finde die ganze Sache sehr scheinheilig. Dieser Schrei nach Aufmerksamkeit ist, wie schon erwähnt, einfach nur respektlos, vor allem im Ramadan-Monat und Frauen gegenüber, die das Kopftuch tatsächlich aus religiöser Überzeugung tragen. #thumbsdownforyou

 

 

 

 

 

 


 

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Kommentare

 

Religionsfreiheit heisst, Religion nach eigenem Geschmack auszuleben. So steht das in Österreich in der Verfassung.

Wie kannst du also freizügigen Menschen ihre Religiösität absprechen?? Sowas ist auch respektlos.

Und ich bin mir sicher: wenn es eine allmächtige magische Kraft gibt, die das Universum erschaffen hat, dann wird es dieser Übermacht zu 100% egal sein, wie sich die unbedeutende Menschheit kleidet.

Deine Zeilen kann man auch lesen, wie eine pauschale Abwertung aller, die die Freiheit leben sich so zu kleiden wie sie wollen.

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