YouTube statt Wiener Hofburg

21. Dezember 2020

 

Der Österreichische Integrationsgipfel geht dieses Jahr aufgrund von Corona digital in die zweite Runde. Am 15.12.2020 konnte man sich per Livestream Diskurse über Migration, Integration und Teilhabe ansehen und in der Chatfunktion Fragen stellen und mitdiskutieren.

 

„Österreich - weitergedacht“ ist das Motto des diesjährigen österreichischen Integrationsgipfels. Bundespräsident Van der Bellen eröffnete auch heuer mit einer Videobotschaft: „Österreich ist vielfältig, und doch werden viele diskriminiert und die einen anders behandelt als die anderen. Das müssen wir ändern“. Eser Akbaba führte die Zuschauer durch das Event und befragte Expert*innen verschiedenster Organisationen.

Den Anfang machte Ferda Ataman, Vorsitzende der „Neuen Deutschen MedienmacherInnen“ und Sprecherin der „Neuen Deutschen Organisationen“. In Ihrem Vortrag erklärt Ataman, warum sie die Integrationsdebatte für gescheitert erklärt und findet klare Worte: „Der Staat muss Menschen nicht in eine Kultur integrieren, sondern in ein politisches System“. Außerdem betont sie: „Integration darf nicht nur Menschen mit Migrationshintergrund meinen, sondern beinhaltet auch Themen wie Rente, Menschen mit Behinderung oder das Gesundheitssystem“.

Wie hat sich Covid-19 auf Menschen mit Fluchterfahrung ausgewirkt? Einblicke darüber ermöglichten Ergebnisse der Studie des COVID-19 Rapid Response 2020 Projektes, die von Sabine Bauer Amin vorgetragen wurden. Geflüchtete Menschen aus Ländern wie Syrien oder Afghanistan hatten extreme Probleme mit Arbeitslosigkeit, Homeschooling oder beengten Wohnverhältnissen. Diese Situationen und auch die Ungewissheit über die Situationen von Familien in den Herkunftsländern trug zur Entwicklung oder Verschlimmerung psychischer Erkrankungen bei. NGOs und Vereine boten in der Zeit Hilfestellungen wie Informationsvermittlung durch WhatsApp-Gruppen, das Ausfüllen von Formularen oder das Übersetzen von Nachrichten.

Wahid Tamim (MigrantInnenbeirat der Stadt Graz), Ayten Pacariz (Geschäftsführerin von „NachbarInnen in Wien“), Zana Ramadani (Autorin und Gesellschaftsaktivistin) und Marcel Leuschner (Stabsstellenleiter „Flucht und Inklusion“ der Diakonie de La Tour) diskutierten in der letzten Podiumsdiskussion über die Frage: „Gibt es Parallelgesellschaften in Österreich?“ und wie man der Bildung solcher entgegenwirken kann.

Das Thema Corona war dieses Jahr unumgänglich, dies hat sich auch beim Integrationsgipfel gezeigt. Trotzdem wurden auch andere wichtige Themen wie die Rolle der Medien im Bezug zu Integration angesprochen und das Netzwerk „ExpertInnenrat Migration.Integration.Teilhabe" stellte konkrete Maßnahmenvorschläge in Bereichen wie unter anderem Bildung oder Gesundheit vor. Alexander Van der Bellens Eröffnungsworte bringen es letztendlich auf den Punkt: „Wir erleben eine Zeit, die uns viel abverlangt. Wir brauchen Zusammenhalt, konstruktive Zusammenarbeit, gemeinsames bemühen und die Bereitschaft, etwas zu verändern. Mit solchen Grundwerten können wir vieles bewältigen“.

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