17 Jahre Madımak

02. Juli 2010

Einer meiner ersten Blogs widmete ich schon diesem menschenverachtenden Gewaltakt, der sich am 2.7.1993, also vor genau 17 Jahren in der Türkei (Sivas) ereignete.

Seitdem ich zum ersten mal davon erfuhr, läuft mir bei "Sivas" ein kalter Schauer über den Rücken. Denn dort wurden 35 Menschen, 35 Intellektuelle, die sich für ein friedliches Ereignis versammelt hatten, ermordet. Ermordet von einem wütenden Mob. EInem Mob aus Bärtigen, "Allah" brüllenden Wahnsinnigen. Angezündet, Erstickt im Rauch. Aus dem Madımak Hotel, das von Tausenden hasserfüllten Leuten umgeben war, gab es kein Entkommen.  Männer, Frauen, Kinder. Die gröhlende Masse kannte kein Pardon. Stundenlang griffen weder Polizei, noch Militär, noch per Telefon verständigte Politiker ein.

Ein Armutszeugnis sondergleichen, das die Geschichte der Türkei prägt.

Der Aufschrei der Hinterbliebenen und Fassungslosen, das Madımak- Hotel, in dem 35 Menschen (33 Intellektuelle, 2 Hotelmitarbeiter) ihr Leben lassen mussten(!), in ein Museum umzuwandeln, wurde zwar erhört aber geschehen ist bislang nichts.

Wie glaubwürdig ist also die Türkei wenn es um die Öffnung geht? Die "Demokratische Öffnung", die dazu führen soll, dass Kurden von der Gesellschaft als ebenbürtige Mitbürger mit eigener Kultur und Sprache gesehen werden. Auch den Aleviten soll mehr Anerkennung zuteil werden, ja in den Schulen sogar thematisiert werden und auch rechtlich Fuß fassen.

Wie es weitergeht werden wir aufmerksam beobachten. Doch fest steht, dass Sivas immer Trauer und Wut hervorrufen wird. Zumindest einmal im Jahr. Nämlich jeden 2.Juli.

Gedenken auf den Straßen Istanbuls und Ankaras

Schriftsteller Aziz Nesin, schafft es sich aus dem brennenden Hotel zu retten, wird aber vor laufender Kamera vom Feuerwehrmann auf den Boden geschleudert- vor die Füße der wütenden Masse, die zum Lynchen bereit ist. Zum Glück ist er ihr entkommen. Das Bild des gröhlenden Bärtigen spricht mehr als tausend Worte.

 

siehe auch Mord nach dem Freitagsgebet

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