Symposium 50 Jahre Gastarbeit

17. Juni 2014

1964 schloss Österreich mit der Türkei ein Anwerbeabkommen für türkische Gastarbeiter. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums lud das Außenministerium gestern zu einem Symposium in der Diplomatischen Akademie.

„Österreich hat um Gastarbeiter geworben, Menschen sind gekommen“, mit diesen Worten eröffnete gestern Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz das Symposium „50 Jahre Anwerbeabkommen Österreich-Türkei“. Im Rahmen der Veranstaltung haben Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft über die wirtschaftliche Bedeutung von Gastarbeitern, die türkische Migration nach Österreich und die Entwicklung der türkischen Community hier diskutiert. Vor dem Treffen in Wien gab es auch ein Symposium zum Thema Gastarbeit in Ankara.

 

Grund für die Unterzeichnung des Anwerbeabkommens war der damals starke Wirtschafstaufschwung in Österreich. Anfang der 60er-Jahre war eine Vollbeschäftigung erreicht und vielen heimischen Betrieben fehlten Arbeitskräfte. Damit alle Firmenaufträge rechtzeitig erfüllt werden konnten, benötigten die Betriebe zusätzlich billige Arbeitskräfte aus dem Ausland. Zudem seien die angeworbenen Arbeiter aus der Türkei eine Art Beihilfe für Betriebe gewesen, die ohne die billigen Arbeitskräfte vermutlich schließen hätten müssen, erklärte Rainer Münz, Leiter der Forschungsabteilung der Erste Group.

 

(Foto: Österreichisches Außenministerium)

Von Bleiben keine Rede

Als die ersten Gastarbeiter nach Österreich kamen, sollten diese nur für eine kurze Zeit hier bleiben und nach Ende ihres Arbeitsvertrags wieder in ihre Heimat zurückkehren. Es war nicht geplant, dass diese Menschen bleiben und ihre Familien nachholen. Das habe auch jahrelang zu Versäumnissen in der österreichischen Integrationspolitik geführt, waren sich viele Vortragende einig.

 

Heute leben 268.400 Personen mit türkischen Wurzeln in Österreich. Das sind 17 Prozent aller Menschen mit Migrationshintergrund. „Die Türken sind mittlerweile in allen Teilen der Gesellschaft angekommen. In der Wissenschaft, in der Wirtschaft und Kunst“, sagte Mehmet Hasan Göğüş, türkischer Botschafter in Österreich. Im Rahmen seiner Rede forderte er Wertschätzung gegenüber türkischen Mitbürgern und die Einführung der Möglichkeit, in Türkisch zu maturieren. Die Beherrschung der Muttersprache sei auch wichtig für das Erlernen der deutschen Sprache.

 

Klare Worte an Erdogan

Ungewöhnlich klare Worte fand Außenminister Kurz anlässlich des Besuchs des türkischen Premiers Erdogan am Donnerstag: „Ich hoffe, dass Erdogan in seiner Rede die richtigen Worte wählt, um das Integrationsklima nicht zu zerstören.“ Im Rahmen einer Rede in Köln Ende Mai hatte Erdogan Deutsch-Türken dazu aufgerufen, sich nicht assimilieren zu lassen. Unter den Symposium-Besuchern waren auch Vertreter der „Union Türkisch-Europäischer Demokraten“ (UETD), auf deren Einladung Erdogan am Donnerstag Wien besucht. Der Türken-Premier möchte vermutlich auch Stimmung für die bevorstehende Präsidentschaftswahl im August machen. Nach einer Gesetzesänderung dürfen nun auch im Ausland lebende türkische Staatsbürger abstimmen. Früher durften Türken nur innerhalb der Landesgrenze wählen.

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