Er, dessen Namen wir nicht aussprechen, ist tot.

Allerseiten nachruft es pietätvollst: „menschliche Tragödie“, „Land mitgestaltet“, „ politisches Talent „ …

Bei einer Partei sogar: „Weltuntergang“.

Gut.

Denn Pietät gegenüber einem grad´ Verstorbenen und seiner Familie ist fast immer angebracht.

Pietät gegenüber unschuldigen Opfern von Menschenfeinden wie Adolf Hitler, ist jedoch immer angebracht. Er, dessen Namen wir nicht aussprechen, hatte zu Lebzeiten diese Pietät gegenüber Opfern des Holocaust und modernen, vor Krieg, Armut und Verfolgung zu uns geflohenen, nie gezeigt.

Die menschliche Tragödie der von Berufsverbot, Verschleppung und Zwangsarbeit betroffenen im Dritten Reich, benannte er öffentlich als ordentliche Beschäftigungspolitik. Die Orte der Vernichtung von völlig unschuldigen Menschen – nennen wir sie ruhig beim Namen: Konzentrazionslager, Vernichtungslager, Todeslager – nannte er: Straflager.

Eine seiner letzten politischen Taten war die erste Massendeportation in Österreich seit 1945. Und sein allerletzter politischer Akt war es, eine „Sonderanstalt“ zu schaffen: Auf einem Berg, weit weg von aller Augen, sollten Flüchtlinge auf bloßen Kriminalverdacht hin konzentriert werden.

Ein zukünftiges Straflager? Für Sonderbehandlungen?

Jedenfalls schuf er sich damit wenige Tage vor seinem Ableben sein erstes eigenes Lager. So hat er das Land mitgestaltet.

Sein politisches Talent bestand also im schamlosen Ausreizen der Faschismustoleranz der Österreicher. So hat er Österreich politisch geprägt. Oder hat die Faschismustoleranz der Österreicher ihn geprägt?

Oder vielleicht seine Eltern - überzeugte Vorkriegsnazis aus Bad Goisern, einer der letzten Zufluchstätten beim Weltuntergang der Erschaffer der Welt seiner Eltern?

Ein Mensch der Politiker war, ist tot. Seine Politik der Menschenverachtung und Affinität zum Nationalsozialismus ist es nicht. Sie lebt weiter, denn er, dessen Namen wir nicht aussprechen, darf öffentlich als Ziehvater des rechtsextremen Terrors in Österreich genannt werden. Und davon hat er uns zumindest einen talentierten Sohn herangezogen. Der wird jetzt das Erbe antreten.

Meine Bereitschaft zur Pietät hält sich in Grenzen.