Hochzeitsträume von Männern

04. März 2014

Das Thema „Hochzeit“ ist immer automatisch eine Frauensache. Lifestyle-Redakteurin Delna Antia dreht den Spieß um und fragt endlich einmal nach: Liebe Männer, wie sieht denn eure Traumhochzeit aus?

 

Von Delna Antia

 

Er wollte nur anonym reden. Zu heikel, diese Angelegenheit. Nur mit Engelszungen konnte er überzeugt werden. Schließlich steht einiges auf dem Spiel: Das Image als Mann. Obwohl es durchschnittlich jedes Jahr 38 Tausend von ihnen in Österreich tun. Was? Heiraten.

Für Männer ist das Thema Hochzeit bekanntlich ein rotes Tuch. Wenn sie es dann tun, muss es Liebe sein. Aber öffentlich damit in Verbindung gebracht werden? Wie sieht denn das bei den Hawarern aus?! Doch vier Mutige trauen sich. Für biber reden sie, legen ihre Hochzeitsträume auf den Tisch. 

 

Der Traum vom Porsche

Bevor wir eintauchen in ihre Fantasien aus weißen Porsche Panameras, Parties in Vegas, 16-stöckigen Springbrunnen-Torten und 60er-Jahre-MadMen-Smokings, ein paar Worte vorab: Männer stellen sich ihre Hochzeit nicht komplett anders vor als Frauen. "Im Gegenteil", so Weddingplanner Dariush Onghaie. "Die meisten Männer mögen es Romantisch und möchten prunkvoll heirate. Ihre Braut wollen sie als Prinzessin präsentieren." Vielleicht liegt das an der ausländischen Herkunft? In Expertenkreisen munkelt man, dass hierzulande Männer meist passiv-apathisch auftreten, wenn es ums Heiraten geht. Im Gegensatz zu Südländern, wo die Hochzeit eine Prestige-Angelegenheit mit großem Tamtam ist. Wie auch immer, hier kann mit Bestimmtheit gesagt werden: So unterschiedlich die Hochzeitsträume unserer vier„Ja-Sager“ sind, alle wollen den schönsten Tag in ihrem Leben unvergesslich gestalten.

 

Klassische Balkanhochzeit oder „Ohne Schokobrunnen geht gar nichts.“

Dejan ist ein Perfektionist wie er im Buche steht. Sprich: Er ist nie zufrieden. Dabei hat er wie James Bond höchstpersönlich letztes Jahr geheiratet. Eine wunderschöne Frau mit langen, blonden Haaren stand neben ihm vor dem Altar, mehr als 300 Gäste feierten ihr Liebesgelöbnis, während die Juni-Sonne den ganzen Tag nichts besseres zu tun hatte, als strahlend vom Himmel zu scheinen. Seine frisch getraute Braut fuhr Dejan eigens in einem weißen Audi Spider mit Rosenherz auf der Motorhaube vom Standesamt zur Kirche. Ihnen folgte eine Autokolonne aus gut 30 Wagen, angeführt und eingerahmt von Motorrädern, die die österreichische und die kroatische Fahnen im Wind flattern ließen. Auf Dejans Hochzeit gab es eine sechszehnstöckige Springbrunnentorte, 600 Blumen und fünf Kameraleute, die das ganze Spektakel von morgens bis nachts festhielten. Und trotzdem: Er meckert und würde heute alles anders machen.

 

Auf Wolken tanzen

„Ich bin ein Organisationstalent. Eigentlich ist es selten, dass der Mann soviel Input gibt, aber ich wollte eben, dass alles perfekt wird.“ Acht Monate vorher haben die beiden angefangen zu planen. Die Tipps und Kontakte von Freunden, die den großen Tag schon hinter sich gebracht hatten, waren dabei die größte Hilfe. Bei einer australischen Hochzeit hat er sich zur Idee mit den Nebelmaschinen inspirieren lassen: Der erste Tanz des Brautpaars sollte aussehen, als tanzten die Zwei auf Wolken. Unbedachterweise liefen aber die Kellner durch den Raum und durch ihre Bewegungen blieb der Nebel nicht am Boden. Ein Grund warum Dejan sich heute ärgert. Andere sind das Chaos bei der Sitzordnung, die mittelmäßige Band und die paar zermatschten Kuchen aus Serbien. Aber am meisten bringt ihn das Hochzeitsvideo zum fluchen. „Was habe ich von meiner Hochzeit, wenn ich keine guten Bilder und Erinnerungen hinterher habe?“ Um dem vorzubeugen, hatte er vier Kameramänner und eine Kamerafrau (für die „Frauenaufnahmen“ beim Ankleiden) engagiert. Herausgekommen ist ein Trailer-Video, das aussieht wie der Anfang einer Hollywood-Romanze, dazu ein sechsstündiger Hochzeitsfilm und hunderte Fotos. Nur: „Es gibt ein Sound-Knacken!“ Dejan will eben Perfektes für seine mehrere Tausend Euro Kamerakosten. Die ganze Hochzeit hat ihn die Summe eines Kleinwagens gekostet. Aber gut, auf einer Balkanhochzeit gibt es immer auch „Einnahmen“ – auf null ist Dejan trotzdem nicht gekommen. (Einige Gäste hatten unglücklicher Weise abgesagt.)

Trotzdem, so sehr der Perfektionist betont, dass er heute kleiner feiern würde und nie mehr ohne Weddingplanner, so sehr merkt man, wie stolz er eigentlich ist. „Ich wollte einen Schokobrunnen bei meiner Hochzeit und es gab ihn!“, strahlt Dejan. Nicht nur das gab es. Sogar eine Gesangseinlage des „Bosnien-sucht-den-Superstar“-Sänger Velimir Petrovic Veco, der eigens zu ihrer Hochzeit angereist war. Wirklich, dieser Mann sollte aufhören zu meckern.

 

Bei Enricos und Michaels (v.l.n.r.) Hochzeit ist das Sacher in Salzburg ein Muss. Die edle Hochzeit oder „Sacher ist bei uns Tradition.“

Enrico hat den Heiratsantrag gemacht. Er hat sein Urlaubsgeld gespart und davon den Ring gekauft. Das war vor einem Jahr. Im Juni werden die beiden heiraten. Im Standesamt von Salzburg, das sich eleganterweise im Schloss Mirabelle befindet. In Wien stände Enrico, 22, und Michael, 29, für ihre „Verpartnerung“ nur das weniger prunkvolle Magistrat im 7. Bezirk zur Verfügung. Enrico kommt von der italienischen Insel Sardinien, Michael ist Salzburger. „Für uns beide war klar, dass wir eine kleine, aber klassisch-elegante Hochzeit haben wollen, in intimer Atmosphäre.“ Darum ist die Location der Feier mit rund 50 Gästen auch im Hotel „Sacher“ in Salzburg. „Das Sacher war schon immer der Ort, wo meine Familie besondere Anlässe gefeiert hat. Im Standesamt Schloss Mirabelle haben sich meine Eltern, Großeltern, Onkel und Tante getraut, und die Uroma sogar zweimal“, erzählt Michael. „Da war es dann ganz selbstverständlich, dass wir das auch machen.“ Außerdem und nicht zuletzt fühlen die beiden sich im Sacher auch deswegen wohl, weil man als schwules Pärchen ohne Probleme Händchen halten könne.

Zunächst wird es einen Champagner-Empfang mit Kanapees in der Sacher-Bar geben, danach wird im Wintergarten mit Blick über die Salzburger „Skyline“ diniert und gefeiert. Ein italienischer Sänger und Freund der Familie soll mit Gitarre und Keyboard für Stimmung sorgen. Weil dem Hobbykoch Enrico „die Blumen und das Essen“ am wichtigsten sind, hat er beides ausgewählt. „Ich lasse doch keinen Vegetarier den Fleischgang bestimmen“, sagt er augenzwinkernd.

 

 

Kinder und Mad Men

Eigentlich wollte das Pärchen mit einem Budget von 10.000 Euro auskommen, doch das sei bereits längst überschritten. „Da waren wir wohl ein bisschen naiv“, lächeln sie. Im Grunde sind die Zwei sich in allem einig, nur in einem Punkt prallten die Meinungen aufeinander: „Kinderhochzeit“ oder nicht? Für einen Italiener wie Enrico ist es undenkbar, dass auf seiner Hochzeit keine Kinder zwischen den Tischen herumflitzen, für den österreichischen Michael dagegen liegt das im Bereich des Vorstellbaren. Aber sie haben sich geeinigt: Die italienische Familie reist tutti completti an, allerdings sind gerade mal vier Kinder im Gepäck. Sofortige Eintracht herrschte dagegen bei der Bräutigams Garderobe: Das Pärchen wird im Partnerlook auftreten: im klassischen Smoking, 60er Jahre Look à la „Mad Men“ mit rundem Revers. Was wird noch besonders sein? „Es wird eine Schwulen-Hochzeit ohne Schwule!“, sagt Enrico grinsend. Gerade mal zwei schwule Gäste hätten sie dabei. Michael ist zwar nicht einverstanden mit dieser Zusammenfassung, muss aber trotzdem lachen.

 

Die amerikanisch-russische Hochzeit oder „Vegas, Baby!“

Albert, 23, ist Weißrusse und kommt, wie er selbst sagt, aus einer sehr konservativen Familie. So erklärt er auch seinen Wunsch einmal in Las Vegas zu heiraten. „Ich habe das schon genau vor Augen: Eine kitschige Kapelle in Vegas, die besten Freunde dabei und es wird so richtig Party gemacht. Ich werde aussehen wie ein Paradiesvogel und unser Hochzeitsfoto wird alternativ, also „besoffen“ aussehen. Danach geht es hackedicht mit alle Mann in den Flieger nach Weißrussland.“ Für den Partytiger Albert, der in Wien gern in der „Grellen Forelle“ abgeht und am Land sogar eigene Partys organisiert, ist Vegas aber nur die eine Seite seiner Hochzeitsmedaille. Der Traum seiner kirchlichen Hochzeit sieht ganz, wirklich ganz anders aus. „Meine Oma besitzt ein kleines Bauernhäuschen am Land, in einem Dorf in Weißrussland. Meine Familie lebt dort, 50 bis 60 Leute hätten Platz. In dieser Kulisse von bunten Kirchen mit Kuppeln aus Gold und einem Pfarrer mit Bart soll die Hochzeit stattfinden.“

Für Albert heißt es: Vegas, Baby!

 

Die kirchliche Heirat ist für Albert besonders wichtig. „Standesamtlich muss leider sein. Aber ein Papier brauche ich eigentlich nicht unterschreiben. Warum soll ich, wenn sich doch zwei Menschen lieben.“ Drei Tage soll seine Hochzeit in Weißrussland dauern, am ersten Tag findet die Trauung in der Kirche statt, an Tag zwei und drei folgen Festessen und Tanzspiele, immer abwechselnd. So sei das nun mal in Weißrussland. Wann es denn mit der Hochzeit soweit sei? Schließlich ist offensichtlich, wie verliebt er seine Freundin Alicia ansieht. „Ich bin ein karrierebezogener Mensch. Bevor ich nicht 3000 Euro Netto am Konto monatlich hab, gibt es weder Heirat, noch Kinder.“ Gut, dass er hier auch schon einen Plan hat. Aber das ist eine andere Geschichte.

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