Gemma Grillen!

06. Juli 2023

Ägyptische Schaschlikspieße, tschetschenische Suppe und Tee aus dem Samowar: Was bei neuen und alteingesessenen Wiener:innen zu einer gelungenen Grillage gehört, haben wir uns bei einer Tour durch Wiens Grillzonen auf der Donauinsel näher angesehen. Vorsicht – diese Fotostrecke macht Hunger auf mehr. 

Von Nada El-Azar-Chekh, Fotos: Zoe Opratko


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©Zoe Opratko

 

Der frühe Vogel fängt die Bank



Adam zog vor 20 Jahren aus der Türkei nach Österreich und kreuzt gerne schon um 7 Uhr früh in der Grillzone bei der Steinspornbrücke auf, um eine der heiß begehrten Tisch-Bank-Kombinationen zu ergattern. Die Zeit bis zum großen Mittagessen mit seiner Frau und seinen beiden Kindern überbrückt er, indem erst einmal der Samowar mit türkischem Tee hergerichtet wird. Immer mit dabei: eine kleine Axt, um die Holzscheite für den Holzofen zu zerstückeln. Auf den Grill kommt bei dem Imker selbstgeschlachtetes Lamm aus Tschechien. Den Grillmeister spielt an jenem Tag Adams Nachbar, ihre Ehefrauen haben sich vor fast zehn Jahren im Deutschkurs kennengelernt und die Familien verbringen seither viel Zeit miteinander. Neben Lamm und Huhn gibt es selbst gemachtes Fladenbrot und einen frischen Gemüsesalat mit gerösteter Melanzani und rotem Pfeffer als Beilage.

 

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©Zoe Opratko

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Geteilte Familientraditionen
Wenn eine syrische und eine ägyptische Familie gemeinsam grillen, bedeutet das vor allem eines: Es gibt ordentlich Fleisch. „Wir essen halt anders als die Österreicher. Bei denen gibt es doch nur ein Mal pro Woche Fleisch, ansonsten essen sie vegan, oder?“, fragt eine zweifache Mutter, die seit 1997 in Wien lebt. Das Fleisch für die Schaschlikspieße wird einen ganzen Tag lang in einer Joghurt-Marinade im Kühlschrank aufbewahrt, damit es zart wird. Natürlich darf ein durch Kurkuma gewürzter, knallgelber Reis und hausgemachter Hummus zum arabischen Fladenbrot nicht fehlen. Rund um den selbst mitgebrachten Tisch spielen die Kinder Fußball und kommen für ein Stück Wassermelone oder ein Glas Saft zurück. Die Nachbarn grillen zum ersten Mal gemeinsam – sieht ganz nach dem Beginn einer neuen, geteilten Familientradition aus. 

 

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Sonnenblumenkerne und Suppe aus dem Kessel

Eine Gruppe tschetschenischer Männer sitzt im Kreis um den Grill, über dem bald ein mit einem speziellen Gerüst befestigter Kessel hängen soll. Ihre Gespräche werden vom stetigen Knabbern von Sonnenblumenkernen begleitet. Was wird es Leckeres aus dem Topf geben? „Eine typisch tschetschenische Suppe, mit Rindfleisch und reichlich Gemüse“, entgegnet einer der bärtigen Männer.

Unweit der Männergruppe hat eine türkischstämmige Großfamilie am Donauufer groß aufgeschlagen: Teekannen und gleich mehrere Grills versorgen die Gruppe aus zwanzig Familienmitgliedern, im angrenzenden Zelt hält ein Cousin seinen Verdauungsschlaf. „Die Älteren von uns sind in der Türkei geboren, die Jüngeren hier in Wien“, erklärt eine der jugendlichen Töchter. Faschierte Laibchen und Kotelett vom Lamm und diverse hausgemachte Salate bringen genug Energie für den ganzen Tag auf der Insel. 

 

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„Wir sind Ägypter!“


Auch in der Brigittenauer Bucht sind Menschen noch am Abend eifrig am Grillen: Wir werden auf eine Gruppe junger ägyptischstämmiger Männer aufmerksam. „Wir kennen uns alle aus Kindertagen, aufgewachsen am Schöpfwerk“, erzählt uns einer von ihnen. Heute Morgen sollen sie insgesamt 23 gewesen sein, davon waren noch 18 am Abend übrig. Ein großes Zelt, das locker für 20 Festivalgäste Platz bietet, umrahmt im Hintergrund den Grill. „Das hat alles unser Chefkoch mitgebracht“, erklären die Jungs aus Meidling. Spieße, Cheeseburger, kiloweise Gemüse und hausgemachtes Brot („Von Mama!“) gibt es hier, bis die Tische sich biegen. „Wie wollt ihr das alles essen?“, fragen wir. Die stolze Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: „Wir sind Ägypter!“

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Shisha und Musik aus dem Irak


 

Deutlich entspannter her geht es einige Schritte entfernt bei einer Gruppe aus dem Irak. Hier klatscht man im Rhythmus zu arabischer Musik und blubbert fröhlich an der Wasserpfeife. Den Grill hat man von seinen Kochzwecken gelöst und wird nun für einen stetigen Nachschub an Kohle für die Shisha verwendet. Ein junger Mann mit Lockenpracht, er ist schließlich Friseur, bereitet die Tabakmischung vor. Seine Finger pink gefärbt vom Granatapfeltabak. Wir haben zuvor bereits den Tipp bekommen: Immer Handschuhe mitnehmen zur Grillerei. 

 

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©Zoe Opratko

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Checkliste:

Darauf solltest du bei deinem nächsten Barbecue achten:

         Salate und Beilagen am besten zuhause vorbereiten und das Dressing kurz vor dem Essen dazugeben.

         Handschuhe und Seife garantieren sauberes Arbeiten.

         Lunchdosen für Reste nicht vergessen!

         Feuerfestes Grillbesteck ist das A und O für Sicherheit.

         Dein mitgebrachter Grill sollte mindestens 15 cm über dem Boden stehen.

         Nimm Sonnenschutz und eine Kopfbedeckung mit, um der Hitze zu trotzen.

         Statt Fleisch eignen sich auch Gemüse wie Karfiol, Melanzani und Portobello-Pilze als Alternativen.

 

 

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©Zoe Opratko

 

 

Grillen in Wien – aber wo?

Du möchtest es ganz privat? Auf dem Balkon, Terrasse und im Garten ist das Grillen grundsätzlich erlaubt, solange man dadurch die Nachbarn nicht stört oder es durch den Mietvertrag bzw. die Hausordnung nicht ausdrücklich untersagt ist.

 

Grillzonen: Die Stadt Wien stellt acht Grillzonen zur Verfügung, in denen kostenfreies Grillen mit dem eigenen Grill möglich ist: 

          Brigittenauer Bucht (Neue Donau, zwischen Brigittenauer Brücke und Brigittenauer Badebucht), erreichbar mit dem Bus 20A

          Steinspornbrücke (Neue Donau, zwischen Ostbahnbrücke und Steinspornbrücke), erreichbar mit dem Bus 92A

Grillplätze: Die 15 Grillplätze der Stadt Wien kann man online für nur 10 Euro pro Reservierung mieten! Nähere Auskünfte bekommt man beim Inseltelefon: 01 4000 96500 oder online bei der Stadt Wien 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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