Bald eine dritte Auflage Jugoslawiens – Das Revival einer (düsteren) Legende?

19. Juni 2008

 

 
 

 

Am 17. Juni 2008 hielt das „Zentrum für Europäische Politik“ in Brüssel eine Konferenz zum Thema „How to integrate Western Balkan countries into European Union“ ab. In diesem Sinne sprach das Instiut insgesamt 12 Punkte an,  welche nach dem Desaster in Irland, zu einer schnelleren und vor allem „besseren“ Integration neuer Staaten beitragen sollen. Die CEP (Centrum of European Perspective) schlug in diesem Hinblick vor, Visabeschränkungen zwischen den Balkanstaaten aufzuheben und somit die Grenzen innerhalb dieser Region aufzulösen. Außerdem sprach man davon, einen einheitlichen „Balkan Passport“ einzüführen, quasi nach dem Beispiel der Skandinavischen Länder, welcher alle ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken einbeziehen würde, außer Slowenien. Der Vorschlag der CEP, dieses sogenannte „Balkan Passport Agreement“ soll somit durch Staaten wie Makedonien, Kosovo, Serbien, Kroatien, Montenegro und Bosnien-Herzegowina zum Tragen kommen. Diese Idee, eine verstärkte regionale Vernetzung und bessere Zusammenarbeit zwischen den „einstigen“ Rivalen auf die Beine zu stellen, scheint nicht nur ein Ansatz zur Überwindung der zwischenmenschlichen Grenzen innerhalb dieser Region zu sein, viel mehr kann hier die Tendenz einer „Testversion der Balkanintegration in die EU“ gewittert werden.

Die Idee eines einheitlichen Reisepasses und einer somit gemeinsamen und grenzenfreien Region „Jugoslavia III“ ist in Kroatien schon auf erheblichen Wiederstand der lokalen PolitikerInnen gestoßen, welche in diesem Rahmen ein Wiederaufleben Jugoslawiens erkennen und dies mit einer düsteren Vergangenheit verbinden. Ganz anders betrachten dies PolitikerInnen aus Bosnien-Herzegowina. Von einer netten Geste und einer „nicht allzu schlechten und interessanten“ Idee seitens der EU wird hier gesprochen. Dennoch sehen bosnische PolitikerInnen, in anbetracht der gegenwärtigen realen Situation, praktische Hindernisse in der Entstehung einer solchen „Vision“. Es wird zwar vermehrt von einer „gut gemeinten“ EU-Utopie gesprochen, wessen praktische Etablierung jedoch absolut unrealistisch erscheint, zumindest gegenwärtig.
In Anbetracht der Tatsache, dass die einzelnen Balkan Kandidaten gegenwärtig auf unterschiedlichen Niveaus des Integrationsprozesses stehen, wäre ein solches Vorhaben jenen gegenüber, die schon weiter sind nicht unbedingt „fair“. Von EU-Seite darf weiters nicht ausgeklammert werden, was sich vor wenigen Jahren in dieser Region abgespielt hat. Eine gewisse Sensibilität für die Geschehenisse der Vergangenheit wäre also sicherlich seitens Europäischer Union äußerst willkommen. Auch die Tatsache, dass die EU seit Beginn der 90er Jahre immer wieder eine „Neuorientierung“ in Sachen Balkanpolitik durchführt und viele Fehler zu verzeichnen hat, soll vor Augen gehalten werden. Als aktuellstes Beispiel sei hier die Unabhängigkeit des Kosovo zu benennen. Zuerst eine Politik der „Unabhängigkeitsanerkennungen“ und nun eine „Integrationspolitik“ innerhalb einer europäischen Integration. Kehrt die EU damit zu ihren ursprünglichen Ideen und Idealen eines Vereinten Europas zurück oder ist hier lediglich von Neoliberalismus, geostrategischen Ambitionen/Interessen und Sicherheitspolitik die Rede? Handelt es sich um eine, unter dem Decknamen „Integration der Balkanländer in die EU“ abgehaltene, dritte AVNOJ-Konferenz, diesmal jedoch nicht wie 1943 i n Jajce, sondern 2008 in Brüssel? Ganz egal was sich eigentlich hinter dieser „gut gemeinten“ Idee auch immer vertecken mag, Fakt ist, die EU hat durch ihre Uneinigkeit viele Versäumnisse in diesem Raum zu verzeichnen. Vielleicht will die „Global PlayerIn“ nun mit einer solchen Ideen einige Sachen, wie beispielsweise die seit den 90er Jahren gezogenen „Kolonialgrenzen“ in diesem Gebiet wieder gut machen? Doch was ist mit Albanien, Isolation oder „neues Gründungsmitglied von Jugoslawien III“?
 
 
 

Kommentare

 

wäre zu schön um wahr zu sein. :-S
nach einem dreiminütigen träumen halte ich persönlich diese lösung für balkanesen einfach unmöglich.

was haltet ihr davon?
wie stellt ihr euch das vor?
wieso sollte es funktionieren? versucht mich mit euren interessanten kommentaren zu überzeugen.
eure meinung ist gefragt!

ps. bin kein scheuklappendenker, bin offen für alles. :-)

 

ich auch nicht. :)

 

sehr interessant....gibt einem zu denken. Danke Bojan

 

hey. ja, ich finde auch, dass es zum nachdenken anregt.
vor allem die tatsache, dass dies eine "europäische idee" ist...hätte ruhig auch von "unten" sein können.

 

ich glaube unten weiss man mittlerweile das sowas nicht funktionieren kann. jeder glaubt halt es kann so sein wie früher unter tito

 

überzeugen?
naja, es gibt sehr viele positive als auch negative nebeneffekte eines solchen vorhabens.

wieso es funktionieren sollte? hm..ich würde sagen, dass wenn es sein soll, es auch so sein wird. ich meine damit, wenn brüssel so etwas haben will, dann wird das warscheinlich per eu-diktat auch durchgeführt. unter dem motto "erreichen von eu-standards und liebe deinen nächsten"..ob das funktionieren könnte, keine ahnung. doch wir sind zeugen, dass es bereits zwei mal funktioniert hat..zumindest eine gewisse zeit lang bis es nicht "schon wieder" in einer kathastrophe endete.
im prinzip ging es schon immer um die interessen der einzelnen staaten, weshalb sie sich schließlich zusammen geschlossen haben um besser voran zu kommen?!
zusammen würde ich sagen ist man stärker, getrennt ist es viel schwieriger seine interessen durchzusetzen.
außerdem sind die jungen staaten in der gegenwärtigen situation im prinzip schon lange nicht mehr herr im eigenen haus. oder doch? was sagt uns das? wäre das nicht eine kluge handlungsperspektive für eine bessere positionierung im europäischen wettrennen um kapital, energie usw.
ob "unten" diese dinge je wichtiger sein werden als die gegenseitige schuldzuweisung sowie die ethnische differenz zwischeneinander ist jedoch äußerst fraglich...

 

ich empfinde ja diese idee als sehr gefährlich.
das es da krachen wird ist vorhersehbar (vor allem in der kosovoregion)

für mich ist das wieder ein versuch des westens, den balkan weiter zu destabilisieren (als ob das noch ginge)
mag sein das man mich jetzt verschürungstheoretiker nennt, aber ich hab so das gefühl.

 

wenn man sich doch nur einigen könnte... gemeinsam ist man stärker.

 

aber leider geht es gemeinsam nicht, weil viele nicht mehr wollen (oder können) miteinander.

unsere politik verbietet uns so eine demokratie zu werden wie sie z.b deutschland jetzt ist.

das muss man mal schaffen, mit dieser vergangenheit, sich aufzurappeln und heute eines der demokratischten länder zu sein die es gibt (und international anerkannt)

wober ich denke das es nicht nur an unserer politik liegt, sondern an der haltung der eu auch zum teil

 

die ältern generationen, die die aus ihnen bekannten gründen nicht können oder wollen, werden zum großteil, früher diese welt verlassen als wir!

 

danke bojane für diesen einblick in die eu-bürokratischen ideen, die zur zeit in brüssel gesponnen werden!

ein schöner, positiver ansatz nach all den tragödien der letzten jahre!! kann verstehen, dass bosniens politik nur halbskeptisch reagiert, denn vielleicht ist dieses schengen-abkommen auf westbalkan-ebene tatsächlich ein rettungshalm für den pseudostaat bih? es könnte auch die wogen zwischen den albanischen völkern und seinen nachbarn in serbien, cg und fyrom glätten...

jedoch verständlich, dass kroatien not amused reagiert, denn die wollen ja gar nicht zum balkan gehören und giften sich gerade, weil die irren irinnen+iren auch die kroatische integration in die eu verlangsamt haben.

warum haben diese typInnen in brüssel albanien außen vor gelassen? bih, mazedonien, montenegro serbien samt kosovo zu einem zollverein zusammen zu schließen ohne albanien macht doch keinen sinn und weckt nur erinnerungen an jugoslawien.

titos jugoslawien ist tot - es lebe euroslawien!
in diesem sinne hoffe ich auf noch mehr kreativität aus richtung brüssel und mehr offenheit zum diskurs am balkan :-)

"sometimes it's fun to be avantgarde"
mario

 

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