Wegen zu viel Arbeit: Student wird ausgewiesen

12. Januar 2016

In Dänemark wurde ein Student aus Kamerun abgeschoben, weil er zu viel arbeitete. Er stand kurz vor seinem Studienabschluss.

Entweder missbrauchen sie unsere Sozialsysteme oder sie nehmen uns die Arbeitsplätze weg. An solche Aussagen ist man leider von widersprüchlichen Rassisten gewöhnt. Dass nun ein Staat das Überengagement eines ausländischen Studenten bestraft, löst dagegen Kopfschütteln aus.

Was sich wie ein Titiel aus der Tagespresse liest, ist in Wirklichkeit traurige Realität.

Marius Youbi, ein Student aus Kamerun, besuchte eine Universität in Dänemark und finanzierte sich sein Studium durch die Arbeit als Reinigungskraft. Dabei überschritt er mehrfach die im Königreich zulässige 15-Stunden-Regel für ausländische Arbeiter mit befristetem Aufenthaltserlaubnis. Der 30-Jährige wollte auf diese Weise sein teures Auslandsstudium finanzieren. Das rief die Einwanderungsbehörde auf den Plan. Sie forderte Youbi auf, das Land zu verlassen. In der dänischen Bevölkerung sorgte diese Maßnahme für Empörung.

"Einer unserer talentiertesten Studenten"

Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP sagte der Universitätssprecher Anders Correll, dass man die Entscheidung der Einwanderungsbehörde nicht billige. Selbst der Uni-Rektor hat sich eingeschaltet. Mit einem Brief wendet sich Brian Bech Nielsen an die zuständigen Behörden und schreibt darin, dass der angehende Ingenieur Youbi „einer unserer talentiertesten Studenten“ sei. Die Einwanderungsbehörde hat bislang nicht geantwortet.

„Viereinhalb Jahre lösen sich in Luft auf“

Marius Youbi stand kurz vor seiner Abschlussprüfung und musste noch ein Praktikum absolvieren. Mittlerweile hat er das Land verlassen und ist jetzt in Kamerun. Kurz zuvor zeigt er sich im dänischen Radio „traurig und enttäuscht“. Youbi: „Viereinhalb Jahre lösen sich in Luft auf. Ich habe mir hier in Dänemark etwas aufgebaut. Ich habe hier Freunde und Familie, die ich zurücklasse. Es ist schwer, sich von so vielen zu verabschieden."

Die Einwanderungsgesetze Dänemarks gehören zu den strengsten in Europa und wurden in den letzten Jahren mehrfach verschärft. Maßgeblichen Anteil daran hatte die rechtspopulistische „Dänische Volkspartei“. Um Gesetze verabschieden zu können, ist die Minderheitsregierung auf die Stimmen der stärksten Oppositionspartei angewiesen.

 

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