Österreich: Ein Paradies für Sextäter

25. November 2012

[Glosse] Der Po ist kein Geschlechtsteil und darf begrapscht werden wie es den Männern gefällt. So zumindest das kürzliche Urteil aus Graz und die Aussagen der Justizministerin Beatrix Karl.

 

Graz: Eine Frau wird auf offener Straße sexuell belästigt. Ein Mann fasst ihr mit den Worten „Oh, Frau mit knackigem Po, darf ich mal anfassen?“ eben auf den Hintern. Er wird wegen sexueller Belästigung angezeigt, der Fall von der Staatsanwaltschaft aber eingestellt. Die Begründung lautet: „Das Gesäß ist kein Geschlechtsteil, daher liegt keine sexuelle Belästigung vor“.

Für Justizministerin Beatrix Karl (VP) bestehe kein Handlungsbedarf, das Gesetz nachzuschärfen, berichtet die Tageszeitung „Die Presse“. Die Entscheidung der Grazer Staatsanwaltschaft sei zu akzeptieren.

 

Liebe Frau Karl, sind sie eine Frau? Ihren Aussagen zufolge nicht.

 

Salzburg: 2007 vergewaltigt ein heute 52-Jähriger eine Jugendliche fünf Mal. Er bekommt keinen Tag Gefängnis, sondern lediglich eine Fußfessel. Während seines 6-monatigen Hausarrests soll er sogar einer Beschäftigung mit Kundenbesuch nachgehen, bei der er nicht unter Beobachtung stehen wird. Das GPS-System ist nämlich nur auf die Wohnung begrenzt, in der der Sextäter lebt.

Erst ab Jänner nächsten Jahres soll die Hälfte der Haftstrafe im Gefängnis abgesessen werden müssen und der Rest mit der Fußfessel mit aufgerüsteter Technik, mit der sie auch außerhalb ihrer vier Wände zu orten sein werden. "Die Presse" berichtete.

 

Wieso nicht gleich jetzt Frau Karl?

 

Nachdem die Fußfessel eingeführt wurde und die Stimmen derer immer lauter werden, die sagen: „Wer weiß, ob das überhaupt stimmt, was sich die Frauen da zusammenphantasieren.“, frage ich mich als Frau, ob ich mich nicht gleich prostituieren soll. Dann verdien´ ich wenigsten etwas während der unterstellten Lügen, den nicht zugeschriebenen Geschlechtsteilen und den respektlosen Entscheidungen des Gerichts.

 

Was können wir Frauen eigentlich dagegen tun?

 

Im letzten Monat las ich von zwei Sexualstraftätern, die in Wien ihr Unwesen treiben. 

  • Über Facebook erreicht mich folgende Statusmeldung:

„Liebe Frauen im 16./17. Bezirk, derzeit geht in der Gegend Hernalser Hauptstraße/Wattgasse ein Triebtäter um, der einem von der Nightline bis zur Haustür folgt und versucht, mit ins Wohnhaus zu kommen. Ich war nicht dabei, auch sonst ist niemand etwas passiert. Nur bitte, passt auf.“

 

(c) Polizei Polizei sucht Döblinger Serien-Vergewaltiger

Am 8. Und am 14. November wurden zwei junge Frauen Opfer des Sexualstraftäters. Die Ermittler gehen von einem Serientäter aus, weil beide Frauen den Mann ähnlich beschrieben haben.

Täterbeschreibung:
Männlich, etwa 20 bis 25 Jahre alt, circa 170 bis 175cm groß, war mit weißer Kapuzendaunenjacke, blauer Jeanshose und Handschuhen bekleidet.
Hinweise werden vertraulich behandelt und unter der Telefonnummer 01 31310 DW 33800 (Journaldienst) oder 33310 (Gruppe Hösch) erbeten.

 


Auch wien.orf.at berichtet Ende Oktober von zwei Vergewaltigern in Wien-Donaustadt.

 

Schön, jetzt wissen wir das. Und? Was machen wir jetzt? Natürlich nichts. Und es wird auch dann nichts passieren, wenn der Täter zugeschlagen hat. Denn dann kriegt er ja nur die Fußfessel.

 

Danke liebe Frau Karl für ihre tolle Arbeit im Justizministerium!!

Kommentare

 

Ganz ehrlich Sarah, dein Titel trifft's leider auf den Punkt, es kommt mir nämlich genauso vor. Und das mit dem Po-Grapschen ist einfach nur unglaublich, also darf jeder perverse alte Chef-Sack seiner Sekretärin am Arsch klatschen, ohne dass sie irgendwas dagegen tun könnte - ein regelrechter Freibrief. Und das wird noch von der FRAU (!!!) Justizministerin unterstützt. Die Karl is so eine blöde Sau. Unsere Justiz besteht aus lauter Pädophilen, Perversen und Gehirnamputierten - und an der Spitze die Allerdümmste.

Als Frau bekommt man eventuell in Zukunft  durch die Frauenquote einen Job in einer höheren Position, kann aber damit rechnen legal begrapscht zu werden. Scheiß verkehrte Welt, kann gar nicht beschrieben, wie sehr mich das alles anpisst. 

 

wir wollen immer noch bestrafen und belohnen, "gnade" und ähnliche begriffe sind den meisten fremd, ist zwar schon verständlich,

andererseits, woher nimmt man sich das recht, eine person wegzusperren. 

gefängnisse lösen das große ganze nicht und ich frage mich, ob menschen, die aus dem gefängnis entlassen werden, nicht vielleicht noch gebrochener sind als davor ^^ es kommt natürlich immer drauf an.. teilweise darf man ja auch schon studieren, sport machen etc. hinter gittern... da frag ich mich, warum überhaupt ins gefängnis stecken, so gesehen ist die fußfessel einschränkender, weil der täter nicht extra noch ein gym, einen park usw. zur verfügung gestellt bekommt

ist einfach ein komplexes thema und die fußfessel von vornherein zu verneinen und nicht das gedankenexperiment zu wagen, wie's denn wäre, wenn man einen freien menschen nicht einfach in ein gefängnis steckt, ist schade.  es ist eben etwas neues & abartiges, eine "innovative" art der bestrafung, natürlich sind da die meisten menschen erst mal dagegen. ich denke nur, man sollte sich wirklich ernsthafter damit beschäftigen, sonst tritt übrigens nie eine veränderung in die strafjustiz ein. 

banale beispiele nehmen mich teilweise sogar viel mehr mit, also der klapser auf den po. ich bin echt schockiert und hasse die justizministerin ab jetzt, und die begründung "po - kein geschlechtsteil" ist sowas von abartig.. mir ist schlecht :/

jedes land ist ein paradies für sextäter 

 

deine argumentation was das wegsperren von menschen betrifft ist für mich nachvollziehbar. ich finde es zum beispiel nicht unbedingt notwendig finanz-kriminelle wegzusperren (bsp elsner mit fußfessel ist OK). wenn es aber um menschen geht, die anderen menschen potentiell physisch verletzen könnten, ist ein wegsperren meiner ansicht nach gerechtfertigt. wieso sollte man das risiko eingehen, dass jemand verletzt wird, wenn es offensichtlich ist, dass der "kriminelle" aktuell gefährdend ist. natürlich können sich menschen ändern. daher ist es auch notwendig die potentielle gefahr regelmäßig zu überprüfen, um ein freilassen in betracht zu ziehen.

daher bin ich auch gegen die todesstrafe.

um auf das blog-thema zurückzukommen...im falle eines sextäters bin ich sehr wohl für ein wegsperren. denn zu riskieren, dass eine frau vergewaltigt wird, ist für mich nicht akzeptabel.

 

Und wir sind uns wieder einig Sarah. 

Und ich finde in diesem Fall gibt es niemanden zu resozialisieren, wie einen Jugendlichen, der auf die falsche Bahn geraten ist. Das ist einfach nur ein sadistisches Stück Scheiße. Und die Karl soll das Schwein doch bei sich im Schlafzimmer aufnehmen. Keine Sorge - er hat ja ne Fußfessel! Es überlegt keine Sau, wie es dieser jungen Frau geht.

 

die allgemeinheit denkt so, und ich hab bis vor kurzem genauso gedacht, aber bin jetzt trotzdem zu der meinung gelangt, dass

1. wirtschaftsverbrecher sollen nicht weggesperrt werden?!

finde ich auch falsch. warum? weil diese menschen teilweise durch den millionen-/milliardenverlust, den sie verursachen, anderswo andere menschen in ARMUT reißen. jemand anderem armut anzutun ist übrigens genauso schlimm wie verletzung seines körpers. also müsse man - wenn schon, denn schon - eben auch menschen, die milliarden verzocken, seeehr lange wenn nicht gar lebenslange einsperren. weißt du, was ich meine?

sexverbrechen SIND EXTREM schlimm, klar, aber ich glaube, dass wir durch unsere eigene emotionalität das ganze verzehrter sehen. denn ein wirtschaftsverbrechen ist eben auch kein kavaliersdelikt. der wirtschaftsverbrecher, der nicht eingesperrt wird, hat weiterhin die chance, andere menschen zu betrügen; also ist auch er eine gefährdung für die "welt" wie eben ein sexualtäter

2. die meisten vergewaltigungen geschehen immer noch im freundes- und familienkreis (weißt du eh sicher) und da gibt es nicht die konkrete gefährdung für frauen auf der STRASSE. ... na gut wenn's jetzt so ein serienvergewaltiger ist (das beispiel in deinem blog) sieht's anders aus und da hab ich dann auch keine argumente mehr. 

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