Eine „stinkig“normale Ehe: Spielen wir Mäuschen!

07. Dezember 2008

Ich bedanke mich bei Radi für ihren Blog. Dieser ließ mich an Situationen zurückdenken, wo ich in zahlreichen Wohnzimmern gesessen bin und das stinknormale Eheleben von irgendwelchen Leuten mitbekommen habe, weswegen ich wahrscheinlich auch etwas abgeschreckt wurde selbst den Schritt zu wagen. Aber darum geht’s nicht!
 
Nun denn! Unabhängig von der Herkunft, wollen wir etwas Mäuschen spielen und uns versuchen in so ein stinknormales Eheleben hineinzuversetzen, welches ich teilweise von einer Couch aus beobachten konnte und dies sich in mein Hirn eingebrannt hat, wonach ich mir ausmalen konnte, wie es wohl im Fall der Fälle wäre, wenn der Mann mal seiner Frau mit der Faust kommt und sie an Scheidung denkt. Dass sie nur daran denkt, wird in der Geschichte dann etwas klarer.
 
Die Familie: (ihr könnt Euch einen Namen für jedes Familienmitglied aussuchen)
 
Mann des Hauses/domacin: Hans/ Pero/ Murat
Stellen wir uns vor, dass er auf der Baustelle arbeitet. Er haklt den ganzen Tag schwere körperliche Arbeit, nennt sich den Familienernährer, kommt jeden Abend nach Hause und erwartet von seiner Frau ein warmes Essen.
 
Dieses nimmt er nicht am Esstisch ein, sondern setzt sich auf die Couch vor den Fernseher und will natürlich alles serviert bekommen. Weil er nach dem Essen ziemlich vollgefressen ist, macht er die Hose auf, damit es nicht zwickt und äußert den nächsten Wunsch: „Herst Frau, bring ma do a Bier, oba sofuat!“ Außerdem hat Hans/Pero/Murat nie gelernt irgendein Haushaltsgerät zu bedienen, kann nicht kochen und ist im Haushalt nur für das Auswechseln der Glühbirnen zuständig. Da er überzeugt ist schwer genug zu arbeiten, lässt er sich auch alles innerhalb seiner vier Wände abnehmen, was nur geht. Sogar nach dem Duschen ruft er die Frau, damit sie ihm das Handtuch bringt und ihm den Rücken abwischt.
 
Wir stellen uns vor, dass Hans/Pero/Murat auch nie alleine gewohnt hat und aus dem Mamahotel direkt ins Frauhotel umgesiedelt ist. Weil er ja so schwer haklt, seiner Meinung nach, lässt er sich nur schwer widersprechen, weil er Undankbarkeit für seinen Verdienst der Familie gegenüber nur schwer bis gar nicht ertragen kann. Er hebt auch sehr schnell den Ton, damit ihn ja jeder hört, wenn der Mann des Hauses spricht.
 
Frau des Hauses/ domacica: Hertha/ Zorica/ Ayse:
Am Anfang der Ehe war alles toll für sie. Sie hat nen richtigen Hengst abbekommen. Der war der begehrteste Mann im Dorf, und gerade sieeee hat ihn abbekommen. Wow! Was für ein Erfolg. Hertha/Zorica/Ayse bekam mit ihm einen Sohn und eine Tochter. Der Sohn 14 Jahre, die Tochter erst 10. Die Frau des Hauses ist nur Hausfrau, weil ihr Mann gesagt hat, dass er der Familienernährer ist und sie nicht hakln braucht. Sie als Frau, so ihr Mann, soll sich gefälligst um die Erziehung der Kinder kümmern und den Haushalt schmeißen, damit er sich nach der Arbeit auf die Couch hocken kann und was warmes zum Essen bekommt. Und natürlich soll sie dankbar dafür sein, dass sie zu Hause bleiben darf. Jede kleine Undankbarkeit sollte sie dann zu spüren bekommen. Aber dazu später!
 
Kurz zu den Kindern:
Tochter: Jennifer/ Marina/ Melek
Kurz gesagt, soll sie von der Mama alle hausfraulichen Pflichten lernen, damit sie später in der Ehe nicht zu kurz kommt, so ihr Vater. Sie soll später auch eine Lehre machen, da ein Mädchen sowieso nicht viel lernen muss, so ihr Vater. Und natürlich springt sie auch durch die Gegend, wenn der Vater die Fernbedienung verlangt, die Mutter gerade in der Küche steht oder sonst irgendwas, wo er sich nicht bewegen will.
 
Sohn: Gerhard/ Marko(nach dem Opa benannt)/ Tuncay
Der Sohn ist Malerlehrling. Der Sohn hat mittlerweile gelernt sich zum Vater auf die Couch zu gesellen, alle Vorteile von der Schwester und der Mutter zu genießen, die ihm der Vater so beigebracht hat. Und wenn nicht gerade der Vater zu Hause ist, hebt er auch ab und zu den Ton an seiner Schwester, damit sie ihn ja hört. Außerdem! Kann er auch keine Haushaltsgeräte bedienen und die Trennung von Bunt- und Weißwäsche ist ihm kein Begriff.
 
Nun denn! Wir spielen also Mäuschen und stellen uns die Situation in der Familie vor , wenn es eskaliert. Grund ist egal! Gewalt ist Gewalt! Irgendwas hat dem Vater nicht gepasst und die Frau musste daran glauben.
 
Kurz zum Gewaltszenario: Er schlägt sie! Und er hat es regelmäßig getan, vor allem, wenn etwas mehr Bier im Spiel war. Die Tochter läuft ins Nebenzimmer! Der Sohn bleibt und fleht den Vater aufzuhören und kassiert dafür a Watschn. Die Mutter wirft sich noch mal zwischen ihn und den Sohn, damit sie stattdessen die Watschn kassiert.
 
Nach dem Gewaltszenario: Alle schweigen.
 
Monolog der Frau: „Diesen Mistkerl verlasse ich. Ich geh mit meinen Kindern weg. Der schlägt mich nie wieder. Ah scheiße, was rede ich. Wohin zum Teufel soll ich gehen? Wie soll ich für uns alle aufkommen bei den Mietpreisen? Und der Idiot kann nicht mal die Kaffeemaschine bedienen. Er ist doch aufgeschmissen ohne mich. (Gewissensbisse fangen an zu wirken)…Ah bin ich undankbar. Er hat uns so viel gegeben. Er bringt uns das Brot nach Hause. Und ich kann so eine Watsche nicht einstecken. Und was wird die Familie sagen? So eine Schande! Und ich? In meinem Alter ganz allein bleiben, wenn die Kinder aus dem Haus sind? Ich kann mir doch keinen neuen Mann nehmen. Meine Kinder werden mich hassen. Meine Familie wird mich hassen. Und ich will nicht allein durchs Leben gehen. Ich liebe iiiihn doch, diesen Idioten! Nein! Ich weiß es! Ich drohe ihm nur mit Scheidung. Vielleicht kommt er zur Einsicht! Ja genau, das mach ich!“
                                                                  
Dialog zwischen Mann und Frau:
Frau: „Hör zu Hans/Pero/ Murat! Ich verlasse dich! Meine Kinder sollen nie wieder sehen, wie du ihre Mutter schlägst! Hörst du?
Mann: „Wen willst du verlassen? Wo willst du hin? Ohne mich bist du nichts. Glaubst du, du kannst alleine überleben? Hahahaha Du kleine naive Frau! Und egal, wo du hingehst, ich finde dich. Ich lass mir von dir meine Familie nicht zerstören. Und die Kinder kannst vergessen. Die bleiben hier. Und sogar dann finde ich dich! Geeeh du Schlampe geeeh, wennst dich traust!“
 
Monolog des Mannes: „Scheiße, die Alte fängt an rumzuzicken. Hab ich zu fest zugschlagen? Dass die so a Problem mit ana Watschn hot? PFFF…Wegen so was die Familie kaputt mochn. Wenn die weg is, brauch i a neie Frau! Wer macht ma da den ganzen Haushalt? I moch des wieder guat… Ja genau, morgen bring i ihr Blumen mit. Die regt sich bestimmt wieder ab.
 

Mann sagt anschließend zur Frau: „Komm her zu Papa! Gib mir n Kuss!

Anm.: "KEINE WAHRE BEGEBENHEIT"...die beschriebenen Personen sind alle erfunden! :))

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