Kopftuch in Andalusien

13. Dezember 2010

Während meines zweiwöchigen Aufenthaltes in Andalusien ist mir neben dem herrlichen Wetter, der atemberaubenden Architektur und der facettenreichen Geschichte, die freundliche Lebenssicht der Gesellschaft aufgefallen.

Die zahlreichen marokanischen Einwanderer, die größtenteils an den Islam glauben machen bereits einen erheblichen Teil der Bevölkerung aus. Ihre Frauen laufen mit Kopftüchern herum und sie befüllen zu tausenden die Moscheen in den großen Städten von Huelva bis Almeria.

Immer wieder habe ich Andalusier gefragt, was sie über diese moslemischen Frauen mit den verhüllten Köpfen denken.

Die Antworten waren zusammengefasst immer die gleichen:

"Warum fragst du das, was ist das für eine Frage? Ist doch egal, was sie anhat. Jeder läuft so rum, wie er will."

Keine kochende Aggression, keine aufgestauten Wutgefühle, keine verblödeten Versuche, dieses Erscheinungsbild mit 'Zwangskopftuch' oder 'Erniedrigung der Frau' zu kritisieren, nichts.

Nur menschliche Akzeptanz. Nur gesunder Menschenverstand. Sonst nichts.

Die "unterdrückten Moslemfrauen", die in Andalusien keine sind.

 

"Christliche Extremistenfrauen" mit Tüchern auf den Köpfen.

Kommentare

 

dass deine Äußerungen zu diesem Thema oft "heile-Welt-mäßig" sind. Oder?

Nur weil keiner offen sagt bzw. in der Öffentlichkeit das Thema nicht präsentiert wird, heißt das nicht, dass diese Frauen das Kopftuch freiwillig und stolz tragen, dass sie nicht unterdrückt werden. Eher ist es so, dass die Unterdrückung schon so Tradition ist und so in den Köpfen verankert, dass man aufgehört hat, nachzufragen.

Du stellst es so dar, als wäre die westeuropäische Fragestellung nach der Freiwilligkeit und der Sinnhaftigkeit des Kopftuchs etwas Schlechtes.

 

"heile-Welt" ja oder nein...

ich glaube, hier können wir uns einig werden - dass es sowohl die eine Art als auch die andere Art von Frauen/Situationen gibt.

In der Hauptschule kannte ich Seda - Seda wurde von ihrem Vater gezwungen ein Kopftuch zu tragen...nur weil ihre Brüder dicht hielten - hat sie (ohne dass es der Vater erfährt) in der Schule darauf verzichtet...

Jahre später entschloss sich für eine kurze Zeit meine lesbische Freundin der Sünde zu entsagen und ihre innere Ruhe in der Religion zu finden...
Wer sie kennt, weiss dass ihr Leben bis dahin alles andere als ruhig war und dass das nicht klappen würde...
...aber sie wurde von keinen gezwungen - ihre Eltern selbst eher kommunistisch angehaucht hielten nicht viel von ihrer Idee...

 

alle reden immer darüber, dass kopftuchtragende frauen automisch auch unterdrückt werden, nicht emanzipiert sind, keinen eigenen kopf haben, sondern nur dem mann folgen (müssen).aber ich glaube, die menschen wissen gar nicht, wie sehr das diese frauen verletzt. ich habe viele freundinnen, die kopftuch tragen und die sind wirklich traurig, wenn sie hören/sehen/fühlen wie andere menschen über sie denken und als was sie dargestellt werden.

wir lesen in der zeitung immer über diese schrecklich armen frauen, studieren bücher über ihr schicksal, gaffen uns dokumentationen darüber an, wie schrecklich es ihnen geht, aber was ist mit meinen freundinnen, ich erlebe das alles real mit und bin kein passiver zuschauer wie die meisten anderen urteilenden. manchmal kommt es mir vor, als ob der gutmensch von heute, der aufschreiende "ooh die armen, armen kopftuchträgerinnen, ohne ginge es ihnen so viel besser", gar nicht am schicksal dieser frauen interessiert ist, denn er kreiert ihr image als unterdrückte frau mit diesen aussagen mit.
deshalb find ich deinen blog nicht heile welt-mäßig, sondern einfach mal die andere sichtweise aufzeigend.

zumindest haben mich meine freundinnen, die kopftuch tragen zu dieser denkweise angeregt, natürlich wurde ihnen aber das kopftuch nicht auferzwungen und sie sagen selbst, dass es jeder frau freigestellt sein soll, ob sie ein kopftuch trägt oder nicht.

 

niemandem auferzwungen wurde - wieso tragen ich und du kein Kopftuch?

 

Was ist das für eine Frage?

Von wievielen Frauen hast du dir die Ansicht und die Einstellung angehört, die Kopftuch tragen?

Die Sichtweise dieser ganz besonderen und ehrenhaften Menschen, die die das Schauspiel der Welt auf eine ganz andere Art betrachten, sollte man erst einmal zu verstehen versuchen. Viele werden es trotzdem nicht verstehen.

Sie dann so eingeschränkt zu betrachten und unbedingt mit Unterdrückung zu verbinden ist nicht richtig.

Bitte endlich beginnen, andere Menschen anzuhören und zu begreifen zu versuchen.

 

konstituiert das "besondere" und "ehrenhafte" am kopftuch tragen?

außer einfach zu behaupten, es wäre das?

weil viele etwas nicht verstehen - was du zu verstehen scheinst - sind sie im unrecht und sollen keine (dummen) fragen stellen.

weil es freiwillige kopftücher gibt - soll man eine religion nicht kritisieren dürfen?

was genau willst du sagen?
pliiiiiz, werd konkret.
ABB

 

schon mit einigen darüber gesprochen. Viel Tieferes als Indoktrination ist dabei nicht herausgekommen. Aber vielleicht schaue ich zu genau.

Ich versuche meinen Standpunkt mal etwas deutlicher klarzumachen - doch davor muss ich sagen, dass ich keinen Deut weniger ehrenswert bin, als Frauen, die Kopftuch tragen. Außerdem - verstehen tu' ich schon, warum sie das tun. Nur gutheißen nicht. Verstehen und gutheißen ist nicht dasselbe. So. Und jetzt zum saftigen Teil:

Man kann die Kopftuchsituation sehr einfach mit einer Analogie erklären. Wenn ein Nudist (um es weniger lächerlich darzustellen, kann man sich auch einen indigenen Bewohner Südamerikas, Australiens oder Afrikas) zu uns kommt, wird er auch ganz erstaunt fragen: "Wieso tragt ihr diese Fetzen? Wieso bedeckt ihr eure Geschlechtsteile und Merkmale? Es ist doch das natürlichste der Welt, frei und nackt herumzulaufen - so, wie Gott uns geschaffen hat."
Zwischen so einer Aussage und der Verwunderung über Kopftuchträgerinnen besteht im Grunde kein Unterschied. Manche Frauen tragen Kopftuch, weil es ihre Umgebung begünstigt, ich trage Leiberl und Röcke und Strumpfhosen, weil es eben meine Umgebung begünstigt.

Die grundlegende philosophische Einstellung, die dem hier zugrunde liegt: Der Mensch ist nicht frei. Keiner von uns ist frei von seiner Vergangenheit, seiner Umgebung, frei von Einflüssen. Der Mensch ist ein soziales Wesen und will sich gesellschaftlich in die gegebenen Umstände einbetten. Deshalb trage ich Strumpfhosen, manche Frauen Kopftuch und manche Leute Metallringe um den Hals, die ihre Wirbelsäule zerdehnt. Und genau das meine ich mit "ich schaue zu genau" - es geht hier gar nicht um Kopftuch, Religion, Anmachsprüche und dergleichen. Es ist ein einfaches soziologisches Phänomen, das noch mit religiösem Blödsinn überlagert wird, damit es interessanter wird.

 

ich trage keines, weil ich es nicht möchte. meine cousine trägt aber eines, weder ihre mutter, noch ihre schwestern tragen kopftuch. auch, hat sie keinen freund, der ihr das AUFZWINGT. sie sagt, sie fühlt sich wohler damit, keine blöden anmachsprüche. meine tante hat geweint und meine cousine angefleht, sie soll sich kein kopftuch auflegen, sie würde diskriminiert werden, sie würde nicht die selben chancen erhalten,wie die anderen frauen hier in österreich. und das ist eben das, was ich am traurigsten finde, meine tante hat recht.

und was will der westeuropäer denn genau,allen frauen das kopftuch verbieten? nur weil wir westler ihnen unsere moderne welt AUFZWINGEN wollen? wie arrogant sind wir, uns für die modernsten zu halten, was nehmen wir uns heraus, kopftuchVERBOT zu fordern, wohin wird das alles führen??

 

... was?

- man in andalusien (gesunder menschenverstand) gar nicht erst darüber redet?

- man in andalusien (menschliche akzeptanz) das selbstverständliche tut: trotz religiösen menschen friedlich sein?

- man in andalusien einfach schweigt (sonst nichts)

wer von euch weiß was "al-andalus" ist?
wer von euch weiß was ein "jamon iberico" ist?
wer von euch weiß was die "dschizya" ist?

ABB

 

Der Blog sagt das, was drinnen steht.

Diese Kommentare zeigen aber wieder, dass sich in Wien zu viele Leute mit diversen Komplexen zusammengefunden haben.

 

das wird jetzt etwas unpassend und taktlos klingen.

kopftuchthemen garantieren mir erfolgreiche blogs. klicki klicki bis zum umwinken.

sorry nochmal. aber tatsache. sobald kopftuch, klickst du, schreibst du. oooo du never ending story

 

+++++++++++++

 

Biber-Cover idee

einfach fett in roter schrift KOPFTUCH auf schwarzen hintergrund drucken. sonst nix :)

ein club 2 sollte dabei fix rausspringen

 

genial :)

 

hhahahahhhaaa

 

Lieber Erkan, wenn jemand, der deinen Blog kritisiert ein Komplexbeladener ist – so what?

Du wirst mir sicher zustimmen, das auch ein Mensch mit Komplexen - Fragen stellen darf, eine Meinung haben darf und sie auch argumentieren kann?

Aber dazu komme ich weiter unten mit einer persönlichen Frage.

Nun zu deinem Blog und warum ich ihn als naiven Apologismus bezeichnen will.

Die Antwort: Wegen Al Andalus, Jamon Iberico und die Dschizya.
Weil die Andalusier genau wissen was diese Worte bedeuten, woher sie kommen und was sie mit Andalusien zu tun haben – reden sie nicht gern über Kopftücher.

Nicht weil sie vernünftiger, toleranter (und sonst nichts) sind.

Leider hast du dich mit der Geschichte Andalusiens nicht befasst, sonst wüstest du es auch.
Stattdessen hast du uns einen – noch dazu einfältigen – Apologismus zum Thema Kopftuchdebatte, Islam, etc. als Blog hingeknallt.
Gipfel: du bleibst sprachlos wenn einer das entlarvt und unterstellst Komplexe.

Nun zu Komplexen.

Neulich hat ein junger Moslem zusammen mit seiner Schwester die Redakteure von biber unterhaltsam mit dem sittenstrengen Getue um Techtlmechtl, erste Freunde und Moral aufgeklärt. Laut dem jungen Mann und seiner Schwester, ist all das – nur putzige, harmlose Folklore von uns Südländern (ich bin Jugo).

Wenn du, Erkan, also über Komplexe reden willst:

Wenn erwachsene, männliche Familienmitglieder, einen Teil ihrer Lebenszeit aufwenden, um bei ihren Schwestern (Töchtern, Nichten, Cousinen) den aktuellen Status ihrer Mumu zu überwachen – auf was für Komplexe lässt das schließen?

Ein Tipp: Mit Verboten und Moralgetue wird genau das begehrt was zu überwachen getrachtet wird...

Komplexhaufen Abu Bogumil Balkansky, immer lustig immer munter!
MirDasBier – Allahu Ekmek!

 

Antworten auf Kritik mehr? Interessant.

 

Ich bin mir sicher, dass es Frauen gibt, die ein Kopftuch tragen, weil sie es wollen und sich damit wohlfühlen. Trotzdem gibt es auch Fälle in denen es leider nicht so ist. Ein Kopftuch-Verbot ist aber auf keinen Fall, die Lösung, viel eher ist das Unterdrückung der freien Religionsausübung.
In Familien, in denen die Frauen unterdrückt werden und das Kopftuch unfreiwillig getragen wird, sollte aber auf jeden Fall etwas getan werden.
Leider sind Dinge nicht immer so einfach wie sie oft im ersten Moment scheinen, deswegen ist oft gar nicht so einfach sich eine Meinung darüber zu bilden.
Persönlich glaube ich aber, das Aufklärung immer der Beste weg ist, dann kann sich jeder frei entscheiden was er will!

 

wie kann man allerdings wissen, wer es freiwillig trägt?
viele mädchen, denen es auferzwungen wurde, wollen ihre familien nicht verlieren, und beharren auch auf die freiwilligkeit.

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