Moderne Kroaten, fremdenfeindliche Serben und schwache Türken

05. Juni 2014
Wie glauben Migranten in Österreich wahrgenommen zu werden? Eine gestern veröffentlichte GfK-Studie hat versucht dieser Frage nachzugehen und hat vier große Migranten-Gruppen befragt. Das Ergebnis wirft aber Fragen und Mängel auf.

 

600 Kroaten, Serben, Bosnier und Türken wurden im Rahmen der Studie befragt. Die Fragestellung: Welche Eigenschaften denken Sie, werden ihnen vom typischen Österreicher zugeschrieben? Das Ergebnis laut Studie: Kroaten haben ein positives Bild von sich, sehen sich als „weltoffen“, „friedliebend“ und „ehrlich“. Sie denken auch, dass sie als moderner und fortschrittlicher als andere Zuwanderergruppen von Österreichern wahrgenommen werden.

Auch Bosnier glauben an ein äußerst positives Image: „fröhlich“, „gastfreundlich“ und „stark familienorientiert“ haben die meisten angegeben. Serben sehen sich ähnlich positiv, jedoch glauben sie auch als „fremdenfeindlich“ wahrgenommen zu werden. Ob das mit ihrer Rolle in den Balkankriegen zu tun hat oder der Nähe mancher Serben zur FPÖ zu tun hat, bleibt offen.

Türken glauben mit Abstand am schlechtesten von Österreichern wahrgenommen zu werden. Sie glauben, dass der typische Österreicher sie als „schwach“, „religiös“, „fremdenfeindlich“ und „konservativ“ sieht. Das denkt auch die zweite Generation unter den Befragten.

 

Die größte Migrantengruppe fehlt

 

Die Studie hat jedoch Lücken. Befragt wurden 600 Migranten, davon waren 300 türkischer Abstammung. Serben, Kroaten und Bosnier kommen auf jeweils 100 Befragte, was ihre Ergebnisse nicht besonders aussagekräftig macht. Befragt wurde telefonisch und auf Deutsch. Menschen mit schlechten Deutschkenntnissen und somit ihre Erfahrungswerte fallen weg. Die Antwortmöglichkeiten waren vorgegeben, das heißt die Befragten hatten keine Möglichkeit, sich selbst Eigenschaften zuzuschreiben. Von 25 Auswahlmöglichkeiten waren 19 positiv und sechs negativ.

Außerdem ist es überholt von „den Türken“ und „den Kroaten“ zu sprechen, wie das in der Studie der Fall ist. Es gibt deutliche Bildungs- und Schichtunterschiede innerhalb der Gruppen, was die Wahrnehmung prägt. Hier hat die Studie alle in einen Topf geworfen. Die größte Migrantengruppe in Österreich, die Deutschen, wurden übrigens nicht befragt.

Kommentare

 

Super interessanter Artikel zum Thema "familienorientiert/konservativ":

 

http://www.datum.at/artikel/morbus-balkan/seite/alle/

 

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