Gespräche auf Augenhöhe

23. Mai 2013

Der Bosnienkrieg wütet in seiner aggressivsten Form, eine nach der anderen, der von der UN erklärten Schutzzonen fielen in den Händen der Serben. Nur Gorazde konnte frei aber nicht unversehrt bleiben. Als der Krieg zu Ende war, bereiste Joe Sacco die Stadt, sprach mit Betroffenen und bot ihnen ein Sprachrohr an.

 

2000 veröffentlichte er „Safe Area Gorazde“ in den USA und erzählte damit die Geschichte der Stadt, ihre Belagerung und den Tod, der damit kam. Es dauert zehn Jahre, bis das Buch ins Deutsch übersetzt wird. Das Warten hat sich aber gelohnt. „Bosnien“ ist eine traurige und schaurige Zeitkapsel des Geschehens und des Grauens.

 

Die Figuren blicken dem Leser tief in die Augen, während sie ihre Lebensgeschichten erzählen. Edin ist einer dieser Figuren und dazu noch einer, der viel Glück hatte. Glück, weil er am Leben geblieben ist, Glück, weil er keine Verluste in der Familie einbüßen musste und Glück, weil er oft Nahrung besorgen konnte.

 

Er und die Bewohner der Stadt erzählen. Sie schildern die Atmosphäre vor dem Krieg, als Spannungen zwischen Serben und bosnische Muslime stiegen. Sie erzählen von der organisierten Migration der Serben aus Gorazde, nur wenige Tage, bevor der Krieg ausbrach. Sie sprechen von der Unmenschlichkeit, die der muslimischen Bevölkerung angetan wurde. Von Vergewaltigung, von lebendig angezündeten Kinder und Menschen sowie von Plünderungen und Morde, die von den eigenen Nachbarn verübt wurden.

 

                                

                                   Copyright: Joe Sacco/ Edition Moderne 2010

 

 

Hauptantagonisten sind in dieser Geschichte nicht Serben, sondern die Tschetniks, die mit ihren radikalen, faschistischen Gedanken, den Krieg vorantrieben. Ihren Senf bekommt auch die Internationale Gemeinschaft, samt Nato, die als unfähige, feige Nichtstuer dargestellt wird.

 

Durch rückblickende Episoden erzählt Sacco detailliert die politische Situation der Post-Tito Ära und die politischen Kämpfe des Balkans.

 

Sacco erzählt das tägliche Leben, dass die Bosnier durchleben mussten. Dies bedeutet auch Ablenkung durch kleine Partys mit Karaoke-Einlagen von Riki, Edins Freund, bosnische Kuchen aus den Händen von Nudjejma, die ihren Freund durch den Krieg verloren hat. Vor allem setzt Sacco bei diesen Geschichten den Akzent auf Freundschaft, die durch dick und dünn geht.

 

Mit feinen Zeichnungen erzählt Sacco eine durchaus grobe Geschichte, die jedoch beleuchtet werden muss. Meisterhaft variiert Sacco zwischen Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit, Leid und Freude Freund- und Feindschaft. Mit seinem Buch glückt es ihm den Leser besser zu erreichen, als es eine Fernsehdokumentation je könnte. Sacco, der für eine ähnliche Arbeit über Palästina ausgezeichnet wurde, liefert auch diesmal eine rührende Reportage des Krieges und kritisiert das, was ihn am meisten stört: Unmenschlichkeit und Untätigkeit! Dieses Buch gehört in jeder Heimbibliothek neben Art Spiegelmans Maus!

 

Joe Sacco: Bosnien. Edition Moderne, Zürich 2010. 234 Seiten. 24 €

 

Kommentare

 

 

Die aus Hollywood verpackten Indianer- & Cowboygeschichten von Joe Sacco zeigt meines erachtens einen komplexen Kriegshintergrund primitiv-easy für die breiten Massen die auf "Brot und Spiele" stehen und zwar schwarz-weißmäßig wer die "Guten" und die "Bösen" sind. Das ist pure Gehirnwäsche für Leute die sich mit dem Thema Bosnienkrieg nicht tief genug auseinandergesetzt haben. Die Realität ist ganz anders.

Alle drei Seiten - Bosnische Muslime, Kroaten & Serben führten unglaubliche Greueltaten durch. Es gibt da keine "Guten" und keine "Bösen". Alle sind boshaft gewesen!

  • Zitat: "die Tschetniks, die mit ihren radikalen, faschistischen Gedanken, den Krieg vorantrieben".

Falsch. Tschetniks sind keine Faschisten gewesen, sondern die kroatischen Ustascha und die muslimischen Balija waren und sind immer noch faschistisch geprägt.

 

Wieso hat Joe Sacco auch nicht die serbische Seite befragt? Die Antwort kann man sich sparen... die kennt man ja schon. Wieso erwähnt man nicht wie die bosnisch-muslimischen Balijas (=radikal faschistische & islamistische Moslems) in den umliegenden serbischen Dörfern von Srebrenica (zB Bratunac) serbische Kinder, Frauen, Männer & Alte vergewaltigt, mit Stacheldrahten erwürgt, mit Stromschlägen getötet oder mit Äxten unter dämonartigen "Allah o Agbar"-Geschreien die Köpfe von serbischen Zivilisten abgeschnitten haben? Die bosnisch-muslimische Armee hat ständig die umliegenden serbischen Dörfer heimgesucht und viele Greueltaten verrichtet. Diese Massenmörder fanden Schutz in Srebrenica. Die Armee der Republika Srpska konnte nicht in Srebrenica diese Mörder weiterverfolgen, da es eine UNO-Schutzzone war. Aber irgendwann kam das Fass zum überlaufen und schließlich mussten die Serben in Srebrenica eingreifen. Srebrenica war leider ein Racheakt der Serben für die Massaker der bosnischen Muslime an die serbische Zivilbevölkerung. Die Serben haben die muslimischen Frauen, Kinder & Alten von Srebrenica weitestgehend verschont, jedoch fand man bei der kriegsfähigen Männerbevölkerung kein Mitleid.

Rache/Selbstjustiz ist keine Lösung. Man hätte die muslimischen Massenmörder lebenslang ins Gefängis einkerkern sollten, leider aber kennen wir wie die Situation in Srebrenica endete.

 

Ich persöhnlich empfinde, dass Leute wie Beg mit ihren sehr bösartig gemeinten Texten die Diskrimmination, den Rassismus & Hass gegen die Serben fördern.

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