Erzkatholischer Fascho-Bullshit

06. Oktober 2013

Gestern fand das Thompson-Konzert in der Vösendorfer Pyramide statt. Wie nicht anders zu erwarten, waren einiger meiner Facebook-Freunde dort anzutreffen.


Ustasa-Symbole, neonationalistisches Gedankengut, Verherrlichung von Kriegsverbrechen - Marko Perkovic, besser bekannt als „Thompson“ ist kein ungeschriebenes Blatt. Nicht nur, dass sein Spitz- und der Bandname der Name einer Maschinenpistole ist, die während Balkankrieges benutzt wurde. Einige seiner Songtexte kommen aus dem Repertoire des faschistischen, kroatischen Führerstaates zwischen 1941-1945.

 

Deswegen war auch die Bitte des Veranstalters, keine Kriegssymbole oder historische Ustascha-Zeichen auf das gestrige Konzert mitzunehmen, völlig berechtigt. Thompson ist kein Unbekannter in der rechten Ecke.

2007. Das Simon-Wiesenthal-Center weist darauf hin, dass Thompson bei seinen Auftritten ultranationalistisches Gedankengut verbreitet.
2008. Ein Konzert in Kärnten ist geplant. Der damalige Landeshauptmann Jörg Haider lädt Thompson ein. Das Konzert wurde dann doch „aus sicherheitstechnischen Gründen“ abgesagt, so die offizielle Begründung.
2009. Thompson tritt im Wiener Budocenter auf. Drei kroatische NGO‘s klagen Thompson wegen Aufhetzung zur Rassendiskriminierung auf einem Konzert in Zagreb an. Er soll bei dem Lied „Bojna Cavoglave“ ein faschistischen Gruß gedeutet haben. Im gleichen Jahr verbietet die Schweiz ein Konzert in Kriez

2013. Nach vier Jahren ist er nun also wieder auf Tournee. Thompson, bekannt durch Lieder wie „Jasenovac i Gradiska stara“, in denen er Verbrechen in kroatischen Konzentrationslagern während des zweiten Weltkrieges besingt.

 

Stolz, Heimat, Glaube

Mal taucht er mit einer riesigen Kroatienflagge auf der Bühne auf, dann begleitet ihn ein traditioneller Frauenchor aus Dalmatien bei seiner Show. Licht- und Feuerspiele unterstreichen seine Lieder. Thompson polarisiert wie kein anderer kroatischer Sänger. Er weiß mit Texten über Stolz, Nation, Familie und Glaube zu spielen. Tausende Studenten, Rentner und Hausfrauen heben Feuerzeuge auf seinen Konzerten. Voller Ehrfurcht blicken sie auf Thompson, halten ihn für einen Patrioten, der seine Liebe zu Kroatien in Liedern deutlich macht. Obwohl allgemein bekannt ist, dass er unter Anderem (!) ein Lied über das kroatische KZ-Lager Jasenovac getextet hat, in dem Serben, Juden und Roma gefoltert und ermordert werden, wird er emporgehoben, auf ein Podest gestellt. Viele meiner Bekanntschaften und noch Facebook-Freunde mögen ihn aufgrund seiner Stimme und seiner gefühlvollen Texte. Lieder wie "moj dida i ja" (mein Opa und ich) seien Herzschmerzballaden auf hohem Niveau. Da ist die Verherrlichung des Ustascha-Regimes gar nicht so wichtig.

 

Betonter Glaube

Laut der kroatischen Presse gibt sich Thompson bei seinen aktuellen Auftritten gottesfürchtig. Dass sich gläubige Menschen nicht auf den Schlips getreten fühlen, bleibt ein ungelöstes Rätsel. Da kommt eine Band, benannt nach einer Waffe, verherrlicht Kriegsverbrechen und besingt gleichzeitig den katholischen Glauben. Seine Konzerte sind Anziehungspunkt für die rechte Szene, er hetzt öffentlich gegen Serben, Juden und Roma.

Im August beginnt er seine musikalische Einlage mit den Worten „Wir sind Christenmenschen und haben keine Angst vor dem Sterben (...)“ - wäre ich gläubig und katholisch, würde ich Thompson beschuldigen, meine Religion in den Schmutz zu ziehen. So heißt also das neue Album eines bestrittenen, faschistischen Sängers „ora et labora“ -  und keiner beschwert sich? Keiner ruft, warum er Gottes Namen verwendet, wo er sich doch so oft eines tief verwurzelten, nationalistischen Gedankens bedient? Wo sind die gläubigen Katholiken unter euch, wie rechtfertigt ihr die zahlreichen Unterstützer Thompsons?

 

Traurig, aber wahr


Marko Perkovic gibt dem kroatischen Nationalismus eine Stimme. Und diese Einstellung beschränkt sich nicht nur auf rechtsextreme Gruppen, Fußballfangemeinden und Veteranenverbände. Ernüchternder noch als die Tatsache, dass das Konzert in Wien stattgefunden hat, ist die Zahl seiner Anhänger in meiner Facebook Freundesliste. Wer denkt, ich habe Leute mit Ustascha-Symbolen als Profilbild oder solche mit täglichen, ultrakroatischen Statusnachrichten, der irrt sich. Aber: An solchen Tagen zeigt sich, wer hetzerische Lieder befürwortet. Aussagen wie "Er hat so eine tolle Stimme" oder "Ja, aber er singt ja nicht nur darüber" akzeptiere ich einfach nicht. Bei solchen Veranstaltungen kommt eben doch dieser kleine, tief sitzende und präsente Gedanke des Nationalismus zum Vorschein. Übertriebener Stolz aufgrund der Herkunft und  Religion, Verherrlichung von Kriegsverbrechen und Parolen wie "za dom spremni"*- Fascho-Bullshit eben. Erzkatholischer Fascho-Bullshit, der nicht zu tolerieren ist. Nicht auf Facebook, schon gar nicht im realen Leben.
 

* zu Deutsch: Für die Heimat bereit

 

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Kommentare

 

""Ihre Texte sind so toll" (btw: wtf?)" haha

guter blog

 

donk da. die kommentare auf fb sind auch nicht schlecht. wurde uA als trottelweib (haha) bezeichnet und sie haben nicht ganz verstanden, dass das ein kommentar ist und somit nicht objektiv.

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