Wenn man als Wienerin nicht ohne Angst und Belästigung abends unterwegs sein kann

10. November 2016

Über einen armseligen Mann, der Frauen sogar im McDonalds anmacht und dann sogar vor kleinen Kindern stöhnt und über peinliche Idioten, die offensichtlich darauf stehen junge Frauen am Heimweg zu verfolgen und ihnen ordentlich Angst einzujagen.
 

Ich habe vor einigen Monaten, zu Beginn meines Biber-Praktikums, schon einmal über Belästigung von Frauen in Wien geschrieben. Es ist bis jetzt eigentlich viel Zeit vergangen und es hat sich natürlich nichts geändert.

Drei Vorfälle an einem einzigen scheiß Abend!

Diesen Dienstag war es wieder soweit und ich habe es einfach so satt. Ganze drei Mal an einem einzigen scheiß Abend habe ich mir gewünscht, dass meine beste Freundin und ich einfach zu Hause geblieben wären.

 

Part 1: McDonalds ist kein sicherer Ort mehr.“ *Dumbledore Stimme*

Meine beste Freundin und ich sind auf der Mariahilfer Straße shoppen gewesen. Wir sind an einem Mci vorbeigelaufen und wollten uns einen Kaffee gönnen. Draußen war es arschkalt, also setzten wir uns auch gleich hinein. Sie hat sich noch Wasser holen wollen und war deswegen für einige Minuten weg. In der Zwischenzeit kamen zwei Männer an den Tisch gegenüber und setzten sich dort hin.

Wow, Wow, schöne Frau, Wow, Wow, so schön, so schön, schau her“, sagte einer der Typen dann ziemlich laut. Ich habe es natürlich gehört, blieb jedoch mit meinen Augen auf meinem Handybildschirm hängen. Mir war ziemlich egal, wen er damit meinte. „Schau her, schau her, schau her, schau her, schau her, schau her, du bist so hübsch, Bombe, Wow, schau her“, sagte er dann deutlich lauter und flüsterte dann anscheinend irgendwas zu seinem Freund. Ich wollte nicht hinsehen, habe es dann reflexartig doch getan und gemerkt, dass er leider mich meinte, weil er mich anstarrte.

Sein Blick war so ekelerregend, so dreckig, so abartig. Ich sah ihn wütend und unfassbar angewidert an. Anschließend fing er an laut zu stöhnen und murmelte dabei unverständliche Dinge. Er hörte einfach nicht auf. Ich war völlig fassungslos. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass mir beinahe die Kotze hochgekommen wäre. Verdammt, die Situation war schon ekelhaft genug, um ihn herum waren aber zusätzlich noch kleine Kinder, doch das war ihm scheißegal. Wir sind sofort gegangen, viel früher als geplant und konnten unser Gespräch dann genervt in der Kälte fortführen.

 

Part 2: Stalker aus der U6

Wir fuhren danach direkt nach Hause und stiegen aus der U6 aus. Die Station war fast komplett leer. Auf der Rolltreppe merkte ich dann, dass hinter uns drei Männer waren. Sie kamen immer näher und blieben direkt hinter uns stehen, obwohl die ganze Rolltreppe leer war. „Chill einfach“, dachte ich mir. Wir gingen schnell nach oben. Die drei Typen wurden plötzlich auch schneller, viel schneller. Oben angekommen blieben wir stehen, weil dort mehr Menschen waren.

Die Typen gingen langsam nach vorne und bogen beim nächsten Haus rechts ab. Wir dachten sie sind weg. Bevor wir auch zum Haus kamen, zeigte meine beste Freundin mit dem Finger auf ein Restaurant hinter uns und meinte, dass ihr Bruder es gut finden würde. Wir mussten eigentlich auch rechts abbiegen, haben aber dann gesehen, dass die Männer von vorhin, genau an der anderen Ecke des Hauses standen. Beim Näherkommen habe ich die Worte „Wo sind die jetzt? Wieso sind die dort stehengeblieben, auf was hat die eine gezeigt?“ gehört. Wir sind dann natürlich nicht rechts abgebogen, sondern einfach geradeaus auf die nächste Straße gegangen. Guess what? Die drei Typen folgten uns auf die Straße gegenüber. Sie fingen an zu pfeifen und irgendwelche Dinge zu brüllen. Auf unserer Straße waren zum Glück wieder mehr Leute unterwegs. Wir sind schneller gegangen, irgendwann rechts abgebogen und konnten diese Idioten dann nicht mehr sehen. „War das jetzt wirklich notwendig?“, dachte ich mir. Ich war so genervt von diesen gestörten Leuten, ich hatte schon Kopfschmerzen.

 

Part 3: Wenn Frauen zu Tieren auf einer Safari werden

Der "krönende Abschluss" bestand allerdings daraus, dass ich (wieder einmal) wie ein kleines hilfloses Kind meine Eltern anrief, während ich mich voller Angst auf dem Heimweg befand. Warum? Wie schon so oft fuhren meiner Freundin und mir dann noch irgendwelche hobbylosen Pisser mit dem Auto hinterher. Glaubt mir, keiner hasst diesen „call of shame“ an die Eltern mehr als ich. Aber wie soll man nach so einem Abend noch cool bleiben, vor allem wenn man dann noch auf seiner eigenen Straße von vier oder fünf jungen Männern in einem Auto verfolgt wird, während sie wie Affen billige Anmachsprüche aus den offenen Fenstern brüllen und dann sogar mitten auf der Straße stehenbleiben und einen beobachten als wäre man ein Tier? Für einen kurzen Augenblick dachte ich darüber nach, was wir anhatten. Lange Mäntel, dunkle lange Hosen, flache Stiefel. „Ganz normale Sachen, was wollt ihr?“ Aber nein, dieser Gedanke war unglaublich dumm. Ich habe mich sofort dafür geschämt. So eine lächerliche Scheiße dürfte nämlich auch nicht passieren, wenn wir in Miniröcken und High Heels rumgelaufen wären. Es liegt nicht an uns, es liegt an euch.

Das Kopfkino ging los: „Was machen wir, wenn einer aussteigt? Was machen wir, wenn alle aussteigen? Was mache ich, wenn Mama runterkommt und sie ihr etwas antun? Ich hätte sie nicht anrufen sollen.. Stopp, die werden eh nichts machen.“ Und genau das ist passiert. Diese verdammten Wichser haben zum Glück „eh nichts gemacht“. (Außer natürlich mit unseren Nerven zu spielen)

 

Geh chill, diese Typen wollen dich eh nur ärgern.“

Ich kann Sprüche wie „Geh chill, diese Typen wollen dich sicher nur ärgern.“ nicht mehr hören. Auch wenn es sich meistens bewahrheitet, macht es die Sache nicht weniger schlimm. Solche Männer/Affen haben meinen Freundinnen und mir schon so viele Abende versaut, meine eigentlich liebste Tageszeit. Die Zeit, bei der die Lichter der Stadt hell leuchten, bei der es angenehm kühl ist und es viel ruhiger auf den Straßen zugeht. Ihr habt mir in den letzten Jahren die Freude daran genommen.

Ich verstehe einfach nicht wie man so erbärmlich, so charakterlos und so gewissenlos sein kann. Einige dieser Männer werden vielleicht irgendwann selbst Töchter haben. Womöglich bekommt ihr dann alles zurück und ihr werdet dann die Sorgen haben, die meine Eltern und die Eltern meiner Freundinnen jeden Abend haben.

 

 

 

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