Steht der Dritte Weltkrieg bevor?

18. Februar 2016

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Foto: Screenshot

Die Türkei kommt nicht zur Ruhe. Wieder mussten Menschen nach einem Terrorangriff sterben. Wenn die Lage im Land eskaliert, hätte es verheerende Folgen für die ganze Welt.

In Europa herrschte Wohlstand. Die Bündnispolitik der europäischen Länder gaukelte eine politische Stabilität vor. Um die Krisen der Welt vor den eigenen Toren in Schach zu halten, wurden Pakte mit autoritären Regierungen und Monarchien abgeschlossen. Doch Krisenerscheinungen wie Aufstände, Fluchtbewegungen und regionale Konflikte veranlassten die einzelnen Länder des „Alten Kontinents“ dazu, mit nationalistisch-isolationistischen Maßnahmen zu reagieren. Es herrschte ein grundsätzliches Misstrauen zwischen den Völkern. Nachdem die Lage in einem Land eskaliert war, brach im Sommer 1914 der Erste Weltkrieg aus.

2016 erleben wir dasselbe. Doch diesmal liegt der Auslöser eines potentiellen Dritten Weltkriegs nicht am Balkan, sondern in der Türkei. Um eine zentralistische Präsidentschaftsdiktatur zur errichten, nehmen Recep Tayyip Erdogan und die AKP-Regierung jegliche Gewalttaten in der Türkei zum Anlass, um gegen die Kurden vorzugehen. Der Bürgerkrieg in Syrien hat jedoch dazu geführt, dass die Rolle der Kurden im Kampf gegen den mörderischen IS eine enorme Bedeutung bekam.

Öl-Geschäfte mit dem IS

Ankara ist das ein Dorn im Auge. Denn die Regierung ist vielmehr daran interessiert, politisch andersdenkende Kurden auszulöschen. Ein kurdisches Selbstverwaltungsgebiet würde zu föderalen Strukturen in der Region führen und jegliche wirtschaftlichen Privilegien des AKP-Apparats zunichte machen, etwa das Ölgeschäft mit dem Islamischen Staat.

„Säuberung der Berge“

Deswegen erwägt Ministerpräsident Ahmet Davutoglu den Einsatz von Bodentruppen in Syrien. Jeder Anlass käme gelegen, um dies zu realisieren. So auch der jüngste Terroranschlag in Ankara. Wofür in anderen Konflikten mehrere Tage benötigt werden, reichen in der Türkei nur wenige Minuten aus, um die Attentäter – in der Regel sind es Kurden –  zu identifizieren und gleich drauf Maßnahmen der Repressionen in Gang zu setzen: Einschränkung der Pressefreiheit, Mobilisierung des Militärs sowie Verhängung einer Ausgangssperre. Mit Redewendungen wie „Säuberung der Berge“ werden die Angehörigen eines ganzen Volkes zu potenziellen Terroristen erklärt. Die Absicht ist klar: Das türkische Volk soll vereint werden und einem Krieg aus Vergeltung zustimmen.

10 Millionen Flüchtlinge?

Was als regionales Problem erscheint, könnte aber zum Auslöser für einen weltweiten Konflikt werden. Sollten die Kurden im Norden von Syrien geschwächt werden, bricht eine wirkungsvolle Pufferzone gegen die Terrormiliz Islamischer Staat zusammen. Die Folge wäre eine verheerende Flüchtlingswelle, die die aktuelle bei weitem übertreffen würde. Wenn die EU bereits jetzt mit einer Million Flüchtlingen überfordert ist, mag man sich nicht vorstellen, wie die Situation mit zehn Millionen Schutzsuchenden aussehen würde. Die 3 Milliarden Euro für die Türkei zur Flüchtlingseindämmung wären demnach wirkungslos. Die Nationalstaaten würden sich noch stärker abschotten. Die Zusammenarbeit, folglich die ganze EU zusammenbrechen. Ein allumfassender bewaffneter Konflikt zwischen Russland, den USA,  dem Iran und Saudi-Arabien wäre die Folge. 

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