Big Brother kämpft ums Überleben

23. Juli 2008

Das Reality-TV-Format Big Brother hat langsam, aber sicher ausgedient. Dass sich die populäre Endemol-Show im Laufe der Jahre abgenutzt hat, darüber sind sich die Medienexperten einig. "Ich denke, in gewisser Weise hat sich das Format sicherlich totgefahren", meint Big-Brother-Experte Jürgen Grimm, Professor am Institut für Publizistik der Universität Wien http://www.univie.ac.at/Publizistik. Was das Reality-TV-Format einst groß gemacht habe, würde mittlerweile nicht mehr in diesem Ausmaß greifen und sei von anderen Trends abgelöst worden.

Selbst Super-Promi-Auftritte wie jener von Pamela Anderson konnten an dem geringen Interesse des Publikums nichts mehr ändern. "Der einstige Erfolg von Big Brother entstand im Zuge des Reality-TV-Hypes. Als die Sendung an den Start ging, gab es einen Bedarf nach Alltagsleben und typischen Durchschnittsmenschen im Fernsehen", erläutert Grimm. Zuvor seien im TV überwiegend Prominente oder bekannte Personen präsentiert worden. "Mit dem Aufkommen von Reality-Shows wurde beim Zuseher erstmals das Bedürfnis nach normalen Menschen im Fernsehen befriedigt."

Der anfängliche Hype liegt darüber hinaus auch in einer Art "angeborenem Voyeurismus" des Menschen begründet. "Andere in intimen Situationen zu beobachten, übt einen starken Reiz aus". Dass sich TV-Formate über die Jahre schließlich abnutzen, sei völlig normal. Im Fall von Big Brother haben dazu aber auch die Sender selbst beigetragen, indem sie das Konzept laufend veränderten und "formatfremde Elemente" einführten. "In Deutschland führten schon in der zweiten und dritten Staffel die Versuche, die Show mit Games oder Sexappeal aufzupeppen, zu einem ersten Attraktivitätsverlust", erklärt Grimm. Solche Elemente würden zwar kurzfristig Quoten bringen, seien aber langfristig nicht erfolgreich. "Wer sexuelle Stimulation wünscht, findet diese anderswo und braucht dazu nicht Big Brother", so der Medienexperte.

Das Format hat sich mit der Zeit zu sehr von seinem ursprünglichen Konzept entfernt. Auch die Teilnehmer kamen schließlich nicht mehr nur, um bei dem TV-Experiment mitzumachen, sondern um bewusst berühmt zu werden, sich im Fernsehen darzustellen. "Die Leute haben sich immer mehr wie in einer Castingshow verhalten und wollten entdeckt werden", erklärt Grimm, der seinerzeit selbst Begleitstudien zu den ersten beiden Staffeln im deutschsprachigen Fernsehen durchgeführt hat. Heutzutage populäre Castingshows seien demnach die logische Weiterentwicklung des Reality-TV-Formats. "Was sich vom Ursprungstrend gehalten hat, ist das Orientierungsbedürfnis der Zuschauer. Sie holen sich bei den Sendungen eine Art Anleitung, um sich selbst zu positionieren".

In Hinblick auf Big Brother und sein absehbares Ende müsse aber eines auf jeden Fall beachtet werden: "Bei diesem Format handelt es sich um einen Megatrend, der sich rund eine Dekade gehalten hat. Das ist im Fernsehen und angesichts der heutigen Kurzlebigkeit eine lange Zeit." Derzeit gefragte Formate müssten sich bereits einer deutlich schnelleren Abnutzung stellen. Diese Ansicht stützt auch Weidlich, der den Castingshows ebenfalls ein baldiges Ableben bescheinigt. Bleibt abzuwarten, ob auch hierzulande der Zenith dieses Formats endgültig überschritten ist und wie viele Zuschauer RTL2 mit der nächsten, ab Dezember geplanten Staffel erreichen kann. Castings für Runde neun laufen bereits, die achte Staffel endete erst vor wenigen Tagen.

Kommentare

 

Big Brother stellt eine Form des Eskapismus dar - Im gegensatz zum konventionellen Eskapismus, bei dem die Menschen versuchen aus ihrem tristen Alltag auszubrechen und in Traumwelten und exotische Reisezielen ihre Zuflucht finden. Bei Big Brother war eine form des negativen Eskapismus feststellbar, Menschen eingezwängt in einem Container zu beobachten bzw. sie bei der Exekutierung von Strafen im Stall schlafen zu sehen, befriedigte die Rezipienten, zeigte ihnen die priviligierte Rolle, die sie selber einnehmen. Big Brother bei Rtl2 hat sich vom großen Kassenschlagen zum Ladenhüter verwandelt, nachvollziehbar und voraussehbar, schließlich hat das Format von seiner Neuartigkeit gelebt. Und peinliche, selbstdarstellerische Gestalten gibt es genug im großen Internetz (Stichwort: social networking), da kann Big Brother einpacken.

 

also ich glaube das big brother einfach uninteressant geworden ist, durch die tatsache das es einfach immer komplizierter geworden ist. damals wars noch interessant zu sehen wie sich ein zlatko und ein jürgen zum traumpaar entwickelten. heute muss man echt 24 stunden vor der kiste sitzen um nicht den "einzug" eines neuen kandidaten zu verpassen. jeden tag ein neuer, what the fuck?

Die hätten dabei bleiben sollen: never change whats good.

wooooord

 
 

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