Falsche Hautfarbe

21. Juli 2008

Schwarze müssen draußen bleiben

Ausgesperrt: Warum dunkelhäutige Menschen in Österreich oft vor verschlossenen Türen stehen - eine Reportage

Maria D. steht vor dem Eingang einer Reinigungsfirma in Wien. Sie ist hier, um sich zu für einen Job zu bewerben, doch die Angestellten wollen sie nicht eintreten lassen. Maria muss ihr Bewerbungsformular auf der Straße ausfüllen. Als sie fertig ist, reicht sie es dem Verantwortlichen durch die Tür hinein. Dann geht Maria. Sie läuft weinend nach Hause, ruft ihre Schwester in London an, um bei ihr Trost zu finden. Es sei nicht das erste Mal, dass die gebürtige Nigerianerin Rassismus erfahren habe, aber es sei "immer schmerzhaft".

Experte auf der Schulbank

Maria lebt mit ihrem Mann Abby und ihren drei Kindern seit sechs Jahren in Wien. Bis jetzt hat sie noch keinen Job gefunden, bei Bewerbungsversuchen werde sie "immer wieder gedemütigt". Ihrem Ehemann ergehe es bei der Jobsuche nicht besser, immer noch ist er arbeitslos. Abby hat einen dreijährigen Computerkurs beim Arbeitsmarktservice absolviert. Eigentlich ist er bereits ein Computerfachmann, aber bis jetzt wollte ihn noch keine Firma einstellen, selbst wenn sie dringend Mitarbeiter benötigen. In den meisten Fällen wird ihm erklärt, sie hätten die Stelle schon besetzt.

Abby erzählt, sein AMS-Betreuer sei ihm einmal ratlos und bedauernd gegenüber gesessen und habe gesagt: "Die Firmen brauchen wirklich noch Leute, und Sie sind qualifiziert. Das ist Rassismus."

"Falsche" Hautfarbe

Die hart erarbeiteten Kompetenzen vieler schwarzer Menschen würden wertlos, weil sie trotz hoher Bildung Probleme am Arbeitsmarkt hätten, schreibt auch der Afrikanist Erwin Ebermann in seinem Buch "Afrikaner in Wien". Arbeitgeber bevorzugten oft Bewerber, die der Mehrheitsbevölkerung angehören. Nicht selten werden Migranten von den potenziellen Arbeitgebern sogar offen darauf hingewiesen, dass sie auf Grund ihrer Hautfarbe keine Chance auf den Job haben.

So auch Yaya Li Fontaine. "Wir haben ja nicht riechen können, dass Sie schwarz sind." Mit dieser Begründung schickten sie Yaya wieder weg, als sie sich in einem Hotel bewarb. Heute betreibt sie einen afrikanischen Frisurensalon. Im Geschäft riecht es nach Räucherstäbchen. Bilder und Masken schmücken die Wände des Frisörsalons. Skulpturen und andere afrikanische Kunstwerke können hier bewundert werden, während man seine Haare zu Zöpfchen flechten lässt. Alles erinnert ein wenig an eine afrikanische Kunstgalerie.

"Ich möchte dazu beitragen Afrika zu präsentieren und die Kultur weiterzugeben", sagt Yaya. Sie kommt ursprünglich aus Guinea, lebt aber seit nunmehr 16 Jahren in Wien. Im zarten Alter von 19 Jahren kam sie als Au Pair zu einer Familie, die sie als "super cool" bezeichnet. Bevor sie einen Frisörsalon eröffnete, arbeitete Yaya als Kellnerin in verschiedenen Betrieben. Rassismus kannte sie zu Anfang noch gar nicht. Doch das änderte sich.

Doch kein Job

"Wir haben schon eine andere Dame eingestellt", sagen die Hausbesitzer zu Mercy, als sie vor deren Eingangstüre steht. Eigentlich sollte heute ihr erster Arbeitstag sein. Mercy ist früh aufgestanden, hat sich eine Jause mitgenommen und ist los gefahren - zu ihrer allerersten Arbeitsstelle in Österreich. So denkt sie zumindest. Doch als sie dort ankommt, erfährt sie, dass das Ehepaar schon eine andere Frau als Gartenhilfe angestellt hat. "Ich hatte ein gutes Vorstellungsgespräch mit der Frau, aber dann kam ihr Mann nach Hause und der war schon so komisch." Die Frau hatte ihr die Stelle bereits zugesagt und erklärt, wann (sie) zu arbeiten anfangen könne, doch daraus wurde nichts.

Die gebürtige Nigerianerin lebt seit über zwanzig Jahren in Österreich. Mit ihrem Mann und ihren Kindern wohnt und arbeitet sie in Wien. In Nigeria absolvierte sie eine pädagogische Ausbildung und war ein paar Jahre als Volksschullehrerin tätig. In Österreich ist sie nun als Hausarbeiterin beschäftigt. "Da muss man durch", erklärt die zweifache Mutter.

"Vorwarnung" am Telefon

Rassismus hat psychische Auswirkungen auf die Betroffenen. Depression und Frustration führen dazu, dass schwarze Menschen aus Furcht vor erneuter Diskriminierung häufig Bedenken haben, sich in Betrieben vorzustellen. Nicht selten kommt es vor, dass sie in Bewerbungsschreiben oder am Telefon anmerken, welche Hautfarbe sie haben: Lieber nehmen sie in Kauf, gleich am Telefon abgewiesen zu werden, als sich bei einem Vorstellungsgespräch wieder demütigen zu lassen. Wiederholte Ablehnung führt dazu, dass mehr und mehr schwarze Menschen zunehmend resignieren.

Die Konsequenz ist, dass qualifizierte Arbeitskräfte das Land verlassen. Manche kehren zurück in ihr Herkunftsland, andere ziehen in andere Länder, wo sie leichteren Zugang zum Arbeitsmarkt erhalten. Sie hoffen auf bessere Berufsperspektiven und weniger Diskriminierung. So wie Abby und Maria, die beschlossen haben, mit ihrem Nachwuchs nach London zu ziehen – "auch wegen der Kinder". Schließlich sollen sie es einmal besser haben. Denn eine österreichische Staatsbürgerschaft bedeute nicht automatisch, dass man auch als Österreicher akzeptiert wird. (derStandard.at, 20.7.2008)


Zur Autorin
Clara Akinyosoye (20) ist Studentin der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in Wien. Die Tochter nigerianischer Eltern ist in Wien geboren und im Verein M-Media engagiert. Diese Reportage hat Akinyosoye im Rahmen eines Medienlehrgangs des WIK-Vernetzungsbüros verfasst

 

Quelle: derStandard.at

Kommentare

 

hmm die geschichte macht nachdenklich. jetzt überleg ich mir gerade, wo ich schwarzafrikaner an irgendwelchen arbeitsstellen billa etc. dienstleistungsbereiche gesehn hab. nämlich garnicht. ich wurde noch nie von einer schwarzen kellnerin bedient. einen schwarzfrikaner hab ich in einer pizzeria allerdings hinten in der küche arbeiten gesehn. jetzt wo ich den beitrag gelesen hab, wird mir das erst so richtig bewusst.
sollte öffentlicher gemacht werden!
bringt doch mal was im biber darüber. die erfahrungen dieser leute würde mich wirklich brennend interessieren

 

Schwarze dürfen in Österreich: Tellerwaschen, Klos putzen, Strassen kehren. Entweder dort, wo sie nicht gesehen werden oder dort wo man sie nicht wahrnimmt. Da verkauf ich auch lieber bissi Koks oder Speed - und hab nicht so viele demütigungen zu ertragen.

 

den schwarzen nehm ich nicht mal das übel. mit diesem drogengeld ernähren sie eine ganze familie in afrika. vielleicht sogar einen teil vom dorf.
ich hab mit einigen schwarzen gesprochen, wenn sie mich auf der straße angemacht haben. das berühmte hello baby how are you, hab ich halt als eine gelegenheit wahrgenommen mehr über ihre geschichte zu erfahren.
über wieviele länder sie reisen mussten, unter welchen umständen, ist uns unvorstellbar. alle sammeln das geld zusammen, damit einer die reise antreten kann.
und in österreich würden sie diesen menschen einen größeren gefallen tun, wenn sie ihnen eine arbeit geben, als irgendwelchen organisationen spendengelder zu geben, die 99% der spenden an verwaltungskosten aufbrauchen.
die wahren spender sind die schwarzafrikaner, die über western union ihr hart verdientes geld den verwandten schicken.

 

...erst wenn man über dieses Thema liest und Erfahrensberichte schwarz auf weiß präsentiert bekommt, wird einem die Seltenheit farbiger Personen im öffentlichen Bereichen bewusst. Immer wieder stolpern wir über rassistische Schmierereien in Aufzügen, WCs, U-Bahnen etc., schütteln den Kopf drüber und habens im nächsten Moment wieder vergessen. Was wir leider nicht bedenken ist eben die Tatsache, dass betroffene Menschen nicht nur die Schmieragen ertragen müssen, sondern auch die Diskriminierung im Alltag- darunter fällt eben auch die Ablehnung bei Bewerbungen.
Haben in der letzten Ausgabe ja den farbigen Polizisten als positives Beispiel angeführt. Wies scheint ist dieses jedoch eine Ausnahme...

 

es entspricht leider der xenophobie des gelernten österreichers ( und dafür dürfen wir uns alle durchaus schämen...) daß es den "anderen" mit oder ohne österreichischer staatsbürgerschaft beim normalen berufseintritt äußerst schwer gemacht wird. ob jemand nach vom AMS vermittelten insgesamt 3 jahre dauernden computerkursen als "fachkraft" gilt kann ich nicht in ausreichendem maße beurteilen. üblicherweise bildet das kursangebot jedoch wenig praktische erfolgschancen, und das läßt sich nicht auf die hautfarbe reduzieren. mein tipp: große, internationale firmen oder unternehmen mit entsprechendem internationalen bezug, die multikulti unterstützen und nicht ausgrenzen - unabhängig vom AMS kontaktieren. das AMS ist ein schlechter dienstleister, sowohl für unternehmen als auch für dienstnehmer....
kopf hoch, es wird schon...

 

mich regt diese traurige wahrheit unglaublich auf. eine frau einen bewerbungsbogen vor der tür ausfüllen lassen? das ist menschenverachtend! für gewöhnlich sehe ich nur hunde vor den läden sitzen und sogar die dürfen in viele geschäfte rein, bekommen sogar ein leckerli, weil sie so süß sind. was um himmelswillen, sagt die hautfarbe über einen menschen aus? außer, dass sie vielleicht hinweis auf sein herkunftsland gibt?
in österreich hat man noch immer eine, deutlich sichtbare und leider auch spührbare, art von (berührungs)angst, gegenüber menschen mit dünklerer hautfarbe, ob es inder, pakistanis oder eben afrikaner sind. Mann assoziert gleich böses, weil die haut dunkel ist. wir weissen hingegen sind rein, sauber, wir sind engel? von wegen und dieser artikel ist nur ein beweis von vielen. ich muss mich schämen und mich im namen meiner hochentwickelten(?) gesellschaft, bei den betroffenen menschen entschundigen.

 

Ich sag nur: "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?" Die Phobie vor Fremden Dingen ist so tief verankert ini unserem Bewusstsein und wurde bedenkenlos Generation um Generation weitergetragen.

 

ich habe mich vorhin gefragt ob man eine naomi campbell oder eine tyra banks, zum beispiel auch vor dem laden stehen lassen würde...?
und wenn nicht, mit welcher begründung denn? ich meine, zu einer zeit als man nicht wusste, dass zwei zukünftige topmodels vor einem stehen. wo wären diese damen heute, wenn man ihnen keine chance gegeben hätte, weil man sie auf ihre hautfarbe reduzierte? schließlich waren sie auch mal ganz unbekannte, schwarze frauen, die sich irgendwann für irgendeinen job beworben hatten.
als redman und madhot man im volksgarten ein konzert gaben, war die bude rammelvoll und es waren bei gott, nicht nur afrikaner jene, die sich darum bemühten ihnen eimal die hand zu schütteln.
gerstern abend spazierte ich ein wenig durch die außenbezirke, haupsächlich zwischen dem zwölften und dem achzehnten. dabei fiel mir auf, dass mittlerweile enorm viele afrikaner in wien leben, so viele, dass man sie nur noch leugnen kann, wenn man die augen verschließt. daher ist es wirklich allerhöchste zeit, die scheuklappen bei seite zu legen, sich zu öffnen und auch diese menschen als vollwertige mitglieder unserer gesellschaft anerkennen. ihnen chancen auf eine bessere zukunft zu geben, ich glaube, dass sie genau von dem träumten als sie ihre heimat verließen. und wer weiß, viellecht versteckt sich unter ihnen eine nächste naomi campbell oder vielleicht sogar ein muhammad ali.

 

Method Man bitte!!!:)

 

sorry, ich wollt niemandem weh tun!

 

einem hip head tut das aber weh;) spaß beiseite, konnte es einfach nicht unkorrigiert stehen lassen, weißt eh klugscheißer.

 

amar, tu dir keinen zwag an, das wäre ja unnatürlich. :))

 

aaaaaaaaaaiggghht.............biaaaaatch;)

 

Wie war das noch mal?

Wir weißen:
wenn wir auf die Welt kommen sind wir rosa,
wenn uns schlecht ist sind wir grün,
wenn wir krank sind sind wir gelb,
wenn wir wütend sind, uns etwas peinlich ist sind wir rot,
wenn wir in die sonne gehen werden wir entweder rot oder braun,
wenn uns kalt ist sind wir blau,
wenn wir sterben sind wir kreidebleich!

Der Mensch afrikanischer Abstammung ist immer schokobraun! Brown Sugar Baby!

 

wie wahr, sugar baby!

 

@ Jax
"das berühmte hello baby how are you, hab ich halt als eine gelegenheit wahrgenommen mehr über ihre geschichte zu erfahren."
- find ich sehr lobenswert =)
PS: ich dachte immer du wärst ein männlicher Blogger

 

:) hello baby! my name is jasmina.

 

=)

sehr erfreut

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